Of Monsters and Men: Beneath the Skin

Mit Beneath The Skin bringen die Isländer Of Monsters and Men ihr zweites Album heraus. Das Erstlingswerk My Head is an Animal gehört meiner Meinung nach zu den besten Debutalben aller Zeiten. Texte, die märchenhafte Geschichten erzählen, eine großartige und sehr stimmungsvolle Indie-Soundkulisse und die wunderschöne Stimme von Sängerin Nanna Bryndís Hilmarsdóttir machen Of Monsters and Men Teil der wohl besten Indie Bands unserer Zeit. Ist die Frage. Können die Nordländer diese Qualität beibehalten?

Wenn man sich die Chart Platzierungen ansieht, könnte man meinen, das zweite Werk der Isländer sei das Bessere. Top 10 Platzierung in Deutschland, Großbritannien, der Schweiz und Platz 3 in den US-Album-Charts sprechen eine eindeutige Sprache. Doch gleich vorweg, diese Meinung teile ich nicht. Doch betrachten wir das Album genauer. Los geht es, mit dem bereits im Vorfeld des Albums veröffentlichten Crystals, das erinnert stark an Yellow Light aus dem Vorgänger. Sehr ruhig, schlagzeuglastige Soundkulisse und getragen wieder einmal von dieser einfach engelhaften Stimme. Human an nächster Stelle, unterscheidet sich dann deutlich von diesem. Nun darf auch Gitarrist und Zweitsänger Ragnar Þórhallsson mit seiner Stimme teilhaben und auch instrumental bedeutend schneller und ja einfach schöner als Crystals. Der Refrain hat absoluten Hymnen-Charakter. Großartiger Song und sicher eines der Highlights. Was bereits jetzt schon auffällt, im Vergleich zum Vorgänger spielt das Schlagzeug in den Liedern eine viel gewichtigere Rolle.

Bei Hunger kommen wieder ruhigere Töne zum Einsatz. Sehr ähnlich zu Crystals, durch den stellenweisen Einsatz der zweiten Gesangsstimme jedoch unterscheidbar. Guter Song aber kein Highlight. Denn das meiner Meinung nach absolute Highlight auf diesem zweiten Of Monsters and Men Album kommt nun, nämlich Wolves Without Teeth. Sehr abwechslungsreich, schwungvoll und die gesanglichen Wechsel zwischen Ragnar und Nanna sind einfach großartig. Mit Sicherheit der Song auf dem gesamten Album, wo die beiden Sänger am Besten harmonieren. Erinnert mit den Tierbildern in den Lyrics auch wieder an den Vorgänger. Einfach ein atemberaubender Song, gerne mehr davon. In dieser Qualität geht es bei Empire gleich weiter, vor allem der Refrain gehört hier zu den Highlights, da wird einem warm ums Herz. Unglaublich schöne Kombination und in die Stimme von Sängerin  Nanna Bryndís Hilmarsdóttir hat man sich spätestens bei diesem Song verliebt.

Weiter geht es dann mit Slow Life. Stimmungsvoll aber leider springt da der Funke einfach nicht über, gegen Ende zieht der Song dann nochmal an, reicht aber leider nicht, um den Song aus dem guten Mittelmaß herauszuholen. Dafür fehlt es dann doch an Abwechslung. Das wohl ruhigste Lied des gesamten Albums folgt mit Organs. Das Schlagzeug hält sich komplett raus und nur mehr Klavier und Gitarre begleiten den Gesang, der textlich etwas kurz ist. Macht ihn aber nicht weniger schön. Stimmlich ein Highlight des Album. So langsam neigt sich Beneath The Skin dem Ende zu. Leider muss man doch sagen, denn bisher ist auch das zweite Of Monsters and Men Album ein himmlisches Stück Musik.

Bei Black Water dürfen nun wieder alle Instrumente teilhaben und auch  Ragnar Þórhallsson  singt nun bis zum Ende wieder mit. Wieder etwas schwungvoller aber nichts Besonderes. Ein guter, aber doch eher Standardsong mit dem wohl wenigsten Liedzeilen in der Bandgeschichte. Bei Thousand Eyes wird es etwas düster und erinnert im ersten Moment an ältere nordische Lieder wie man sie aus Filmen kennt. Sehr atmosphärisch, vor allem der Instrumentalpart im letzten Drittel! I Of The Storm und We Sink bilden dann noch das wenig spannende Finale.

Was gibt es als Fazit zu sagen? Beneath the Skin ist komplett anders als der Vorgänger. Das fängt bei den Texten an, welche im Gegensatz zum Vorgänger kaum bis gar nicht mehr komplette Geschichten, teilweise schon Märchen erzählen, von daher sind auch die Tier- und Naturbilder fast komplett verschwunden. Vielmehr geht es nun um persönliche Geschichten, jedoch Gott sei Dank noch immer in schönen Bildern erzählt. Eine grundlegende Veränderung die man akzeptieren muss, ich jedoch für einen Fehler halte und sehr bedauere. Und auch Instrumental ist die Band meistens ruhiger und auch ein bisschen weniger abwechslungsreich geworden. Das klingt jetzt danach als wäre das zweite Album dürftig, ist es aber absolut nicht. Die Stimme von Sängerin  Nanna Bryndís Hilmarsdóttir ist für mich noch immer die schönste Frauenstimme, welche ich in der Musik kenne, eine die einen Tief im Herzen berührt. Die Lieder sind instrumental noch immer zum Großteil hervorragend, ebenso noch immer die Texte auch wenn sie anders sind.  Of Monsters and Men haben vor allem eines, sie machen wortwörtlich schöne Musik die in schweren Zeiten Wärme gibt. Für Fans eine klare Kaufempfehlung. Wer bisher nichts mit den Isländern anfangen konnte, wird wohl auch mit Beneath the Skin nicht zum Fan werden.

PS: Jedem mit Plattenspieler lege ich die Vinyl-Version des Albums an das Herz. Selten so eine schöne Vinyl-Hülle gesehen, und noch dazu hat nicht jeder fast durchsichtige Platten!

Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber