PINK FLOYD¹: Außerhalb des Gewöhnlichen
Besondere Momente sind selten und schwer konservierbar. Manchmal gelingt es aber doch, wie bei „Dark Side Of The Moon“. Geht nicht, gibt’s nicht – eine Devise, die bei Pink Floyd von Anfang an im Raum stand. Mit dieser Platte kam der Zug endgültig ins Rollen. Der internationale Durchbruch ließ auch nicht mehr lange auf sich warten. In der Vergangenheit beförderte die Band ihr Publikum in Bewusstseinsregionen, die noch nie ein Mensch zuvor betreten hatte. Und heute?
Es ist, wie es ist: Mythen machen misstrauisch. Und neugierig. Die Mythen, die sich um Pink Floyd ranken, reichen wohl ins Unermessliche. Spätestens mit der Veröffentlichung von „The Dark Side Of The Moon“ im Jahre 1973, eines der sagenhaftesten Alben schlechthin, war im Rock nichts mehr wie vorher. Ein zwischen Psychedelik, Ambient, Jazz und Prog oszillierendes Vermächtnis haben uns Pink Floyd hinterlassen.
Doch ich bin ehrlich: Das erste Mal, als ich die Platte zuhause einlege und sie mir komplett anhöre, zieht sie fast spurlos an mir vorbei. Ich mache mir Sorgen und bekomme die ersten Bedenken. Wird das nichts mit Pink Floyd und mir? Beim zweiten Mal, mit Kopfhörern, ist es schon ein differenziertes Bild. Die Nuancen lassen sich leichter entdecken. Verspielte Geräuschcollagen („Speak To Me“, „Money“), Elektronikgeblubber, Saxophonklänge, wirre Stimmen und warmer Backgroundgesang – ich nehme die Dinge klarer wahr. Doch das erste, was einem bei der Beschäftigung ins Auge sticht: Die visuellen Codes. Es gibt wohl keine vergleichbare Band, die Symboliken so sehr für sich nutzte und in den Köpfen der Menschen pflanzte. Sie zeigten, wie eine Zeichen- und Bildersprache in die Popkultur transferiert werken kann. Sie zeigten auch, wie groß die Musik-Spielwiese für abenteuerliche Seelen aussehen kann.
Ein Blick auf das Cover: Was siehst du? Licht oder Schatten? Ausgehend vom jeweiligen Blickwinkel, kann man mit diesem Album, dass von seinen Falltüren, Weggabelungen und doppelten Böden lebt, auch heutzutage noch Spaß haben. Es nimmt dich in seine Arme, lässt dich aber auch fallen. Wie tief, entscheidest du. Es umgarnt dich, zeigt dir davor zuerst die kalte Schulter. Dinge geschehen, es gibt scheinbar keine Limitierungen, Beschränkungen. „The Dark Side Of The Moon“ ist definitiv kein Schnellimbiss.
Natürlich bleibt ein Evergreen wie diese Platte eine außerordentliche Geschmackssache, doch wer bis heute Pink Floyd nicht entdeckt hat, erhält mit den sogenannten Experience Editions (neue Aufmachung im Digipack, remastered, Bonusmaterial) eine Chance, dies zu korrigieren.
Facts:
Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon (Experience Edition)
Digipack, Album remastert + Bonus-CD mit unveröffentlichten Live- und Studioaufnahmen
Gesamtspielzeit: ca. 43 Minuten
EMI
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