Sarah Lesch: ein berührender Donnerstagabend

Donnerstagabend, Stadtwerkstatt – und ein Publikum, das wir zu einem Großteil noch nie in dieser Location gesehen haben. Ausverkauft noch dazu. Grund dafür? Das Konzert der deutschen Liedermacherin Sarah Lesch, die im nicht so geplanten Duo mit Lukas Meister glänzen konnte, wie sich im Laufe des Abends herausstellen sollte. 

Ausverkauft, eine Schlange bis zum Eingang zurück – an einem Donnerstag in Linz nicht unbedingt selbstverständlich. Die gebürtige Thüringerin Sarah Lesch hat es aber geschafft, knapp 200 Motivierten einen mehr als gelungenen Konzertabend zu verschaffen. Auch der Support wusste zu überzeugen.

Lukas Meister weiß nämlich ganz gut, wie man sich als Singer/Songwriter auf der Stage verkaufen kann, im positivsten aller Sinne. Der mittlerweile in Berlin beheimatete Musiker spricht uns nicht nur als Musikjournalisten aus der Seele. Denn uns ist es mittlerweile auch komplett wurscht, wie Band A auf ihren Namen gekommen ist und wie Artist B überhaupt in die Verlegenheit kam, Musik zu machen, und ob Artist C von der Musik leben kann. Das ganze dann auch noch ironisch in einen Song verpacken: finden wir gut. Genauso gut wie italienische eingedeutschte Songs über Pünktlichkeit, sympathisch genauso wie Taxifahrer, die aus Mitleid Artists nach Hause fahren, und das Gefühl, dass Lukas mit Freude auf der Stage steht. Kein Wunder – sein letzter Linz-Auftritt dürfte wohl nicht vor 200 Leuten stattgefunden haben.

Danach: Sarah Lesch am Leadgesang, Lukas Meister an Kontrabass, Gitarre, Backing-Vocals und allem mehr, war doch das dritte Ensemblemitglied an der Gitarre kurzfristig erkrankt. Schade – aber dadurch bekommt so ein Konzert auch mal eine eigene schöne Eigendynamik. Die mittlerweile 33 Jahre alte Künstlerin, die mit „Den Einsamen zum Troste“ gerade ihr neues Werk präsentiert, beeindruckt danach nicht nur mit einer klaren Stimme, sondern auch mit Zwischenansagen, die den Konnex zum nächsten Song um Einiges besser schaffen als es übliche Ansagen-Plattitüden tun. Überhaupt scheint Einsamkeit und Sich-Immer-wieder-selbst-finden zentrale Themen in Leschs Schaffen zu sein, wie am Konzert deutlich wird.  Ein Georg Danzer-Cover inklusive, werden hier Songs auch auf „Zuruf“ performt – darunter unser Favourite des Abends, „Sorry Baby“. Natürlich darf auch das „Testament“ nicht fehlen, und beim „Tod eines sitzenden Riesen“, das sich um das imaginäre Ableben ihres Großvaters dreht, ist nicht nur Sarah Lesch selbst zu Tränen gerührt. Ein berührendes, emotionales Konzert und sicher der beste Weg, um den Donnerstagabend in Linz verbringen zu können.

Fotos: Christoph Thorwartl

 

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.