Schandmaul: „Es gibt viele schwarze Schafe“

„Traumtänzer“ – so das aktuelle Album der Mittelalter-Folk-Rock-Band Schandmaul. subtext.at nutzte den Tourstopp in Linz, um mit Sänger Thomas Lindner über Rivalitäten, Raubkopien und den Porsche vor der Tür zu sprechen. 

subtext.at: Gestern Zürich heute Linz, morgen Graz. Woher kommt die Energie für so einen Tourplan?
Thomas Lindner: Naja, die Strecken müssen wir ja nicht selber bewältigen. Wir liegen ganz gemütlich in unseren Kojen im Bus und der Fahrer fährt. Also von daher ist uns das ziemlich Wurst wie lange die Strecke ist. Die Auftritte sind schon ansträngend auf Dauer. Wir haben jetzt zum Beispiel vier Auftritte am Stück und dann wieder Ruhephase, die man dann auch dringend braucht, um runter zu kommen.

subtext.at: Was sind eure Ziele/Pläne für die kommenden 2 Jahre?
Thomas Lindner: So viel wie möglich live spielen, den Traumtänzer, das neue Album vorstellen und auf die Bühnenbretter bringen, Festivals, Tour und Konzerte.

subtext.at: Der Werdegang; wie schwer/leicht ist es eine Mittelalter-Folk-Rock-Band großzuziehen?
Thomas Lindner: Tja, so viel hab ich noch nicht großgezogen (lächelt). Es ist schwer, es ist viel Arbeit, es kostet Ausdauer und es gibt auch Rückschläge… Man muss immer am Ball bleiben und mitunter sollte man sein Instrument auch ein bisschen beherschen.

subtext.at: Und was war der Impuls dazu?
Thomas Lindner: Wir waren alle in unterschiedlichen Kapellen; man kannte sich eben so untereinander, da im westlichen münchner Eck und wir hatten einfach mal Bock auf etwas anderes. Es war ursprünglich als Folk-Projekt geplant. Es lagen da diese ganzen Instrumente rum; Dudelsack, Drehleier, E-Gitarre und Schlagzeug und als wir das dann schön zusammenmischten, kam der Stil bei raus. Bei uns im „Eck“ fanden das alle super und meinten, macht doch eine CD, dass kann nicht nur ein Konzert bleiben. Und dann haben wir die CD gemacht und so ging es weiter.

subtext.at: Und (wie gut) kann man davon leben?
Thomas Lindner: Ja man kann davon leben… Ich hab‘ zwar keinen Porsche, aber ich muss auch nicht trampen.

subtext.at: Die Anderswelt – gibt es sie wirklich?
Thomas Lindner: Man weiß es nicht, man weiß es ja nicht – vielleicht… (grinst) Vielleicht wenn man genug Bier trinkt, wird einem ein bisschen „anders“

subtext.at:Deine Lieblingsstelle aus dem Nibelungenlied?
Thomas Lindner: Hab ich keine.

subtext.at: Musikalische Vorbilder/Musen?
Thomas Lindner: Ich hab glaub ich keinen wo ich sagen kann das ist ein Idol oder so… Es gibt viele Musiker die ich bewundere, die aber auch jetzt nicht wirklich was mit dem Musikstil zu tun haben den wir machen. Bono, Fox, Grönemeier – das sind alles feine Künstler und man kann viel von ihnen lernen, auch wenns jetzt nicht so direkt vergleichbar ist. Aber ein „Idol“ hab ich nicht.

subtext.at: Die Musikindustrie beschwert sich über Raubkopierer und meint dadurch entstehen Milliarden Verluste. Wie siehst du das?
Thomas Lindner: Also das ist de facto natürlich so. Eine Zeit lang hat die Musikindustrie gepennt und das Internet nicht ernstgenommen. Das war ein Fehler weil am Internet kommt man nicht vorbei. Es ist natürlich so, das viele illegal downloaden und das fehlt mir, ihm und nicht zuletzt allen Zwischenhändlern und den Plattenfirmen die da Geld reingesteck haben. So ein Album zu produzieren kostet Alles in Allem zwei-, drei-, bis vierhundertausend Euro.
subtext.at: Ein Album online Stellen, zum Gratisdownload wie es Radiohead gemacht haben und auf Spenden bzw. die Fairness der Leute zu hoffen?
Thomas Lindner; Ja, ich sag mal wenn man den Porsche schon zu Hause stehen hat, ist man bereit so etwas zu machen. Aber wie gestagt, ich habe Hunger abends, möchte meinen Kühlschrank auf machen, möchte eine Wohnung haben, wo ein Kühlschrank drinnen steht. Von irgendwas muss das ja alles kommen.

subtext.at: Ihr unterstützt das Deutsche Zentrum für Musiktherapie an der Fachhochschule Heidelberg, gut für die PR oder wie ist es sonst dazu gekommen?
Thomas Lindner: Also davon abgesehen, dass die Zusammenarbeit schon vorbei ist, weil es nur für eine bestimmte Zeit war, fanden wir es einfach gut damals, was man mit Musik alles machen kann. Es ist ja nicht so, dass es sich da nur um Tinnitus- oder Migränepatienten handelt, mit denen man dann im Raum steht und Lieder zusammen macht. Es ist eher eine Geräuschtherapie mit Becken, Klavier und was weiß ich um eben chronische Schmerzpatienten zu behandeln. Das kann man wirklich mit Musik erreichen und das hat uns damals fasziniert. Es ist jedenfalls ein abgeschlossenes Projekt und jetzt haben wir was Neues.

subtext.at: Was schätzt du am meisten im Musikbusiness?
Thomas Lindner: Das auf der Bühne stehen und live spielen. Bei allem anderen gibts viele Löcher und Fallen, wo man reinfallen kann und Fußangeln, wo man stecken bleiben kann. Und es gibt viele, viele schwarze Schafe.
subtext.at: Schwarze Schafe?
Thomas Lindner: Man lässt sich auf falsche Leute ein, die dir das Blaue vom Himmel versprechen, aber in Wahrheit nur an dir verdienen wollen und unterm Strich dann diejenigen sind, die als Einzige daran verdient haben. Da bleiben viele Leichen auf dem Weg liegen, wenn man nicht aufpasst. Da zahlt man als Band im Laufe der Zeit dann auch Lehrgeld. Das haben wir auch bezahlt aber mittlerweile ist unsere Truppe so aufgestellt, dass wir uns blind auf einander verlassen können.

subtext.at: Herrscht in der Mittelalter-Folk-Rock-Szene eher Zusammenarbeit oder Rivalität unter den Bands?
Thomas Lindner: Unterschiedlich. Ich hab‘ mitgekriegt, dass sich die Kollegen manchmal untereinander ziemlich necken. Wir persönlich haben mit keinem Probleme. Man spricht sich auch untereinaner ab, damit man nicht gleizeitig auf der Straße ist oder am gleichen Tag die Platte rausbringt, das wäre albern, da tut man sich nur gegenseitig weh.

subtext.at: Im Ausland spielen –  wo möchtest du hin?
Thomas Lindner: Grundsätzlich gibt es ja wahnsinnig viel zu tun im deutschsprachigen Raum; Österreich, Schweiz, Deutschland… Da ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Wir haben ein paar Sachen ausprobiert; Holland und die Benelux-Staaten, sind da aber auf die Nase gefallen. Wir haben gesehen wie In Extremo in Frankreich auf die Nase fällt – also es macht nicht viel Sinn, da dann auch noch hinzufahren. Was wir traditionell alle ein, zwei Jahre mal machen, ist, nach Moskau zu fliegen, weil da gibt es eine kleine Truppe, so achthundert bis tausend Leute, und die freuen sich immer auf uns. Beim Rest muss mann dann sehen. Ich muss nicht nach China, muss nicht in die USA. Die warten ja auch nicht gerade auf uns.

subtext.at: Deine Botschaft an die Jugend von heute?
Thomas Lindner: Geht auf live Konzerte, genießt die Musik, tanzt euer Leben, lebt euren Traum!

Prototyp Gottes; nicht zur Massenproduktion vorgesehen... I'm just an ordinary guy, burning down the house...