Symboldbild Gösser Fan Arena
Symbolbild: Drew Farwell

Zilli, Willi und der Gösser-Shitstorm

Anlässlich der Ski-WM in Schladming lädt der Hauptsponsor Gösser abends in die Fan-Arena. Täglich gibts das passende Event. „Zeig der Zilli deinen Willi“ oder „Super Schnitten lassen bitten“ steht da am Programm. Das ist seit Wochen bekannt, scheint auch keinen aufzuregen.. vorerst.

Ich hab heute anscheinend einen kleinen Shitstorm ausgelöst. Ein Shitstorm ist die spontane digitale Social-Media-Entladung von Empörung über ein  spezifisches Thema. Meist trifft es Firmen die ihre Zielgruppe nicht so ganz verstanden haben. Wie auch heute. Ich hab versucht die Abläufe in einer Geschichte zusammenzufassen. Natürlich lässt sich nicht jeder Kommentar, jede Nebenunterhaltung und jeder Tweet erfassen, aber ein kleiner Überblick ist mir gelungen.

Auf www.goesser-fan-arena.at wurden schon vor ein paar Tagen die Side-Events der Alpinen Skiweltmeisterschaft in Schladming beworben. „Schnecken checken“, „Hennen scannen“ oder auch „Scharfe Kanten, heisse Tanten“ heissen die Events in „Österreichs größter Almhütte“.

Die #Aufschrei-Debatte ist noch keine zwei Wochen alt und das Thema Sexismus eigentlich in allen Medien präsent. Nur an den Organisatoren der WM scheint das alles vorbei gegangen zu sein.

Screenshot Gösser

Los gings mit einem einfach Facebook-Posting und einem Tweet dazu. Da war es gerade mal 13:17.

Die erste Reaktion von Gösser kam um 14.30 und war erwartbar abweisend. Auch wenn überall ihr Name drauf stand wollten sie damit nichts zu tun haben.
Es ist unglaubwürdig, dass ein Unternehmen eurer Größe die eigene Marke ohne irgendeine Kontrolle einem zweiten überlässt. Dass ihr davor nie was von den Sujets gesehen habt, glaubt euch wohl keiner.“ stell jemand auf Facebook fest.

Das Gösser bis dahin zwar einen Facebook-Auftritt, aber keine Agentur und keine dafür zuständigen Profis im Haus hatte, hab ich in den letzten Stunden mitbekommen. Denn eine Agentur eines früheren Ö3-Mitarbeiters hat nun den Auftrag bekommen, dass ganze zu managen. Durch Twitter sind schon einige Medien auf das ganze aufmerksam geworden und auch in Sportredaktionen ist der #Aufschrei zumindest mal eine Randnotiz wert.

Schon um 16:15 kommt die Absage des ganzen Apres Ski Programms. Die Brauerei hat erkannt, welchen Schaden ihre Marke hier nehmen kann.

Öl ins feuer und seltsame ausreden

Doch nicht alle beteiligten sehen ein Problem bei den zünftigen Apres Ski Partys. Eva Frank von der Geschäftsleitung der Gösser-Fan-Arena hatte gegenüber Medienexperten Michael Ziesmann Stellung zu den Sprüchen genommen, wie futurezone.at berichtet. Auch durch viele weitere Medien wird diese Geschichte in den nächsten Tagen rauschen, der Image-Schaden bleibt.

Es lag uns fern, mit diesen Party-Namen zu polarisieren und es tut uns leid, wenn hier ein falsches Bild entstanden ist. Die Namen haben wir natürlich entfernt und wollen damit auch zeigen, dass hier in keinster Weise eine böse Absicht dahinterstand.
Jeder, der zu uns in die Gösser-Fan-Arena kommt, kann sich davon überzeugen und ein Bild machen, auf welchem hohen Niveau diese Events ablaufen. Am gestrigen Abend haben sich hier über 3.000 fröhliche Menschen – jeder Altersgruppe und jedes Geschlechts – amüsiert und niemand fühlte sich diskriminiert.
Trotz allem möchten wir einige Zeilen beifügen, in denen wir zu den einzelnen Party-Namen Stellung beziehen:

„Zeig der Zille Deinen Willi“
Seit Jahrzehnten wird in den österreichischen Skigebieten Williams mit Birne getrunken;
die Abkürzung hierfür ist kurz und bündig „WILLI“. Und dieser Willi ist hier gemeint. Wenn Sie etwas anderes hinein interpretieren, haben wir das nicht zu verantworten.

„Ganze Kerle wild und hart, süße Bienen lieb und zart“
Die Herren der Schöpfung sehen sich doch gerne als ganze Männer; wild und hart.
Und die Mädels werden im allgemeinen Volksmund als lieblich, zart und süß beschrieben. Es handelt sich hierbei lediglich um Attribute für die einzelnen Geschlechter, die dem Volksmund entnommen wurden,.

„Huschi wuschi mit der Uschi“
Huschi wuschi ist im Hochdeutschen nichts anderes als hurtig. Was ist sexistisch, wenn man mit der Uschi hurtig irgendwo hineilt?

„A Zuckerl für Pupperl“
Halten Sie den Filmtitel „Gib dem Affen Zucker“ auch für sexistisch?
Warum darf man einem lieben, gutaussehenden Mädel kein Zuckerl anbieten. Unsere Erfahrung ist, dass die Bezeichnung Pupperl für ein Mädchen oder eine Frau E eher ein Kompliment darstellt. „Sie sieht aus wie a Pupperl“ ist doch die Aussage, dass Sie besonders hübsch ist. Haben Sie schon einmal hässliche Puppen gesehen?

„Super Schnitten lassen bitten“
Ein ausgezeichnetes österreichisches Produkt ist die Manner-Schnitte, die über die Grenzen des Staates hinaus bekannt und beliebt ist. Diese will letztendlich ja auch konsumiert werden. Also bitte zugreifen.

„Hennen scannen“
In unserer Branche haben wir mit unterschiedlichen Zielgruppen zu tun und sehr häufig mit ganz normalen Jugendlichen. Haben Sie schon einmal hingehört, wie sich diese unterhalten, ohne auch nur die geringste Abwertung dabei im Sinn zu haben? Das ist absoluter üblicher Jugend-Jargon, der in allen Bundesländern gleich ist.

Abschließend möchten wir hier deutlich betonen, dass wir uns gegen den Vorwurf sexistischer Absichten, Geschlechter-Diskriminierung distanzieren. Auch steckt keine Werbemaßnahme für irgendein Produkt steckt. Der Großteil unserer Mitarbeiter ist weiblich und nicht eine einzige fühlt sich durch diese lustigen Party-Namen sexuell belästigt, noch sexistisch diskriminiert.

Schauen Sie doch einfach einmal bei uns in der Gösser-Fan-Arena vorbei und genießen sie die tolle Stimmung. Sie werden erleben, dass jeder sich amüsiert und niemand peinlich berührt ist.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen noch schöne Tage in Schladming.

Mit freundlichen Grüßen
Eva Frank
Geschäftsleitung

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