WARNER MUSIC NIGHT @ Porgy & Bess Wien

Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht, lautet ja das allgemeine Credo. Das Waves-Festival bietet nun schon seit vier Jahren eine breitgefächerte Gelegenheit, neue Bands und Künstler zu entdecken. In diesem Jahr gibt es mit der „Warner Music Night“ sogar ein gänzlich von einem Label veranstaltetes Programm zu bestaunen. Wir waren dabei.

Warner Music Night Vienna

Am 02. Oktober im Wiener Porgy & Bess ist es vor allem der britische Newcomer Kwabs, auf den wir unser Augenmerk richten. Nachdem zuvor Alexa Feser („Gold von morgen“) den Abend mit gefühlvollem Deutschpop eröffnen darf und die ghanaische Sängerin Y’aktoto mit fein-herben Funk und Soul für ordentlichen Nachschlag sorgt (aktuelles Album „Moody Blues“), wird bei Kwabs klar, dass sich ein Künstler präsentiert, der bereit zum großen Sprung ist. Zu etwas ganz Großem. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass danach das Hamburger Klangkollektiv Rakede noch auftreten darf. Hip-Hop- und Reggae-Musik, die in etwa in die gleiche Kerbe schlägt wie Peter Fox und sein „Stadtaffe“-Album. Man darf gespannt sein.

© Elisabeth Voglsam

Der lang erwartete Auftritt von Kwabs ist jedenfalls wie ein befreites Durchatmen. Immer mitreißend, wenn er und seine Band, verstärkt von zwei Background-Sängern, den Rhythmus von der Leine lassen. Doch auch gezügeltes Tempo steht ihnen in Songs wie „Last Stand“ ausgezeichnet. Kwabs nimmt sich die eindringlichsten Momente von Soul und R’n’B zur Brust, um sie in eine neue Form zu gießen, kombiniert kühne Elektronikausflüge mit möglichst viel Pop-Appeal.

Die Bässe pumpen in der Magengegend, die Höhen schweben über den Köpfen der Zuschauer. Mit eingängigen Melodien wird nicht lange hinterm Berg hergehalten, was vor allem am Schluss demonstriert wird. „Pray For Love“, die aktuelle Single „Walk“ und das unverwüstliche, von SOHN produzierte „Wrong Or Right“ funktionieren wie ein Hattrick. Diese Songs behalten auch nach mehrmaligem Hören ihr Geheimnis und ihren Reiz, was nur davon zeugt, dass mit Kwabs ein äußerst fähiger Songwriter geboren wurde.

© Elisabeth Voglsam

Das Publikum genießt, tanzt und schwingt im Takt mit. Der Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und zupackenden Hooks funktioniert live prächtig. Die fabelhafte Stimme von Kwabs gibt einem Halt, während die äußere Welt um einen herum bedrohlich ins Wanken gerät. Obwohl seine Stimmbänder scheinbar angeschlagen sind (er nippt hier und da einem einem heißen Glas mit Ingwertee), spürt man keine tonalen Qualitätseinbußen beim Set, wobei Kwabs noch kein Routinierter ist. Anstatt den Leuten beim Singen tief in die Augen zu schauen, lässt er seinen Blick meist über den Köpfen kreisen. Eine Spur von Unsicherheit?

Anfang des nächstens Jahres, wenn sein Debütalbum endlich erscheinen wird, wird man wissen, was Soul, Electro und R’n’B im Zustand frisch entdeckter Neugierde zusammen anstellen können.

Wem Frank Ocean zu verkopft ist, wird mit Kwabs seine helle Freude finden.
Lorbeeren eingesackt.

© Elisabeth Voglsam

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