Yasmo & Die Klangkantine: es bleibt kein Platz mehr für Zweifel

Yasmin Hafedh ist Poetry-Slam-Fans mehr als nur ein Begriff. Mit dem Künstlernamen Yasmo hat sich die Wienerin in der einschlägigen Szene über nationale Grenzen – sofern es sie ihrer Meinung nach überhaupt gibt – einen Namen gemacht. Yasmo gibt es aber auch „mit Musik“. Gemeinsam mit der Klangkantine erscheint diese Woche ein Werk, wo es anderen bereits zu Beginn des Jahres noch sehr schwer gemacht wird, sie zu toppen.

Es scheint fast, als würde man zur Zeit das Revival der Jazz-Begleitbands feiern. Die Evergreens S.K. Invitational touren wieder (oder noch immer), Fiva hat sich mit der JRBB gleich 26-köpfige Verstärkung fürs letzte Album geholt, und auch Yasmo hat mit der Klangkantine wieder musikalische Begleitung am Start. Das gleichnamige Album „Yasmo & die Klangkantine“ entpuppt sich beim Anhören als knapp dreiviertelstündige Massage für die Ohren. Aber erst mal der Reihe nach.

Ich könnte jetzt abgelutscht schreiben, dass Yasmo eine Künstlerin ist, die sich mit Frauen in der Gesellschaft beschäftigt und für deren Gleichberechtigung einsteht. Plump wäre das, verdammt plump. Verdammt dämlich wär das auch – sollte man aus welchem Grund auch immer noch derart oberflächlich denken, dann hat man Yasmo nicht verstanden. Wer ist Yasmo dann, wenn sie nicht „eine Frau, die rappt“ ist?

Yasmo ist eine Künstlerin, die mit dem Worten spielt, dass sich die Gehirnwindungen verdrehen, man aber am Ende eines Tracks immer mit zufriedenem Grinsen vor den Boxen sitzt. Egal, ob es jetzt wie in „Weit Weit Weg“ ums Fernweh geht, man in „Zwei“ verdammt viel Wahres wiederfindet, ob man bei „Noel“ zwischen Absurdität und gesellschaftlichen Abgründen hin und her pendelt, oder ob man in „Girls Wanna Have Fun“ die oben erwähnte Oberflächlichkeit in einer Ausgefeiltheit präsentiert, dass es eine Freude ist – Yasmo schafft es, nie zu enttäuschen. Sie schafft es, den Spagat „Text“ zu „Musik“ in einer Weise zu verbinden, wo jeder glücklich wird – was auch an der Klangkantine, der neunköpfigen Jazz-Band, liegt, die unaufdringlich, aber doch ordentlich präsent den idealen musikalischen Background bildet. Und das sage ich hier als Musikfan, der mit Rap mit Jazz-Backingband normalerweise wenig anfangen kann.

Es heißt ja, dass Musik die jeweiligen Gesellschaften abbildet. „Yasmo & die Klangkantine“ tun das. Kein Feel-Good-Album, legt es thematisch den Schwerpunkt auch klar auf nachdenkliche Themen. Klar gibt es da ewig präsente Themen wie im weiter oben erwähnten „Girls Wanna Have Fun“, aber es sind Tracks wie das unfassbar starke „Zwei“ und das nicht minder ins Ohr gehende „Salzwasser“, die die Platte herausstechen lassen. Und spätestens mit „Baby“ drückt Yasmo dann zum Schluss aber doch noch mal auf die Endorphin-Drüse, die die eine der wohl eindrucksvollsten Platten der letzten Monate sanft ausklingen lässt. „Wir werden die Welt nicht verändern, wir bauen uns einfach eine neue!“ – sollte man dieses Album als Blueprint für diese „Schöne Neue Welt“ nehmen, ja, sie wäre wirklich schön. Und um die Klammer zur Headline zu schließen: spätestens mit diesem Album gibt es keinen Zweifel mehr, dass das mit das beste Stück Musik ist, das man sich gönnen kann.

Ein Album, das man jedem empfehlen kann, und wo man nichts aussetzen kann. Aber wir wären ja nicht in Österreich, wenn man nicht trotzdem was finden würde: Anno 2017 darf man sich bei einer Vinyl schon einen MP3-Code wünschen, gerade in diesem Musikklientel. Soll ja auch Leute geben, die dieses geniale Stück Musik auch unterwegs hören möchten!

„Yasmo & Die Klangkantine“ erscheint am 6. Januar via Ink Music auf CD/Vinyl.

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.