LESS THAN JAKE: bis die Provinz erbebt / Stadtsaal Schwanenstadt
Dank RAW Events wurde die vöcklabrucker Region wieder mal zum subkulturellen Epizentrum zwischen Wien und Graz – denn LESS THAN JAKE, THE BENNIES und die Helden der Heimat, WHAM BAM BODYSLAM, feierten eine Punkparty Deluxe, an die man sich in diesen Breitengraden noch lange erinnern wird. Sofern der Alkpegel überhaupt Erinnerungen zurückgelassen hat.
Und Alk dürfte nicht das einzige sein, was die Melbourner Energizer-Bunnies, THE BENNIES, antreibt: Neben den namensspendenden Joints könnte man vermuten, dass da auch noch diverse andere Substanzen beim Screening aufblitzen – höchstwahrscheinlich in Maßen/Massen, die normale Menschen nicht vertragen können. Nicht, dass wir den fünf Jungs aus Australien jetzt den Konsum oder gar den Genuss von bewusstseinserweiternden Substanzen unterstellen…
Fun fact: THE BENNIES haben keine Flugtickets gekauft um nach Europa zu kommen. Sie sind einfach so abgehoben.
Normal sind die Melbourner auf jeden Fall nicht, denn die treffendste Genrebezeichnung liefern sie selbst ab: „Psychedelic Reggae Ska Doom Metal Punk Rock From Hell“. Und das kommt der Wirklichkeit noch am Nächsten, denn Anty (Voc), Jules (Guit), Bowie (Drums) und Craig (Bass) liefern die vertonten Wahnwitz und pure Partylaune ab. Absolut genial, muss man bei Gelegenheit live gesehen haben! Anspieltipp bis dahin: das gesamte „Rainbows In Space“ Album – bitte dafür die Laufschuhe anziehen, auf der Couch kann man bei diesen Tönen nicht sitzen bleiben.
Ein fast schon meditativer Ruhepol waren im Anschluss die Herzblätter der Region: WHAM BAM BODYSLAM, die schön langsam mit genug neuen Songs unterwegs sind, die eigentlich auf eine neue Platte passen würden!! HERBY & CO – ab ins Studio, die Meute wartet!!
WHAM BAM BODYSLAM – „Harakiri“. Dargeboten vom Herrn Schneider an den Drums.
Besondere Highlights sind dabei das neue „October“, die den Attnang Athletics gewidmete Baseball-Hymne „Baseboi“ und das von Drummer Schneider vorgetragene „Harakiri“. WO ZUR HÖLLE BLEIBT DIE PLATTE?! Die Überraschung des Abends: trotz vereinzelten „Laaandlaaaa“-Rufen gaben WHAM BAM BODYSLAM nicht nach und blieben der Menge ihren Mundoat-Hit schuldig – gestört hat es nach der Zugabe, bei der PANICAs Foeny und YOU KNOW?!s Mike ihre Part als Ehrengäste ins Mikro gröhlten, keinen der Anwesenden mehr so richtig. Erhöhte Erschöpfungs- und abgesunkene Alkoholpegel trieben die wogende Masse wieder Richtung Barpersonal.
Nach dem verhältnismäßig ruhigen Part von WHAM BAM BODYSLAM gingen die Ska-Punks von LESS THAN JAKE mit Vollgas in die Endrunde. Was hier folgte kann sich getrost als die Krönung der vöcklabrucker Konzertsaison bezeichnen und lieferte klagenfurter Beachball-Grand-Slam-Flair samt einer gehörigen Kollektivfahne ab. Ska Punk, der sich seit den 90ern kaum verändert hat. Da beinahe jede Songansage mit „Now we’re gonna play an (really/very/fucking) old song“ startete, machten sich schnell dezent nostalgische Gefühle breit. Die Stimmung drückte das natürlich nicht und spätestens beim Klopapierkonfetti und der Invasion der Aufblasbälle zuckte die Masse endgültig aus. Moshpits, Crowdsurfer, Bühneninvasion – die Roadies hatten alle Hände voll zu tun, während die RAW-Crew sich den Anblick einer ausverkauften Megaparty – um beim Soziolekt des Jahres zu bleiben – hart von der Gallerie aus gönnte.
Klopapierkanonen bei LESS THAN JAKE. Die Putzbelegschaft freut sich.
LESS THAN JAKE – die Punk-Helden, die selbst in Schwanenstadt genügend 14- bis 40-jährige anziehen um den Stadtsaal vollzustopfen. Gratulation und sehr sehr gerne wieder!
Fotos: © Markus Wetzlmayr