„BLACK FLAG“ oder so @ Arena Wien
BLACK FLAG haben sich am 20. Mai in die Arena Wien verirrt. Mit im Gepäck: Skatelegende und Musiker Mike Vallely als GOOD FOR YOU. Was bleibt ist Nostalgie und ein bitterer Nachgeschmack …
Dieser Montagabend beginnt ja eigentlich ganz normal: Eintritt rund um 20:00 Uhr, verkleinerte große Halle, kein Fotograben, ein paar Leute schon im hinteren Sektor. Soweit, so wie immer.
Auch die Vorband GOOD FOR YOU ist nicht von schlechten Eltern – ganz im Gegenteil: Mike Vallely singt, BLACK FLAG-Gründungsgitarrist Greg Ginn quetscht seine Gitarre aus und ärgert zeitweise sein Theremin – letzteres ärgert gerne auch zurück (Mike V.: „The Theremin just took a shit!“). Dazu gesellen sich noch Dave Klein (Ex-SCREECHING WEASEL) am Bass und Greg Moore am Drumkit – ihres Zeichens ebenfalls aktuelle BLACK FLAG-Mitglieder.
Geboten wird dreckiger, minimalistischer, wütender Hardcore Punk mit progressiven, doomig-langsamen Einflüssen. Die Bühnenperformance beschränkt sich hierbei auf ein Abarbeiten der Setlist; Ansagen sind überflüssig. Diese Vorgehensweise stört normalerweise gewaltig, bei GOOD FOR YOU kommt diese angepisste, minimalistische „Fuck you, just listen!“-Attitüde allerdings absolut authentisch rüber. Punk Rock as fuck!
Gen Schluss rutschen Mike V. dann aber doch noch ein paar Ansagen raus (zB das oben genannte Kommentar zum Theremin). Er stellt die Band vor und versucht beim Schlusssong (=Intro-Song) „Fucked Up“ die Zuschauer zum Mitbrüllen zu animieren. Soweit, so gut. Und eigentlich könnte man nach dieser einen Stunde glücklich nachhause gehen. Mit ¾ vom aktuellen BLACK FLAG-Album UND einem wirklich geilen Sänger in Form von Herrn Vallely hätte alles gepasst.
AAAABER man ist ja wegen BLACK FLAG selbst dort. Dass das eher eine nostalgische Augenwischerei ist, war bereits im Vorfeld so ziemlich jedem klar, der sich die fürstlichen Tickets gekauft hat. Am BLACK FLAG-Erlebnis spaltete sich dann jedoch die Meinung der Anwesenden. Die einen meinten nur „War ja alles bekannt, was hast Du groß erwartet?“, schwelgten in Nostalgie und tanzten so gut es ging. Die anderen ärgerten sich über die knappe Stunde Spielzeit ohne Zugabe und die eher schwache Performance von Sänger Ron Reyes (1980-1981; 2013-)
Zurück bleibt das Gefühl, eine gute BLACK FLAG-Coverband gesehen zu haben, jedoch nicht das Original. Zu zahn- und kraftlos kommen die einst aggressiven Hymnen einer Subkultur herüber. Zu wenig wird an diesem Abend geboten. Und die Lust auf das kommende Album hält sich leider ebenfalls in Grenzen.
Interessant wäre, FLAG zum Vergleich zu sehen, denn hier haben sich mit Keith Morris (Gesang, 1976–1979), Chuck Dukowski (Bass, 1977–1983) und Bill Stevenson (Drums, 1981, 1983–1985) langjährigere Mitglieder von BLACK FLAG wieder zusammengefunden um die alten Hits hochleben zu lassen. Vielleicht beehren diese Herren bald mal die Arena und vielleicht kommt dann mehr „Good Old Hardcore Punk“-Stimmung auf, als an diesem Montagabend. Naja, man hat zuhause ja immer noch die alten Platten der Hardcore-Heroen, auf denen die Welt noch in Ordnung ist …