ANTIMANIFEST: Am Ende Aller Tage

Liebe, Leben, Tod und klebrige Fußböden. Antimanifest aus Graz werden Fans von deutschsprachigem Punk mit ihrem Debütalbum viel Freude machen. „Am Ende aller Tage“ ist ein ungeschliffener Pop-Punk Husarenritt voller Energie, Herz und cleveren Texten.

Seit Frühjahr 2014, also knapp 4 Jahe macht das Grazer Trio Antimanifest schon zusammen Musik. Eine self-titled EP, zwei Singles und eine Split mit der befreundeten Band Missstand haben Kevin (Gesang, Gitarre), Siegi (Bass, Gesang) und Rensch (Drums) in dieser Zeit veröffentlicht. Einen Großteil des vergangenen Jahres wurde in die Arbeit am ersten Langspieler investiert. Am 09. Jänner hat „Am Ende Aller Tage“ dann das Licht der Welt erblickt.

Wie schon die große Vertreter ihres Genres verstehen es Antimanifest jugendlichen Leichtsinn, Aufbruchstimmung und dann doch wieder Unzufriedenheit mit sich selbst und der Welt, die daraufhin meist im Bier ertränkt wird, in ihre Songs zu verpacken. Positive Assoziationen mit Bands wie …But Alive (nicht nur aufgrund der Inspiration für den Bandnamen), Pascow, Captain Planet und Muff Potter poppen einem da im Hirn auf.

„Am Ende Aller Tage“ ist erfrischend ehrlich, versucht gar nicht erst irgendwelche Klischees zu bedienen oder Dinge schönzureden. Das Album erzählt von alten Wegbegleitern, die den Nietengürtel an den Nagel gehängt und sich letztendlich für die Sicherheit eines konservativen Lebensentwurfs entschieden haben („Im Blister“), Probleme mit Sexismus in der eigenen Subkultur („Dann gilt“) und natürlich auch die Sehnsucht nach vergangenen Jugendtagen („Wie Liebe, nur leiser“) als sich alles noch mehr wie ein schöner, nie enden wollender Traum anfühlte. Es geht um graue Realität, und ja, um’s Erwachsenwerden.

So depri wie man das jetzt vermuten könnte, klingt das Album dann aber auch wieder nicht. „Freitag, Samstag, oder so“ ist eine (wie könnte es anders sein) waschechte Partyhymne, „Neonstarter“ sagt der Langeweile den Kampf an und „Am Ende Aller Tage“ bemüht sich um einen versöhnlichen Abschluss. Zehn äußerst abwechslungsreiche und kurzweilige Tracks haben Antimanifest aus sich herausgekitzelt. Dabei bleibt die Band ihren Einflüssen recht treu, positioniert sich aber durch ihren unverkennbar eigenen Charakter dann doch klar abseits von den Bands, die bisher sonst so den Proberäumen Österreichs unter dem Prädikat „Punk“ entsprungen sind. Wer für die eingangs erwähnten Bands etwas übrig hat, sollte bei diesem Grazer Trio auf jeden Fall ein Ohr riskieren. Vielleicht habt ihr hiermit ja schon den ersten großen Fund des noch jungen, neuen Jahres gemacht.

Tracklist

01. Neonstarter
02. Kaugummiromantik feat. Migre Le Tigre
03. Freitag, Samstag, oder so
04. Wie Liebe nur leiser
05. Im Blister
06. Vielleicht
07. Dann gilt (R.T.B.A.M.)
08. Steine aus Granit
09. Wofür
10. Am Ende aller Tage

VÖ: 09.01.2018 via Twisted Chords

Download // Vinyl

 

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.