TERRORGRUPPE: „F*** dich und spiel Gitarre!“

Der Freitagabend stand ganz unter dem Motto „Punk’s not dead“, als die Berliner Punk-Legenden von Terrorgruppe zusammen mit der Salzburger Nachwuchsband 3deutige Aussage für reichlich Stimmung im Posthof sorgten. 

Als Opener durften die Salzburger von 3deutige Aussage ran und hierzu hab ich ein gemischtes Gefühl. Der schnelle Punk rock war textlich dann doch sehr einfach und oberflächlich gestrickt, vor allem Abwechslung war wenig geboten. Hingegen muss man der meiner Meinung „Spaß-Punkband“ zugute halten, dass sie richtig gut für Stimmung sorgten und das Publikum einwandfrei für die Terrorgruppe aufwärmten. Mehr aber leider auch nicht. Technisch fehlte es doch an Abwechslung und stellenweise war der Auftritt, naja, etwas zu viel auf „Spaß“ getrimmt. Wären wir nicht im Punk-Genre unterwegs könnte man das ganze auch peinlich nennen, zumindest erinnerten die Kostüme und einfach der gesamte Auftritt dann stellenweise doch mehr an Fasching,  als an ernsten politischen Punk-Rock. Zusammenfassendes Fazit also: keine Band die ich mir zuhause auf CD anhören würde, aber live an diesem und für diesen Abend perfekt. Ich glaube im Schulnotensystem wäre das ein Befriedigend.

Kurz nach 9 Uhr war der Boden des mittleren Saals schon dermaßen in Bier getränkt, dass man bei jedem Schritt kleben blieb. Perfektes Timing also für die Headliner des Abends. Die sympathischen Berliner von Terrorgruppe betraten die Bühne und eröffneten das Konzert mit dem Song „Immer besser“ von ihrem aktuellen Album „Tiergarten“. Ob das Publikum entsprechend dem Liedtext jetzt schon sogar mit Gabel und Messer isst, ließ sich auf den ersten Blick nicht wirklich feststellen. Was man jedoch sah, war, dass der andauernde Pogo, welcher bei der Vorband bereits voll im Gange war auch jetzt sofort wieder anfing und das Publikum vom ersten Song an enorm Spaß hatte. „Spaß“ ist auch mit Sicherheit das Wort, das die Performance der Band am besten beschreibt. Mit ihrer energetischen Art performten sie Lieder ihrer mittlerweile riesigen Diskographie quer durch die Bank, so durften neben der Hymne „Schlechtmensch“ sowie diverser anderen „Tiergarten“-Auskopplungen auch keine älteren Klassiker wie „Mein Skateboard ist wichtiger als Deutschland“ oder „Tante Gerda“ fehlen, welche die Band mit viel Euphorie und Humor performte. Und musikalisch nicht nur mit ihrer Energie, sondern auch mit Eros‘ kleiner Einlage am Theremin überraschte. Der Aufruf zum Linzer Blutpogo blieb zwar eher friedlich und unblutig, voller Motivation gepogt, getanzt und Bier verschüttet wurde dennoch zur Genüge. Der einzige, der an diesem Abend wohl keinen Spaß hatte, war der Mann im Freiwild-Shirt, dem sein T-Shirt entledigt und mit dessen Vernichtung gedroht wurde. Als Entschädigung gabs für den jungen Herren gratis Terrorgruppe-Merchandise, um vom rechten auf den eher linken Weg zu kommen.

Alles in allem war der Abend mehr als gelungen und die Jungs von Terrorgruppe verabschiedeten sich nach fast zwei Stunden Spielzeit und ließen ein verschwitztes und zufriedenes Publikum zurück. Was haben wir an diesem Abend noch gelernt? Richtig, auf die Frage ob es uns gut gehe, gibt es ganz in alter Punk-Manier nur eine richtige Antwort: „Fick dich du Arschloch und spiel Gitarre!“

Fotos: Andreas Wörister

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