Dawn of War 3 – Mehr als erwartet. Weniger als erhofft.
Es tut sich wieder was im Warhammer 40.000-Universum. Am 27. April kam der dritte Teil der Dawn of War Reihe für PC auf den Markt – und wir haben uns reichlich Zeit genommen, um das Spiel für euch zu analysieren.
Während ich ein großer Fan der Tabletop-Spiele von Warhammer 40k bin, stehe ich dem Echtzeit-Strategiespiel <3Dawn of War“ eher skeptisch gegenüber. Taktisch punktet es in seinem Genre zweifellos und ermöglicht bis ins kleinste Detail durchdachte strategische Optionen. Dennoch nimmt es, wenn es um die Vermittlung von gewissen Werten, der Erschließung neuer Wege in der Spielindustrie und das Miteinander wie im Vorbild der Tabletop-Spiele geht, ein wenig den Spaß aus der ganzen Sache. Wie das gemeint ist, und was das Spiel alles drauf hat, erfährt ihr nun.
Warhammer 40.000: Dawn of War 3
Publisher: SEGA
Entwickler: Relic Entertainment
Plattform: PC
Metacritic-Score: 79%
Preis: 59,99€
Das Spielprinzip
Am Anfang kommen die Rassen. Genaugenommen drei, aus denen man wählen kann. Den schlagkräftigen Space Marines, den portalliebenden Eldar und den recycelnden Orks. Jede dieser religiösen Rassen hat ihre eigenen Heldinnen, Helden oder andere spezielle Truppen und Maschinen, die alle auf unterschiedliche Art und Weise ihre Stärken haben. Um da wirklich durchblicken zu können, erfordert es viel Zeit. Man kann aber auch einfach mal mit den Standard-Truppen loslegen und auf “learning by doing” setzen.
Hat man sich entschieden, kann es auch schon losgehen. Man startet auf einem Fixpunkt einer zuvor ausgewählten Karte. Ein Bautrupp, eine Basis und drei mysteriöse Gebäude, zu denen ich später noch komme, darfst du am Beginn dein Eigen nennen. Dann heißt es die fixen Ressourcen-Punkte einnehmen, die Gold und Strom liefern, Gebäude bauen und Truppen rekrutieren. Das möglichst schnell und am besten auch alles gleichzeitig.
Während du also am einen Ende der Karte dir gerade einen so wichtigen Ressourcen-Punkt sicherst, wird er dir am anderen Ende wieder weggenommen. Aber nicht so schlimm, man kann diesen auch sehr schnell wieder zurückgewinnen, im Gegensatz zu den drei mysteriösen Gebäuden, die ich gerne die Gebäude-Dreifaltigkeit nenne und die uns zum “grande finale” führen.
Das Ziel des Spiels erinnert ein wenig an das klassische MOBA-Spielprinzip: “Zerstörung der Gebäude-Dreifaltigkeit”. Also zuerst den Schildgenerator des Gegners zerstören, um dann zum Verteidigungsturm fortzuschreiten. Auf diesen soviel draufhauen, wie deine Truppen hergeben können, nur um am Ende dann auf den Energiekern draufhauen zu müssen. Sobald aber dieser den letzten Rest seines Lebenspunkte-Balkens verloren hat, ist das Spiel vorbei und du hast gewonnen.
Episch, Epischer, Dawn of War 3 Story
Ich kann es einfach nicht lassen. Obwohl ich Echtzeit-Strategiespiele liebe und auch sofort dabei bin, wenn es darum geht, große Welten in unseren kleinen Köpfen zu entwerfen, so muss ich doch sagen “c’mon, das geht auch klüger!”.
Die Story handelt von vorne bis hinten von Glaubenskriegen und einem ständigen Hin und Her von subjektivem Gut zu subjektivem Böse. Jeder weiß halt, wie man es besser macht – und das mit Dialogen, bei denen der Ausdruck „klischeehaft“ schmeicheln würde. Wenn Hollywood Spiele produzieren würde, dann Dawn of War 3. Es scheint fast so als hätten Michael Bay und Peter Jackson ihr drittes interaktives Kind gezeugt. Falls der Erfolg anhält, wünsche ich dem Studio Relic Entertainment noch ganz viele mehr – doch bitte entweder Zeit ins Storytelling investieren oder den Punkt einfach völlig fallen lassen.
Taktisch hingegen punktet die Story allemal. Sie stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen, die man auf unterschiedlichste Art und Weise zu meistern hat. So hilft einem der Einzelspieler-Modus, um für verschiedenste Spielsituationen die passende Taktik zu entwickeln. Dadurch, dass man nicht nur eine, sondern gleich alle drei Völker in der Story spielen darf, ist auch für jeden etwas dabei und hilft, um auch als Noob im Multiplayer zu überleben.
Altes und Älteres Zusammengemischt
Die dritte Generation der Dawn of War-Legende setzt vor allem auf Teile der beiden Vorgänger. Es mischt die fast schon im Chaos versinkenden, epischen Schlachten des Ersten und die auf Helden konzentrierten kleineren Kämpfe der zweiten Saga. Was ein bisschen fehlt sind die direkten Aufrüstungen normaler Einheiten, die dem Vorgänger noch mehr Individualisierung für einzelne Trupps gaben. Bei den Rassen gehen wir wieder zurück zum Ursprung. Mit nur drei spielbaren Rassen ist es das mit Abstand schmalste Völker-Paket der Reihe. Das wirklich Neue ist vor allem die zu zerstörende Gebäude-Dreifaltigkeit. Wirtschaft und Basenbau spielen sich ähnlich wie im ersten Dawn of War.
Dennoch macht das Spielen Spaß, vor allem der Multiplayer lässt das strategische Herz höher schlagen und verwirrt Anfänger zu Beginn. Will man zum Profi aufsteigen, heißt es viel spielen, auf die Eigenschaften seines Lieblingsvolkes eingehen und alle Tastenkombinationen lernen, um die Dinge, die man langsam mit der Maus macht, in wenigen Millisekunden mit der Tastatur machen kann.
Die Technik
Dawn of War ist ein klassisches Echtzeit-Strategiespiel. Mit seinen vielen Balken und Optionen kann es schnell unübersichtlich wirken. So kann es auch schon mal passieren, dass man den Entwicklungsbalken eines Ressourcenpunktes verzweifelt sucht, weil man wissen will, wann dieses jetzt endlich fertig ist. Oder man den kleinen Bauarbeiter unter der großen Masse suchen muss und einfach noch nicht sein Auge für die vielen verschiedenen Button, Balken und Zeichen geschärft hat. Mit seinem Design macht das Spiel es auch nicht gerade leicht. Auch im Menü sucht man am Anfang zuerst mal kreuz und quer, um sich erst nach und nach daran zu gewöhnen. Intuitives Design sieht anders aus.
Graphisch ist es solide, jedoch nichts Bemerkenswertes. Muss es aber auch nicht unbedingt. Ab und an freut man sich schon, wenn man im Boden einen Krater durch seine frisch abgeworfene Elite-Einheit erzeugt hat. oder man an den Leichen und Wrackteilen seiner letzten Armee vorbeizieht und alles noch da ist, wo es vorher war. Ab und an verhängt sich eine Einheit in einer Ecke des Spiels oder vergisst offensichtlich, die schnellste Route bei seinem Navi einzugeben. Aber nichts wo man sagen würde: schlecht gemacht.
Das Fazit
Pro:
- Zügiger und flüssiger Spielverlauf
- Spaßige Massenschlachten
- Viele strategische Optionen
Contra:
- Langweilige Story
- Zu wenig Rassen
- Unübersichtliches Menü-System
Echtzeit-Strategiespiel-Liebhaber wird das Spiel stundenlang befriedigen können. Hoffentlich, bis ein Add-On mit mehr Rassen erscheint. Ich als verwöhnter Dawn of War-Soulstorm-Spieler hoffe auf jeden Fall darauf. Für die Anfänger unter uns, zu denen ich mich oft gerne zähle, könnte es etwas nervenaufreibender werden. Trotzdem, zu den Stresskillern mag man die Dawn of War-Reihe wohl nicht zählen. Fans von Strategiespielen mit Fokus auf Multiplayer Matches und ohne viel Anspruch auf eine ausgereifte Singleplayer Story können wir den Titel ans Herz legen.
Multiplayer-Match
Um euch einen Einblick in den Multiplayer zu geben haben sich Andreas und ich in ein Match gewagt.