In der Spinnerei spinnt man wieder

 

Für viele ist die Spinnerei als Kulturstätte aus „Zeiten, als man noch jung war“ in Erinnerung geblieben. Ein Kulturhaus ist es noch immer. Eines, dass sich jetzt auch als Veranstaltungsort für Rock und Metal wieder einen Namen machen will, und zwar einen Größeren als jemals zuvor.
Mit einem Line Up wie diesem sollte das nicht schwierig sein: Agnostic Front, In Slumber, Grantig, Defuse my Hate – hört sich gut an? War es auch! In nicht einmal 7 Tagen hat die Spinnerei den Metal- und Hardcore-Fans ein absolut tolles Programm geboten.
Gleich zu Beginn dieses Monats, am dritten um genau zu sein, ging es musiktechnisch schon mal hoch her, oder genauer gesagt brachial. „No trends, no bullshit” hieß es bei Watch me Bleed. Mit dieser Aussage hatte das deutsche Quintett definitiv nicht übertrieben. Roh, aggressiv aber trotzdem mit viel Groove brachten sie die alten Fenster der Spinnerei gehörig zum Vibrieren. Geschrei und Growls, tiefe und aggressiv-helle Vocals von den Sängern Chris und Markus sowie Michael am Bass, Steffen hinterm Schlagzeug und den eingängigen Gitarren Riffs vom zweiten Markus der Band walzten das Publikum förmlich nieder und ließen Metalherzen höher schlagen.  

Nach einem doch eher lang geratenen Umbau der Bühne ließen Defuse my Hate vor allem in der ersten Reihe der Zuschauer keine Langeweile aufkommen. Das Quartett aus der Rhön bestehend aus Chrischi, Luggi, Oli und Chicken wurden von einigen Die-hard Fans begleitet, die teilweise extra aus Deutschland angereist sind, um bei ihren Landesgenossen zu sein. Zu recht! Bei dieser Band ist es echt schade, dass sie keine Österreicher sind, denn dann würde man sie hier zu Lande öfter antreffen.
Der charismatische Chrischi lieferte gesanglich sowie an der Gitarre eine tadellose Show ab. Unterstützt wurde dieser Gitarrist Luggi, der die clean Parts beim Refrain meisterte. Bassist Chicken, eigentlich gelernter Drummer, ließ uns mit Erfolg an seinem musikalischen Talent teilhaben. Drummer Oli überzeugte durch durch seine besondere Art zu spielen – mit „Feeling“, wie er es nennt – jedoch nicht ohne die nötige Härte, die maßgeblich für den Sound von Defuse my Hate ist.

Der heimliche Headliner des Abends waren die Linzer In Slumber. Hoch gelobt vom deutschen „Rock Hard“ wurden sie ihrem Ruf als Metal-Newcomer des deutschsprachigen Raumes mehr als gerecht. Die doch sehr jungen Fans streckten ohne Berührungsängste permanent die Hände nach dem Sänger Wolfgang aus. Ihr Idol machte lautstark und mit bedrohlichen Gesten jedem Anwesenden klar, wer hier der Meister des professionellen Schreiens ist. Drummer Max Pointner, unter anderem bekannt aus Edenbridge und Legacy of Hate, ließ, wie immer, keinen Zweifel an seinem Talent aufkommen. Simon Öller und Robert Bogner an der Gitarre sowie Bassist Kay Brem boten trotz Katers eine energetische Show und ließen sich nichts von ihrem Durchhänger anmerken.

Hauptakt Grantig konnte die Zuhörer leider nicht so überzeugen wir die vorherigen Bands. Dementsprechend klein war auch die Zuhörerschaft. Die Münchner gaben sich trotzdem alle Mühe eine gute Show abzuliefern und die wenigen Fans nicht zu enttäuschen. Ihr Mix aus Metal, Rock und Blues mit deutschen Texten ist durchaus nicht zu verachten. Die Jungs waren nicht zu unrecht Support für namhafte Bands wie die Schweisser, Suicidal Tendencies oder Sacred Reich. Ihr zweites Album „Medizin“ erhielt durch die Bank hervorragende Kritiken und es bleibt nur zu hoffen, dass sie öfter die Chance haben, auch die Österreicher an ihren unverkennbaren Sound zu gewöhnen.

Agnostic Front – Circle Pits in der Spinnerei

Am 07. April hatte Traun das Vergnügen echte Legenden zu Gast zu haben. Agnostic Front mit zahlreicher Unterstützung von Bands wie This is Hell, All to Preserve, Do or Die und Bloodshed Remains zeigten uns Österreichern, wie man das Publikum ordentlich aufmischt. Mit insgesamt 24 (!) Hits aus allen ihrer 9 Studio-Alben, die wohl kaum länger als 2 Minuten dauern, schafften die New Yorker Hardcore Urväter das, was viele Bands, die in der Spinnerei auftraten, gerne gesehen hätten: einen Circle Pit. Die Fans hüpften wie in Trance herum und schubsten sich gegenseitig im Kreis herum. Ein Stage Diver scheint es dem Lead-Sänger Roger Miret besonders angetan zu haben, auf negative Art und Weise. Ständig ist der junge Fan auf die Bühne gehüpft und hat sich ins Getümmel am Bühnenrand geschmissen. Die Miene von Roger hat sich bei jedem Mal mehr verfinstert. Wütend trommelte er sich mehr als einmal wie ein Gorilla die Brust, aber nicht wegen des aufdringlichen Fans, sondern eher als Geste purer Aggression durch die Musik. Gründungsmitglied Vinnie Stigma hielt ständig seine Gitarre in die Höhe, an deren Rückseite groß sein Name zu lesen war, als ob die Fans nicht ohnehin gewusst hätten, wer er ist. Joseph James an der Gitarre, Mike Gallo am Bass und der seit 2009 fixe Drummer Jimmy Mo lieferten eine ausgezeichnete, energiegeladene Show mit äußerst fettem Sound ab. Nach einem gefühlten halbstündigen Set verfielen die Zuschauer in frenetischem Beifall, Gejubel und Gegröle.

Foto: Werner Redl