THE SIGOURNEY WEAVERS: Nacht der Ohrwürmer im Gasthaus Auerhahn

SBÄM und Moutain Cock Quality Rock hatten sich vorgenommen, einen trostlosen Montagabend ordentlich aufzupeppen und deshalb die Schweden The Sigourney Weavers kurzerhand ins Punk-Gasthaus nördlich der Donau eingeladen. „Mission accomplished!“, würden wir sagen. Hierzulande leider viel zu unbekannt, erwiesen sich die Fünf als bärenstarker Liveact, ließen einen Power-Pop-Ohrwurm nach dem anderen vom Stapel und hätten sich definitiv ein größeres Publikum verdient gehabt. Nicht minder grandios waren die Mühlviertler Indie-Darlings Seraphim. Ein unerwarteter Härtetest für unsere Toleranz war hingegen die Darbietung von Tensalomi.

Man kennt das mittlerweile von den Konzerten im Auerhahn – Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr. Das ist durchaus super, wenn man unter der Woche gerne Konzerte besucht und nicht gar zu spät in sein Bett fallen möchte. Als wir kurz vor 8 den Saal betraten wurde aber noch fleißig der Sound gecheckt. Machte aber nichts, denn für solche Anlässe gibt es ja immerhin eine Bar. Der Soundcheck von Tensalomi zog sich allerdings noch eine Stunde dahin, was durchaus für Verwirrung beim anwesenden Publikum sorgte. „Spielen die schon, oder ist das noch immer der Soundcheck?“, fragte man sich.

Um 21 Uhr ging es dann aber wirklich los. Die folgende Darbietung erweckte aber mehrmals den Wunsch in uns, einfach wieder an die Bar zu fliehen. Die Songs der Band hätten eigentlich Potenzial, sind durchaus gefälliger Indie Rock und Pop im Stil der 90er Jahre, der uns unweigerlich an Nada Surf erinnerte, dazu noch einige Folk und Country-Einflüsse. Die Darbietung dieser Songs war aber derart schwach, dass man ernsthaft vermuten muss, dass der überlange Soundcheck schlichtweg die erste „Bandprobe“ seit längerer Zeit war. Etwas ausnehmen von dieser Kritik muss man die beiden Herren an Bass und Schlagzeug, die ihre Parts staubtrocken und solide runterspielten und auch die Leadgitarre wusste bei einigen Anlässen, wie etwa mit einer schönen Bottleneck-Einlage, zu gefallen. Vor allem bei den Vocals und beim Keyboard taten sich zeitweise aber massive Abgründe auf und die Anhäufung von schiefen Tönen bewegte sich nahe an der Grenze des Unzumutbaren. Da sollte man von mittlerweile doch sehr erfahrenen Musikern definitiv mehr erwarten dürfen. Dass man dann trotz 45-Minuten-Set als Opener und selbstverschuldeter Verspätung auch noch unbedingt eine Zugabe spielen muss, ist den Veranstaltern und anderen Bands gegenüber aber dann schon richtig frech und darf gerne kritisch hinterfragt werden.

Seraphim durften es danach richten – und wie sie das taten! Live klingt das noch um einiges druckvoller als auf Platte, sei an dieser Stelle angemerkt. Der Gesang sorgt für die nötige Emotion und die Rhythmus-Fraktion spielt haargenau auf den Punkt und verpasst den Songs so ein knackiges, tanzbares Grundgerüst. Einige Synthie-Flächen und schöne Gitarrenleads besorgen das Übrige. Diese Band ist unserer Meinung nach immer noch (nein, wir werden nicht müde das zu betonen) kriminell unterschätzt und zeigt wie gut klassischer Indie Rock auch anno 2016 noch klingen kann. Das Bier war also plötzlich nicht mehr Mittel zur Realitätsflucht von Nöten, sondern einfach die Beilage zu einer Portion guter Musik. Danke dafür!

Richtig Spaß machte dann auch, was The Sigourney Weavers die nächste Stunde lang veranstalteten. Mit ihrer mittlerweile dritten Platte „Noir“ und damit einem großen Haufen Ohrwürmer im Gepäck sorgten die fünf Skandinavier für einen genialen Ausklang des Abends. Treibende Punk Beats treffen auf Indie Rock, treffen auf Retro-Orgelsounds und Refrains, die fast schon unverschämt „catchy“ sind. Da fühlt man sich zurückversetzt in die Anfangstage von Bands wie The Killers (zu Hot Fuss-Zeiten) und The Hives. Ein Genuss ist es auch, die Gesichtszugsentgleisungen von Gitarrist Thomas Liljekvist zu beobachten. The Sigourney Weavers sind, so der einstimmige Tenor nach dem Konzert, eine Band, die man sich in einer rappelvollen Location an einem Samstagabend wünschen würde. Den Umständen (Montag) und der Motivation des Publikums (Montag!!!111!!11) entsprechend war das aber schon sehr okay.

ACHTUNG, ACHTUNG!
Für alle die noch keinen Plan haben, wo sie ihren Silvesterabend verbringen sollen haben wir übrigens einen Tipp!

NEW YEARS EVE PUNK ROCK PARTY
Ort:
Kulturgasthaus Auerhahn
Line-Up: Consumed, Karaoke Bash, Swallow’s Rose und Marco Pogo.
Alle wichtigen Infos dazu findet ihr hier!

Fotos: Christoph Thorwartl

 

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.