Die Saison 2014/15 im Theater Phönix
Am 11.9. kommt das Theater Phönix (Linz) mit „Der Sturm“ aus der Sommerpause zurück. Die folgenden Klassiker- Neufassungen, Gastspiele und Auftragswerke sind vielfach gesellschafts-politisch orientiert, etwa in Form schwarzer Komödien, Satiren oder Grotesken.
Früher als Romanze bezeichnet, wird „Der Sturm“ von William Shakespeare im Programmheft als „groteske, gesellschaftspolitische Komödie“ beschrieben. Aufgeführt wird das Stück in einer Neuübersetzung und Bearbeitung von Brandon Larch, welche nahe an Shakespeare selbst gehalten, aber vor allem in der Sprache auf Gegenwartsbezug gesetzt haben soll. Susanne Lietzow (Regie) bringt das letzte Stück Shakespeares, das bereits im 17. Jahrhundert uraufgeführt wurde, auch 2014 wieder auf die Bühne.
Prospero (Peter Badstübner), ehemaliger Herzog von Mailand, wird von seinem Bruder Antonio (Marcus Off) entthront und mit seiner Tochter Miranda (Rebecca Döltl, neu in der Kerngruppe der Schauspielenden) auf dem Meer ausgesetzt. Dadurch gelangt Prospero an ein Inselreich, dessen einziger Bewohner (Sebastian Pass)- neben einem Luftgeist (Felix Rank)-fortan zu seinem Sklaven wird.
Als die Königin von Neapel (Judith Richter) mit ihrem Sohn Ferdinand (David Fuchs) und deren Gefolge an der Insel vorbeisegelt, wittert Prospero seine Chance. Dank Ariel gelingt es ihm, einen Sturm zu entfachen, der die Adeligen und ihre Diener/innen auf der Insel stranden lässt. Ab diesem Zeitpunkt überschlagen sich die Ereignisse: Caliban probt den Aufstand, betrunkene Napolitaner (Marcus Off, David Fuchs) wollen den Inselthron für sich ergattern, Antonio plant Intrigen, Miranda und Ferdinand verlieben sich ineinander….
Laut Lietzow könne man „Der Sturm“ als dunkles, dystopisches Märchen betrachten. Das Stück behandle neben dem Umgang mit Macht und Hierarchien einen philosophischen Menschheitsentwurf: Prosperos Humanismus ist verletzt und das wiederum führe dazu, dass er sich schwarzer Magie anschließe. Die Inszenierung sei zwar eine Modernisierung des Klassikers, gehe aber nichts Reale. Adäquat dazu verschränke das Bühnenbild (Marie Luise Lichtenthal) Innen-und Außenwelt. Dieses sowie der Einsatz von Wasser (36000 Liter werden dafür benötigt) trägen zur Erzeugung metaphorischer Fantasien und poetischer Stimmung bei. Wasser könne nicht nur Personen oder Gegenstände befördern, sondern genauso Tiefe oder Schmutziges beinhalten. Als wichtiges Medium wird es ebenso von der Technik umgesetzt. Die Musik hingegen sei schwer kategorisierbar, Sonetten seien unter anderem vertont worden (Gilbert Handler).
Im Anschluss an „Der Sturm“ (im November 2014) wird das Schauspielhaus Salzburg mit dem Stück „Der Schein trügt“ von Thomas Bernhard zu Gast sein. Dieses handelt von zwei Brüdern, die sich regelmäßig treffen, gemeinsam Erinnerungen nachgehen und dabei sich wiederholende Gespräche führen. „Der Schein trügt“ sei eine „zärtliche und boshafte Komödie des Alterns, ein grandioses Duett für zwei Schauspieler, eine Liebeserklärung an die Kunst der Bühne“.
Ab 27. November steht wieder ein im Phönix Theater selbst inszeniertes Stück auf dem Programm. „Blues Brothers“ basiert auf dem gleichnamigen Kultfilm von John Landis im Jahr 1980. Die Gebrüder Blues lassen sich nicht unterkriegen, weder von irdischen oder überirdischen Mächten, Neonazis, widrigsten Umständen, schlimmen Verhältnissen oder Situationen, welche die Nerven kosten können.
Im Dezember ist das Projekttheater Vorarlberg mit „Ein schöner Hase ist meistens der Einzellne“ von Philipp Weiss zu Gast. Zwei ehemals schizophrene Psychiatriepatient/inn/en werden zu gefeierten Künstlern, doch jetzt schweigen sie. Dabei sind sie umgeben von Stimmen, Blicken oder Zeiten, die sie selbst kreieren und vernichten.
Mehr ein Vortrag oder eine Performance, denn ein klassisches Theaterstück ist „Geld ist nicht alles“ mit Heini Staudinger. Primär den Kapitalismus betreffend, werden hohe Manager/innen- Gehälter, der globale Handel usw. kritisiert.
Das neue Jahr startet mit „Wir sind keine Barbaren!“ von Philipp Löhle (ab 5. Februar) In dieser schwarzen Komödie wird das „Wir“ nur solange großgeschrieben, bis ein mysteriöser Fremder erscheint.
„Das Interview“ von Theodor Holman und Theo van Gogh schließt am 24. März an. Es beruht auf einem niederländischen Filmdrama („Interview- Nächtliche Geständnisse“). Ein Journalist wird dazu verpflichtet, ein Interview mit einer Soap-Darstellerin zu führen. Als Politik-Journalist und ehemaliger Kriegsberichterstatter zeigt er dafür keinerlei Begeisterung, die Auseinandersetzung bringt viel Ironie mit sich.
Weiter (ab 7.Mai 2015) geht es mit der Gesellschaftssatire „Don Juan“, in einer Neuauflage von Gernot Plass. Eingefangen werden die Machenschaften einer starken, möglicherweise auch charismatischen Persönlichkeit. Dieser zeigt sich politisch rücksichtslos und selbstbezogen.
Den Abschluss der kommenden Theatersaison macht schließlich „Wenn das Leben in eine Schublade passt“ von Flo Staffelmayr. Das ab Juni gezeigte Stück wurde für das Internationale Kinder-und Jugendtheaterfestival Schäxpir geschrieben. Zwei Enkelkinder betreuen den dementen Großvater in ihren Ferien. Dabei wird zwischen Vergangenheit und Gegenwart gependelt und schließlich auch das eigene Leben genauer betrachtet.
Karten für die jeweiligen Stücke können (seit dieser Saison bereits) ab 16 Uhr bis 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn an der Theaterkasse erworben werden. Die Preise sind aufgrund der Nicht-Erhöhung von Subventionen seit 10 Jahren angestiegen (€ 22 ohne Ermäßigung, mit Ö1-Club, AK-Karte, Kulturausweis OÖ, OÖN- Karte, Forumcard, Megaticket der Linz AG € 19, für Schüler/innen und Studierende € 14), aber bis zu 48 Stunden vor Vorstellungsbeginn günstiger (€ 20 ohne Ermäßigung, für zweitere Gruppe € 17 und für zuletzt genannte € 12). Des Weiteren gilt die Theaterkarte dank einer Vereinbarung mit der Linz AG nun zusätzlich als Fahrschein, ab zwei Stunden vor Beginn der Vorstellung bis 24 Uhr.
Link: http://www.theater-phoenix.at/
Foto: Christian Herzenberger