Stream Festival 2018: Ein heißer Auftakt!

Stream – so nennt sich das neue Musikfestival im Herzen von Linz, dessen erste Ausgabe von 31. Mai bis 2. Juni stattfindet. Rund ums Thema Digitalisierung drehen sich dabei die verschiedenen Acts und Talks – das sind Workshops und Gespräche mit ExpertInnen sowie KünstlerInnen, die die Möglichkeit bieten sich praktisch sowie theoretisch mit der Materie auseinanderzusetzen.

Die musikalische Eröffnung des Stream Festivals bei Kaiserwetter auf der Ö1 Bühne am Urfahranermarktgelände übernahmen Lionoir. Das Wiener Duo erschuf mit seinen gefühlvollen Duetten gemischt mit E-Gitarren, bassintensiven Beats und elektronischen Soundeffekten rhythmische Klangwelten. Aufgepeppt wurden die „schwarzen Löwinnen“ nach ein paar Songs durch ihren Schlagzeuger, der dem sphärischen Sound der Wienerinnen die nötige Materie verlieh. Trotz des warmen Sommerabends verloren sich zu Beginn nur wenige Zuschauer auf das Festivalgelände. So wirkten die Löwinnen vor ihren Mischpulten stehend leider etwas verloren auf der großen Bühne. Musikalisch und stimmlich aber eine top Performance und ein gelungener Auftakt!

Das unangefochtene Highlight des Abends war der Auftritt von Grandbrothers. Das Düsseldorfer Duo, bei dem ein Profimusiker und ein Techniker aufeinandertreffen, überzeugt mit einem einzigartigen Konzept: Alle Sounds auf der Bühne haben ihren Ursprung in einem modifizierten Konzertflügel, der von Pianist Erol sowohl klassisch auf den Tasten gespielt als auch im Innenraum gezupft oder angeschlagen werden. Die dabei entstehenden Klavierklänge werden von Lukas, dem Techniker, unmittelbar durch Life-Sampling verarbeitet und verfremdet, wobei eine ziemlich beeindruckende Performance entsteht. Mit harmonischen, flächigen Klavierklängen erzeugten die Grandbrothers eine knisternde, an Filmmusik erinnernde Stimmung und zogen das Publikum in ihren Bann. So lockte der dämmrige Abend immer mehr Besucher vor die Festivalbühne und bot eine wunderbare Atmosphäre für die spektakuläre Lichtshow. Einzig etwas mehr Melodie, eventuell in Form von Gesang, wäre noch wünschenswert gewesen, um der Musik eine Spur mehr Greifbarkeit zu geben. Das ist aber Kritik auf sehr hohem musikalischem Niveau – dem Publikum hat’s auf jeden Fall getaugt!

Leider halfen auch die „Zugabe!“-Rufe nichts, als um Punkt 22:00 Uhr aus Lautstärkegründen der Saft auf der Open-Air Bühne abgedreht werden musste. Einige interessierte Konzertbesucher zog es noch weiter zur letzten Darbietung des Abends, den Urfahraner Himmelswerken in der Stadtpfarrkirche Urfahr. Dort wurde mithilfe einer Klanginstallation ein ganz spezielles Hörerlebnis geboten. Die futuristische Geräuschkulisse, die relativ wenig mit dem zu tun hatte, was allgemein unter Musik verstanden wird, war ganz offensichtlich nicht jedermanns Sache, was das sich leerende Kirchenschiff erbarmungslos verkündete. Mit ein wenig Hintergrundwissen und offenen, neugierigen Ohren ließ sich allerdings sogar den gezielt eingesetzten Schwebungen und Alltagsgeräuschen etwas abgewinnen.

Der erste Tag des Stream Festivals gilt mit einem abwechslungsreichen Programm für alle Altersgruppen und Geschmäcker offiziell als gelungen, wir freuen uns auf mehr!

Fotos: Christoph Thorwartl

Tagsüber Lehrerin und Sportskanone, nachts subtext-Journalistin, Backstage-Crew, gelegentlich auch Vorband. Cello, vocals, piano.