Loving.The.Alien: The Blinded You

Eine der wohl in Oberösterreichs Indie-Landschaft meist erwarteten Veröffentlichungen erblickt kommenden Samstag das Licht der Welt: Loving.The.Alien veröffentlichen mit „The Blinded You“ ihre erste Platte. Ein erwachseneres Werk – wenn man überhaupt eine Floskel bemühen möchte. Denn „The Blinded You“ ist vor allem eines: eine Platte, die den Vorschusslorbeeren durchaus gerecht wird.

Machen wir zu Beginn einen kurzen Rückblick: unzählige Auftritte auf diversesten Festen, eine EP mit dem Namen „Must not be Grey“, die im November 2012 veröffentlicht wurde, sowie einige Personalwechsel innerhalb der Band. So könnte man Loving.The.Alien kurz zusammenfassen. Und würde einiges übersehen. So etwa der Gewinn beim Lautstark-Musikcontest und ein Konzert im vollen großen Saal im Posthof, Supportshows auf Burg Clam und vieles mehr. Mit „The Blinded You“ veröffentlicht die Band jetzt ihr erstes Full-Length-Album. Das spielt so viele Stücke, dass man nicht mal weiß, wo man anfangen sollte.

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In so einem Fall geht man es gemächlich an: chronologisch. Mit „Napoleon“ ist der Opener des Albums ein vor allem live schon oft gehörtes Stück. Auf Platte überzeugt es fast noch mehr. Sehnsucht, Streicher, Rewind. So in etwa umschreibt man das Hörerlebnis wohl am besten. Gleich um danach mit „Cold and Broken Bone“ einen Stilwechsel um 180 Grad hinzulegen. Ruhiger, fast schon verträumt, nur um dann wieder richtig reinzuhauen. Man weiß nicht zu 100%, woran man ist. Und das ist gut so.

„Deep“ bringt dann wohl das am längsten im Ohr bleibende Violinen-Element mit sich, das man seit einiger Zeit gehört hat. Irgendwo zwischen verträumten Klängen und modernem Indie-Rock bewegt man sich tief in den Emotionen der Zuhörer. Nie war es schwieriger, zwischen Pop-Hymne und Ballade zu differenzieren. Nicht Fisch, nicht Fleisch – und doch beides. Das heimliche Highlight der Platte.

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Vom heimlichen Highlight der Platte kommen wir nun zum offensichtlichen Highlight der Platte. Der Song, um den es sich handelt, trägt den klingenden Namen „Bosporus“. Das Intro als melancholische Achterbahnfahrt in die Abgründe der Emotionen, ein unweigerlich eindringlicher Refrain mit der „Headline“ des Albums: „There are no seasons at all, when you’re in love“. Balladen haben selten schöner geklungen. Der ideale Song Nachts um drei Uhr, allein auf der Autobahn.

„Grandeur“ schließt dann dort an, wo „Deep“ aufgehört hat.  Ein Song, den wohl jede Indie-Platte unserer Zeit benötigt. Klingt wie der klassische Pop-Song, erweitert um Streicher. Nicht das Highlight auf „The Blinded You“, aber besser als manch anderes Füllmaterial.

Nach diesem Füllmaterial wartet wieder Großes auf den Zuhörer. „Web, Spider Web“ entführt den Hörer in ein Netz von intensiven Hörerlebnissen. Die Stimmen der beiden Vocals Niklas Apfel und Lea Föger wechseln sich so was von in-die-Ohren-bohrend ab, dass man mehr als einmal verleitet wird, das Album kurz zu pausieren, um den Repeat-One-Button auf dem CD-Deck zu suchen. „First Day of Death“ bricht danach einmal mehr den Rhythmus. Wiederum schwer einordenbar. Zum Nachdenken.

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Weiteres Highlight des Albums ist der Song „Rostknochen“. Synthesizer, und fast in den Electro-Pop abdriftend (vergleiche hierzu stilistisch Teresa Rotschopfs neue Band „O“), bringt es eine weitere Facette in die bunte musikalische Farbpalette, die „The Blinded You“ mitbringt. Und darf man nach dem letzten Track „Rebuilding Ships“ das CD-Deck ausschalten, dann weiß man, dass man gut vierzig Minuten intensivste Gefühlswechselbäder beim Durchhören hinter sich hat. Über die übrigen Tracks wird an dieser Stelle nicht zu viel verraten – am besten selbst reinhören!

Fazit: ein unglaublich facettenreiches Debutalbum einer unglaublich facettenreichen Band, das sich gekonnt aus dem Pop-Platten-Meer heraushebt, und noch dazu Lust auf ein Livekonzert sowie auf  noch viele weitere Alben macht!

Die Bewertung der subtext.at-Redaktion:
5/5 Punkte

 

„The Blinded You“ wird am Samstag, dem 22. Februar, ab 20 Uhr im Welser Stadttheater veröffentlicht. Support kommt von Leyya und dem JFT-Trio. Tickets sind um €14 an der Abendkassa erhältlich! 

Fotos: Christoph Thorwartl

 

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.