Dirty Dancing – Das Musical
Baby und Johnny sind auf Tour und machen derzeit Halt im Musiktheater Linz. Das Gastspiel mit viel Tanz, Witz und Kitsch bleibt bis 6. August, bevor es wieder weiter zieht. Fans von Dirty Dancing sollten also im schnellen Mambo Schritt zum Musiktheater tanzen, wenn sie noch Karten ergattern wollen.
Für alle, die den Kult-Film nicht kennen, hier eine kurze Zusammenfassung der Handlung: Baby kommt mit ihrer Familie in das Ferienresort Kellerman’s. Dort lernt sie den hauseigenen Tanzlehrer bei einer Crew Party kennen. Daraufhin erleben die beiden den Sommer ihres Lebens und navigieren durch viele Schwierigkeiten, die das Erwachsenwerden in den 60ern bereitet. Baby ersetzt die ungewollt schwangere Tanzpartnerin von Johnny für einen Auftritt, sie helfen dabei das ungewollte Kind abzutreiben und führen eine geheime Beziehung, da Baby’s Eltern bestimmt gegen ihre Liebe wären. Mit den Hotelangestellten und Feriengästen steuern sie gemeinsam auf ein Happy End zu und segeln in der lange geübten Hebefigur ins Glück.
Die Besetzung
Vor allem die Tänzer wurden bei Dirty Dancing für mich ins Rampenlicht gerückt. Hohe Beine, Hebefiguren und makellose Technik wohin das Auge schaut. Schön war vor allem, dass jede:r den eigenen Stil einbringen durfte und so der Einheitsbrei vermieden wurde. Stattdessen konnte man den wahren Spirit des lateinamerikanischen Tanzes erleben. Leider fand ich aber die wichtigste Tänzerin, nämlich die Tanzlehrerin, nicht besonders gut. Sie hat in ihren Bewegungen sehr viel herumgerissen, sich wenig Zeit gelassen und wirkte in den schnellen Choreografien oft gehetzt.
Die Lead Stimme hingegen war ein Gesamtkunstwerk. Main Character Vibes durch und durch! Sie hatte nicht nur eine wunderschöne und moderne Musicalstimme, sondern hatte eine Bühnenpräsenz, die mich sofort in ihren Bann riss. Auch den Vater von Baby muss ich lobend hervorheben. Eine Sprechstimme und -technik, wie man sie selten wo hört. Die Hauptrollen, von denen Baby in meiner Vorstellung von der Zweitbesetzung gespielt wurde, waren auch perfekt besetzt. Schön war, dass man bei Johnny vor allem gesehen hat, dass er eine Vergangenheit in der Latin-Szene hat und deswegen die Rolle authentisch verkörpern konnte.
Mein Resumé
Der erste Teil des Musicals wirkte auf mich sehr gehetzt. Man versucht viel Story in wenig Zeit zu spielen. So bestehen Szenen teilweise nur aus ein bis zwei Sätzen und dann wird man direkt in die nächste Szene geschmissen. Schade ist auch, dass sehr wenig live gesungen wird. Im ersten Teil singen lediglich die Lead Sängerin und der Hoteleigene Sänger, viele andere Songs kommen aus der Dose. Auch ein neues Thema, das im Film nicht so sehr thematisiert wird, bekommt einen Platz. Die Mitarbeiter und der Enkel des Hotelinhabers wollen nämlich nach Mississippi fahren, um für die Rechte der Schwarzen zu protestieren. Meiner Meinung nach eine Addition zur Handlung, die nicht unbedingt nötig wäre und erzwungen wirkt. Der zweite Teil gefällt mir um einiges besser. Die Szenen sind länger, die Musicaldarsteller dürfen endlich Singen und das Finale ist sehr fulminant mit Glitzerregen. Wer mich kennt weiß: ich liebe Musicals mit viel Klischees und da gehört Glitzer nunmal dazu. Nach Hause ging ich also mit einem sehr guten Gefühl eines gelungenen Abends, einem Glitzerfaden und einem Ohrwurm, den ich tagelang nicht loswerden werde.
I’ve (kinda) had the time of my life.
Dirty Dancing – Das Musical
Sommergastspiel im Musiktheater Linz
bis 6. August 2023
landestheater-linz.at