Los Fastidios: Weihnachten für Punkrock-Feinschmecker

„Magst noch was – hast eh genug – es wär no was da, wennst magst – geh kum eins geht noch“ klingt zur Weihnachtszeit durchaus vertraut. Wer hätte erwartet, dass selbiges auch auf ein Punk-Konzert zutreffen könnte. Am Stephanitag im Linzer Auerhahn blieben den Punk-Feinschmeckern jedenfalls keine Wünsche offen.


Mit einem Gourmet-Line-Up legten die Veranstalter von Hangöver Society ein gewaltiges Debut auf dem Konzert-Parkett hin. Selbiges braucht es wohl auch um am 26. Dezember die gemästeten Leiber der Konzertbesucher vom Sofa aufzuscheuchen. So durfte man sich trotz Weihnachtsamnesie über einen halbwegs vollen Konzertsaal freuen. Pünktlich um 20.30 Uhr durfte also schon zu Tische gebeten werden.

Als Vorspeise gab es lokale Leckerbissen mit ordentlich Wums für die Stille Nacht geplagten Ohren. Eigentlich hatte ich mir ja von The Devil’s Rejects nicht viel erwartet – zu Unrecht. Im Nachhinein frage ich mich, warum ich die Band nicht besser in Erinnerung hatte. Die Setlist war gespickt mit einer wundervollen Mischung aus eher Garage-Rock angehauchten Punk-Balladen und schnellen, klassischen Hardcore Nummern a l a JFA. Der perfekte Soundtrack um sein Skateboard zu entstauben und sich ein bisschen Teerausschlag zu holen – wenn es doch nur nicht so kalt draußen wäre. Ich tue Buße und hör mir jetzt noch circa 42.347 mal Waste an, dann müsste es auch wieder warm sein vor der Haustüre.

Kaum war der erste Gang verdaut, gab es auch gleich noch einen weiteren Stahlstadt-Act als Nachschlag. Kaligula ist es meiner Meinung nach gelungen, was bisher nur sehr wenige geschafft haben – Linz musikalisch einzufangen und direkt vorm Taubenmarkt wieder auszukotzen. Ihre Mischung aus Hardcore Punk mit Rap-Gesang wird einem von der Bühne fast ins Publikum eingeprügelt vor Energie. Authentische Stahlstadtmusik, von der man Appetit auf mehr bekommt.

Hauptgang und Dessert zugleich waren an diesem Abend dann Los Fastidios aus Verona/Italien. Auf dem ersten Blick wirkt die Band wie Chefkoch Enrico und seine drei Jungköche. Als einzige Originalbesetzung sticht er alleine schon wegen seinem fortgeschrittenem Alter und dem klassischen Oi-Outfit mit Polohemd und Schiebermütze ins Auge. Aber gerade seine deutlich jüngeren Kollegen haben der Band wieder zu neuem (zeitgemäßerem) Leben verholfen. Aber keine Sorge, im Set ist kaum ein Lied ohne Wörter wie Rude Boy oder Oi!, kein Szeneverrat in Sicht. Apropos Szene, wo ist die jetzt eigentlich hin? Außer einem Oi-Vertreter samt Hosenträgern waren kaum klassisch gekleidete Rude Girls und Boys zu sehen – das Auge isst ja bekanntlich mit. Neben dem Klassiker Antifa Hooligans gab es zahlreiche englische und italienische Leckerbissen für das verwöhnte Tanzvolk zum Skanken und Mitgrölen. Bei schweißtreibenden Pogo wurde kein Körperkontakt gescheut und schon fleißig an der Bikinifigur für den nächsten Sommer gearbeitet. Die richtige Mischung aus Oldies und neuen Nummern wie Hey you are rundeten das Menu ab und verhalfen dem Konzert, nicht zu einer Geschichtsstunde über antifaschistischen Oi-Punk zu werden.

Foto: Christoph Thorwartl

In diesem Sinne – es hat uns sehr gemundet und wir freuen uns schon auf einen Nachschlag! Alle figurbewussten Punks sollten sich unbedingt die nächsten Termine der Hangöver Society vormerken:

Bambix / The Zsa Zsa Gabor’s @ Ann and Pat Linz, 17. März
The Toasters @ Stadtwerkstatt Linz, 20. Mai

 

Aging Hardcore-Punk-Fan regrets not stretching before show