Giantree: „Uns bleibt wenig Zeit, um abzuheben“

Giantree sind 2012 massiv durchgestartet. Wir haben Sänger Hele und Schlagzeuger Konstantin für euch interviewt, zu wichtigen Themen wie Geld, Weihnachten und Weltuntergang.

subtext.at: Zum Anfang: Würdet ihr euch mal kurz gegenseitig vorstellen?

Konstantin: Hele schläft wie eine Mumie und immer bei mir im Zimmer. Und er ist der Sänger.

Hele: Konsti ist der Fröhlichste von uns allen. Er ist extrem schlank und der beste Autofahrer der Welt. Er schläft immer wie ein Baby, on Tour.

subtext.at: Ihr seid ja 2012 von FM4 ziemlich gehypt worden, wurdet dort auf und ab gespielt. Wie habt ihr diesen Hype wahrgenommen?

Konstantin: Eh entspannt eigentlich.

Hele: Entspannt, aber auch positiv.

Konstantin: Schon cool…

Hele: …wenn man bei einem Radiosender gespielt wird, der österreichweit präsent ist. Natürlich freue ich mich über jedes Radio, das uns spielt. In dem Fall war es FM4, die uns als Erstes entdeckt haben, und die sind auch drangeblieben, haben vier Singles vollgas gepusht, mehr kannst du dir nicht wünschen. Aber der Fokus ist bei uns jetzt auf jeden Fall auf dem Ausland.

Giantree 2

subtext.at: Gibt es auch Starallüren?

(Beide): Nein.

subtext.at: Oder hat sich innerhalb der Band etwas verändert?

Konstantin: Ich weiß nicht, wie das nach außen ankommt, aber es ändert sich am Ende des Tages ja nichts. Man schleppt jeden Tag sein Equipment, fährt tausende Kilometer – da bleibt wenig Zeit, um abzuheben. Das wäre auch falsch. In Wirklichkeit ist alles gleich geblieben.

Hele: Die Kohle, die wir einnehmen, wird sofort wieder investiert.

subtext.at: Ihr seid also nicht reich geworden.

Hele: Wir haben schon Unterstützung bekommen. Es gab so Dinge wie den Musikfonds und Toursupport – das hat uns geholfen, dass wir zumindest die Spritrechnungen bezahlen konnten. Weil die Gagen für Musiker in Österreich sind ja extrem gering, aber das wissen wir eh alle.

subtext.at: Das bringt uns zu der Frage, wie schwer es eurer Meinung nach für österreichische Bands ist, von der Musik zu leben.

Konstantin: Ich glaube gar nicht, dass das nur bei österreichischen Bands so ist. Am Ende des Tages scheitert es eben doch ein bisschen am Geld, und ich glaube das ist einfach das Wichtigste, wenn man etwas plant. Es gibt so viele gute Bands, nicht nur in Österreich, und wenn denen das nötige Kleingeld fehlt, dann wird es einfach schwierig, weiterzuarbeiten und größer zu werden.
Das hat aber auch damit zu tun, dass die Musik heute oft den Anschein hat, ausrechenbar zu sein. Die Leute glauben, sie stellen sich ein halbes Jahr in eine Castingshow und sind der neue Superstar. Ich gehe ja auch nicht in eine Castingshow für Ärzte und mache nach einem halben Jahr eine Herzoperation.

subtext.at: Wir haben nachgeschaut, das ist euer 31. Konzert in diesem Jahr. Das heißt, die meiste Zeit geht auch wirklich für Konzerte drauf?

Hele: Genau, und auch für das Proben. Bei uns ist es nicht ganz so einfach, weil Konsti, unser Drummer, wohnt ja auch nicht in Wien. Außerdem studieren wir alle oder sind berufstätig, um uns über Wasser zu halten. Roli schreibt jetzt noch bis Februar an seiner Diplomarbeit, dann haben wir auch für Songwriting wieder mehr Zeit.

subtext.at: Bei den vielen Konzerten fragt man sich natürlich: Wie viele Überraschungseier esst ihr im Monat?

Konstantin: Wir haben uns das aufgeteilt. Jeder muss am Tag fünf essen, dann geht sich’s aus.

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subtext.at: Wir haben den ersten Artikel gelesen, den FM4 über euch geschrieben hat, Ende 2011. Da ist eine schöne Formulierung vorgekommen, nämlich dass sie in eurer Musik einen „unterschwelligen Optimismus“ wahrgenommen haben.

Hele: Das hört man eh auch in den Texten. Es ist uns viel Negatives passiert, aber gleichzeitig wieder viel Positives entgegen gekommen. Ich stehe nicht auf die ganzen extrem „saden“ Songs, sondern liebe die Melancholie an sich. Das ist bei meinem Bruder auch ähnlich, der hauptsächlich die Songs geschrieben hat. Man erzählt von schlimmen vergangenen Erlebnissen und hat aber gleichzeitig diesen positiven Zukunftsausblick.

subtext.at: Das ist ja doch schon wieder einige Zeit her. Hat sich seitdem etwas verändert?

Hele: Ich glaube schon, aber das wird sich dann bei den neuen Songs zeigen. Textlich bin ich gerade am Grübeln. Bei mir hat sich auch einiges verändert, und wir sind alle älter geworden. Das neue Material wird auf jeden Fall anders klingen.

subtext.at: Nachdem das unser Weihnachts-Interview wird: Was macht ihr so über die Feiertage?

Konstantin: Wir spielen morgen [am 21.12.] noch, dann kommen wir am 22. heim und dann muss ich erst einmal Weihnachtsgeschenke kaufen, bevor ich mich überhaupt auf Weihnachten konzentrieren kann.

Hele: Weltuntergang…

Konstantin: Stimmt, Weltuntergang…

subtext.at: Aber dann gibt es das Interview ja eh nicht. Gehen wir davon aus, dass es keinen gibt.

Konstantin: Wenn er doch kommt, würde ich mir das Geschenkeeinkaufen sparen. Aber sonst eben die Klassiker, im Kreis der Familie ein bisschen runterkommen, und dann geht ab dem 27. eh schon wieder die Arbeit los.

Hele: Bei mir das Gleiche. Familie, Familie, Familie. Vielleicht einen Tag Schifahren. Oder Therme.

subtext.at: Was laufen denn bei euch für Weihnachtslieder? Mehr klassisch oder mehr Indie?

Hele: Ich weiß nur dass der Roli mal drei so verrückte CDs von einem Kumpel mitgebracht hat, die laufen bei uns immer auf Dauerrotation. Echt viel amerikanisches, kitschiges Zeug, aber das passt dann doch irgendwie.

Konstantin: Ich höre Kinder-Weihnachtslieder, weil meine Nichte ist vier.

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subtext.at: Nach Weihnachten kommt ja Silvester und das neue Jahr. Was dürfen wir denn 2013 von Giantree erwarten?

Hele: Erst einmal muss der Roli seine Diplomarbeit erfolgreich abschließen.

Konstantin: Dann gibt’s noch ein paar Konzerte, in der Schweiz und im April in Deutschland.

Hele: Auf jeden Fall neue Songs. Wir haben vor, spätestens 2014 neues Material zu veröffentlichen.

subtext.at: Wenn die Welt morgen nicht untergeht, wird das Interview ja veröffentlicht. Was wollt ihr den Menschen noch sagen?

Konstantin: Ich habe da eigentlich nicht viel zu sagen. Du?

Hele: …

Konstantin: Doch, ich will was sagen. Wenn man bedenkt, was dieses Jahr für Naturkatastrophen waren, glaube ich, dass das Jahr eh schon so ein bisschen wie ein Weltuntergang war. Vielleicht sollten wir uns ab und zu doch ein bisschen Gedanken machen, ob wir alles so richtig machen.

(Das Interview führten Mahriah Zimmermann und Michael Straub)

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Fotos: Christoph Thorwartl, a_kep