„Die Prinzessin will viel lieber Ritter sein…“

Das ist der Titel eines Liedes, dass ich vor etwas längerer Zeit in der „Sendung mit der Maus“ gehört und gesehen habe. Es kam mir wieder in den Sinn, als ich gestern diesen Artikel las. Das Rollenbild, das Mädchen heute durch ihr Spielzeug vermittelt bekommen, ist oftmals klar in ein Schema gepresst: Frauen sind Prinzessinnen, deren Aufgabe es ist, möglichst hilfsbedürftig zu sein und dabei perfekt ausszusehen.

Dominiert wird das ganze von verschiedenen Rosa- und Pinktönen, auch mit Glitzer wird nicht gespart. Geht man in ein Spielwarengeschäft, so gibt es eine klare Linie: Mädchenspielsachen müssen rosa sein. Ein Mädchen kann sich zwischen Prinzessinnendasein, Familie und Haushalt hüten und putzigen Tierchen entscheiden. Dabei gibt es in jeder der Sparte genug Accessoires für die Mädchen, um sich täglich neu in Schale zu werfen, was sogar von ihnen erwartet wird.

Gleichzeitig haben Burschen die Auswahl zwischen verschieden Versionen von Kriegspielzeug. Sie können Piraten, Cowboys, Ritter, futuristische Weltraumkrieger sein – leider gibt es auch hier eine starke Tendenz hin zu sexistischen Rollenbildern, allerdings noch nicht so ausgeprägt.
Eine derartige genderspezifische Vereinnahmung von Spielzeug – vor allem bei dem für Mädchen – gibt es jedenfalls noch nicht lange.

Habe ich mich in meiner Kindheit auch schon diesen Sexismen ausgesetzt gefühlt? Damals (und wir reden hier von etwas mehr als 10 Jahren) gab es noch Werbungen, in denen Burschen in Spielküchen kochten, Mädchen mit Piratenschiffen die Weltmeere befuhren und alle gemeinsam mit (dem gleichen) Lego, Playmobil oder ähnlichem spielten.
Ich selbst durfte draußen im Dreck spielen, Ameisen töten und Piratin sein, hatte aber auch Puppen und verkleidete mich gelegentlich als Prinzessin.

Heutzutage sehen sich Mädchen jedoch teilweise einer schier erdrückenden Industrie von Spielzeugmachern gegenüber, die ihnen lediglich Platz in einer mit Zuckerguss glasierten Märchenwelt einräumt. Alles in Rosa und Pink, versteht sich.
Schon unseren Kindern wird dadurch folgendes Rollenbild vermittelt: Die Frau bleibt zuhause, schmeißt den Haushalt mit links, sieht dabei gut aus und hat eine Horde an süßen Freundinnen, mit denen sie nachmittags gerne mal Cupcakes essen geht. Falls die Frau doch arbeiten gehen darf, so wird sie spielend leicht mit Beruf und Familie fertig, sieht dabei noch perfekt aus und geht mit ihrer Horde an süßen Freundinnen abends gerne mal Cocktails schlürfen.
Der Mann hingegen wird als muskelbepackter Athlet dargestellt, der seine Familie auf Händen trägt, das Geld verdient und keine femininen Seiten besitzt.

Unsere Kinder besitzen etwas, was der Großteil der Erwachsenen leider schon verloren hat, nämlich eine fast unbegrentze Fantasie. Eine Fantasie, in der wir sie ihre spielerischen Abenteuer erleben lassen sollten, egal wie diese aussehen mögen. Wir sollten ihnen keine Rollen zuteilen, sondern ihnen helfen, ihre Lebenswelt selbst zu gestalten. Und diese ist am besten kunterbunt.

Link
The Telegraph, 3.4.2013: „Pink Lego is an abomination. End this gender fascism“

(Bild: Lego Werbung, 1981)

Studentin. freischaffende Künstlerin. bluehirsch.