DEFTONES: Lavaesk

Wenn die ruhmreichen Beatles die Bezeichnung „beatleesk“ für sich beanspruchen können, dann kann man mit ruhigem Gewissen den Ausdruck „lavaesk“ für die Deftones hernehmen. Vulkanisch, eruptiv und zäh wie heiße Lava bauscht sich „Koi No Yokan“ vor einem auf, doch leider geht das siebte Album der Band weitestgehend überraschungsfrei vonstatten.

Der Alternative-Metal der Deftones, er führt sein Eigenleben fort. Im Paralleluniversum der Band aus Sacramento herrscht ein eigener Takt, denn Jenseits von Trends und Strömungen entwirft das Gespann um Aushängeschild Chino Moreno seit vielen Jahren mächtige Soundmassive, deren eigentümliche Ausstrahlung faszinieren und betören.

Es ist nicht zu ignorieren, dass sie eine eigene, unverwechselbare Handschrift besitzen. Selbst den abgedroschensten Riffs zwingen sie ihre Schreibweise auf. Und obwohl es vielerorts zu lesen ist: „Koi No Yokan“ klingt für mich überhaupt nicht nach „White Pony“. Das ewig herhaltende Referenzwerk klang architektonisch und kühl. Mit dem nachfolgenden „Deftones“ schlug die Band einen Weg ein, der in die entgegengesetzte Richtung ging. Plötzlich war die Atmosphäre siedend, glühend heiß. Alle nachfolgenden Platten schlugen in eine ähnliche Kerbe.

Es dominieren abermals kolossale Gitarren und die groß angelegte Riffkaskaden von Steven Carpenter, die im stürmischen Opener „Swerve City“ bereits von der Leine gelassen werden. Es wird großzügig aufgebaut und aufgeschichtet, dann breit erlöst wie in „Leathers“ oder „Rosemary“. Und trotzdem ist es das widerspenstigste Album der Bandhistorie, denn in Sachen Songwriting fehlt es an der nötigen Überzeugungskraft. Die meisten Lieder glimmen nur vor sich hin, statt in Flammen zu stehen. Sie legen den Fokus weniger auf Melodie und Struktur, als auf das Auskosten von Stimmungen, so dass sich mancher Song mangels handfester Idee in diesem bedrohlichen Klima suhlt, was bei vielen Fans bestimmt trotzdem (oder gerade deswegen?) Anklang finden wird. Aus meiner Sicht hat „Diamond Eyes“ das Prozedere viel besser gelöst, was auch an besserem Material lag.

Obwohl die Reise, zu der sie auf „Koi No Yokan“ einladen, an Schluchten vorbeiführt, die im Untergrund mächtig brodeln – unter Strich bleibt gerade mal ein durchschnittliches Album, dem es an den angemessenen Deftones-Hits fehlt.

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