1. Linzer Burschitour – ein Rückblick
Am vergangenen Freitg fand die erste Linzer Burschitour statt, wo DÖW-Experte Heribert Schiedel durch die Linzer Burschenschaften führte. Das Wetter war dabei so abwechslungsreich wie die Erfahrungen, die man dabei machen konnte.
Die Voraussetzungen für diesen Rundgang waren denkbar ungeeignet: ein Schneesturm wehte vor der Stadtwerkstatt, als um 14 Uhr der Nachmittag mit einem Vortrag von Schiedel begann. In diesem – äußert gut gefüllten – Vortrag berichtete er über die Geschichte der Burschenschaften in Österreich, sowie über einige der Besonderheiten der in Linz ansäßigen Verbindungen und deren Vergangenheit. Wichtig ist hierbei die Unterscheidung innerhalb der Burschenschaften. Burschenschaften bekennen sich, unabhängig von ihrer aktuellen Ausrichtung, zu den Prinzipien der „Urburschenschaft“, die bereits im Jahr 1815 gegründet wurde.
Deren Prinzipien beruhen auf den Werten „Ehre“, „Freiheit“ und „Vaterland“. Weiters waren Burschenschaften maßgeblich an der Revolution des Jahres 1848 beteiligt – die deutschen Farben Schwarz-Rot-Gold gehen ebenfalls auf diese Zeit zurück. Nach dem ersten Weltkrieg nahm der Antisemitismus innerhalb der Burschenschaften zu, und innerhalb der Burschenschaften in Österreich gab es auch schon vor dem offiziellen Anschluss 1938 Tendenzen, die diese Entwicklung befürworteten. 1938 wurden, mit dem Anschluss Österreichs an das deutsche Reich, Burschenschaften offiziell verboten. Nach Ende des Krieges gewannen Burschenschaften wieder an Bedeutung.
Seither muss man prinzipiell zwei Gruppen unterscheiden: österreichisch-Konservative, denen vor allem die Verbindungen des MKV (Mittelschüler-Kartell-Verband) sowie des CV (Cartellverbands) angehören, die sich prinzipiell zum Staat Österreich bekennen. Die zweite Gruppe sind die deutschnationalen Burschenschaften – unter ihnen die in den Medien bekannte „Olympia“, wo etwa Martin Graf Mitglied ist, sowie die Innsbrucker „Brixia“, die als eine der radikalsten Burschenschaften gilt. Diese bekennen sich zu einem großen Deutschland – der Grund dafür, weshalb das Verhältnis zwischen deutschnationalen und konservativen Verbindungen als sehr angespannt gilt.
Nach dem ca. eine Stunde lang dauernden Bericht ging der eigentliche Teil der „Burschitour“ los, wo verschiedene Burschenschafter-„Buden“ in der Linzer Innenstadt besucht wurden. Die beiden „rechteren“ Burschenschaften, die „Arminia Czernowicz zu Linz“ – Burschenschaft von Stadtrat Detlef Wimmer – sowie das „Corps Alemannia Wien zu Linz“ – Heimat etwa von Manfred Haimbuchner und Günter Steinkellner – standen wegen ihrer etwas abgelegeneren Lage leider nicht auf den Programmpunkten. Das Wetter war dabei abwechslungsreich: Vom Schneesturm bis zum Sonnenschein hatte man das volle Programm nicht nur inhaltlich, sondern auch meterologisch geboten.
So wurden eher gemäßigtere Burschenschaften besucht – unter den Augen (und den Kameras) der Polizei, die das Ereignis für die Nachwelt festhielt. Dass die Polizei, mit einem überraschend großen Aufgebot, vor Ort war, war in diesem Fall nicht von Nachteil . Denn die Burschenschafter beschlossen, „Flagge“ zu zeigen und erwarteten die Tour in ihren Häusern. Die einen zeigten sich als textsicher und besangen ihren Spruch der „deutschen Hiebe“, andere mischten sich unter die Teilnehmer und versuchten mittels eines Taferls, Schiedel als „Märchenonkel“ darzustellen. Zu Übergriffen oder physischer Gewalt ist es aber Gott sei Dank nicht gekommen. Schiedel erzählte von Verbindungs-Verflechtungen in der Politik, sowohl im katholischen Umfeld des MKV (Mittelschüler-Kartell-Verband) und CV (Cartellverband), als auch unter den rechter angesiedelten Burschenschaften. Beim Palais Kaufmännischer Verein Linz – in dessen Vorstand ebenfalls viele Burschenschafter vertreten sind – wurde die Tour am späten Nachmittag beendet.