Cler – Assembled

Das Debütalbum von Cler ist in Wahrheit ein Supergroup-Album – inklusive überraschender musikalischer Wendungen.


Wenn man einen erneuten Shitstorm der österreichischen Musikszene heraufbeschwören möchte, könnte man ja behaupten, dass österreichische Musik oft (meistens!) am Besten klingt, wenn man ihr die Herkunft aus dem 8-Millionen-Staat kaum anhört. Beim erstmaligen Durchhören tauchte dieses Gefühl das erste Mal bei „Neon Sunlight“ auf. Dramaturgisch schlecht offenbare ich hiermit auch gleich mein Lieblingslied von dieser Platte. Aber es steht ja nirgends geschrieben, dass das Beste stets zum Schluss kommen muss. Doch zurück zum Anfang.

„Cler is a musician from Vienna, who is part of the two Austrian bands Clara Luzia and Fotzhobl.“ So beschreibt sich der Musiker auf seiner Facebookseite selbst. Und schon beim ersten Song, „This Girl“, vermutet man, dass fälschlicherweise eine Luzia-Platte in die Playlist gerutscht ist. Ihr unverkennbarer Gesang verlässt einen aber während des gesamten Albums kaum. Und wenn man sich so durch die Tracklist liest, erfährt man, dass überall „Gäste“ bzw. „alte Bekannte“ mit dabei sind: zwei Mal Frau Luzia, vier Mal Jörg Grubmüller (Fotzhobl), zwei Mal Robert Frittum und einmal MTS. Wenn ich mich also nicht täusche, sind zwar Sound und Text aus der Feder von Max Hauer (so heißt die Person hinter „Cler“), die Stimmen aber stets von anderswo kommen.

Hauer nennt „Cler“ sein „On-Off-Projekt“. Wenn grad in Sachen Clara Luzia und Fotzhobl nichts zu tun ist, kreiert er für sein Solo-/Gemeinschafts-/Supergroup-Projekt wundersame Klänge. So wie z.B. bei „Disassembled“ mit Fotzhobl-Kollege Grubmüller:

Selten passten so verschiedene Musikrichtungen und -stile, welche von Lied zu Lied wechseln, so gut auf eine einzige Platte. „Leave it all behind“ ist eine wunderbare Ballade und kommt direkt nach „Disassembled „, das mit gehörigem Tempo davon zieht. „Ab und an“ liefert dann sogar Hip Hop. Und auch die Sprachen werden regelmäßig durchgetauscht.

Cler

Ein spannendes Projekt, eine bewundernswerte Zusammenstellung und tolle „Gäste“. Also wenn es rein nach mir ginge, würde ich gerne sehr viel mehr von Cler hören. Vielleicht sogar mal seine Stimme. (Oder täusche ich mich und er singt gar eh jeden Song mit?) Und solange ich auf das nächste Album warten muss, gibt es „Neon Sunlight“ auf Dauerrotation. Denn das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss.

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cler.at
facebook.com/clerassembled

 

29 Jahre alt - Literarischer Blogger (Neon|Wilderness), Autor ("Volle Distanz. Näher zu dir"), Medienblogger (dominikleitner.com), Printschreiber (MFG Magazin), freier Journalist (u.a. BZ), CD-Kritiker (subtext.at) und Detektiv (365guteDinge)