Millencolin: „Wir haben immer alles selber gemacht“

Die schwedischen Punk-Rocker von Millencolin haben uns vor kurzem im beschaulichen Linz mit einem Gastspiel beehrt und wir haben sie gleich mal zum Interview gebeten. Auf ihrer Jubiläumstour zu Pennybridge Pioneers haben wir mit ihnen über die vergangenen 20 Jahre geplaudert und einen kleinen Blick in die Zukunft gewagt.

subtext.at: Es ist uns ein Vergnügen euch heute hier zu haben. Ihr seid nun am Ende eurer Europatour, was waren eure besten und schlimmsten Erinnerungen und Eindrücke auf dieser Tour?
Erik Ohlsson: Ich muss sagen, dass wohl beides beim selben Konzert war. Vor allem in Spanien, Frankreich und Italien haben wir eher in kleineren Klubs gespielt. Es war total voll mit Leuten und es waren echt tolle Shows, soviel zum „Fun-Part“. Aber es war auch total heiß. In Italien haben sie 800 Leute in einen total kleinen Klub gepackt. Es war in Pinarella, außerhalb von Rimini und es war die wohl heißeste Show die wir je gespielt haben. Es war zwar eine echt geniale Show aber wir sind danach fast gestorben.

subtext.at: Spielt ihr lieber vor einem kleinen Publikum im Gegensatz zu einem großen Festival?

Erik Ohlsson: Ich mag beides. Aber in kleineren Klubs hat man mehr persönlichen Kontakt zum Publikum. Man hat auch weniger Stress um direkt mit dem Publikum zu kommunizieren. Es ist fast so als würde man einfach vor seinen Freunden spielen.

subtext.at: Habt ihr 11 Jahre zuvor geglaubt, dass „Pennybridge Pioneers“ so ein Erfolg werden würde?
Erik Ohlsson: Nein, absolut nicht. Wir haben einfach ein weiteres Album aufgenommen. Wenn ich aber zurückschaue würde ich sagen, dass es definitiv eins unserer besten Alben war. Es war das erste Album wo wir unseren Sound gefunden haben und uns nach Millencolin angehört haben. Bei den ersten drei Alben haben wir südkalifornischen Punk Rock Sound, wie Pennywise, NOFX und Opperation Ivy kopiert. Obwohl wir dieses Album in Kalifornien bei Brad (Brett Gurewitz, Gittarist von Bad Religion und Gründer von Epitaph Records, Anm.) aufgenommen haben, fühlte es sich an, als ob wir endlich unseren Sound gefunden hatten.

subtext.at: Wenn ihr auf das Album zurückblickt, würdet ihr im Nachhinein etwas daran ändern wollen?
Erik Ohlsson: Ich glaub schon. Das ist eine Frage die uns oft gestellt wurde. Aber wir hätten es zu diesem Zeitpunkt sicher nicht besser machen können. Wir haben auf dem Weg zu diesem Album viel gelernt, daher klingen wir einfach besser als auf den drei Alben davor (lacht).

subtext.at: Hat sich das Feeling auf der Bühne und in der Band verändert vor und nach dem Release von Pennybridge Pioneers?
Erik Ohlsson: Absolut! Das war ein riesen  Unterschied? Bei den ersten drei Alben haben wir ständig getourt und Songs aufgenommen, immer und immer wieder. Von 1994 bis 1998 waren wir praktisch die ganze Zeit unterwegs. Nach dem sechsten mal in den Staaten und nach dem vierten mal im selben Klub ist die Luft einfach raus. Man fühlt sich, als würde man nicht weiterkommen. Vor allem Nikola (Nikola Sarcevic, Gesang und Bass, Anm.) fühlte sich so. Er wollte nach der Four Monkeys Tour eine Pause mit der Band einlegen. Wir wussten ehrlich gesagt nicht ob wir als Band danach wieder auftreten würden. Nach Pennybridge Pioneers haben wir die Kontrolle über das Touren übernommen. Jetzt sind wir vielleicht einen Monat unterwegs und dann wieder zwei Monate zuhause. Jetzt versuchen wir auch uns auf größere Städte zu beschränken.

subtext.at: Warum seid ihr dann heute in Linz gelandet? Wenn ihr in einer großen Stadt in Österreich spielen wollt, müsst ihr nach Wien gehen.
Erik Ohlsson: Wir haben schon in Wien gespielt (lacht).

subtext.at: Nächstes Jahr feiert ihr euer 20ig jähriges Bestehen. Gibt es dazu irgendwelche speziellen Projekte und Aktivitäten?
Erik Ohlsson: Ja wir planen gerade etwas Großes in unserer Heimatstadt (Örebro, Anm.) im Sommer.

subtext.at: Einen Skatecontest vielleicht?
Erik Ohlsson: Wir wissen noch nicht was aber es wird groß. Und es wird wahrscheinlich die einzige Show sein die wir nächstes Jahr geben, da wir an neuen Songs basteln.

subtext.at: Was ist euer Ziel für die nächsten 20 Jahre?
Erik Ohlsson: Keine Ahnung. Als erstes feiern wir einmal unser 20 jähriges Bestehen und wir werden um Weihnachten herum neue Songs aufnehmen. Und ich mach dazu noch einen Film über Pennybridge Pioneers, die Aufnahmen und über diese Tour.

subtext.at: Auf diesem Konzert sind auch eine junge Musiker und lokale Bands zu Besuch. Hast du für diese Rookies irgendwelche gute Ratschläge?
Erik Ohlsson: Es ist schwer heutzutage. Alles ändert sich sehr schnell. Wir haben immer alles selber gemacht, Demotapes und Fanzines, dass ist das selbe wie mit den Sozialen Netzwerken auf denen man sich selbst promotet heutzutage. Liebt einfach das was ihr tut. Legt nicht zuviel Wert auf den Erfolg. Wenn ihr das macht was euch Spaß macht und euch dabei auf den kreativen Teil konzentriert, dann wird der Erfolg folgen.

Links und Webtipps:

 

Aging Hardcore-Punk-Fan regrets not stretching before show