Reggaejam Reinsberg: Pull up!

Das Reggaejam in Reinsberg hat endgültig gezeigt, dass es Potenzial haben könnte, mit den größeren Festivals mitzuhalten. So manch ein Vorurteil wurde aus dem Weg geräumt und es gab musikalische Überraschungen, die vermutlich noch lange nachhallen werden.

Wie jedes Jahr freue ich mich auf das Reggaejam. Denn es ist für viele Besucher im Ort, wie auch im Umkreis von Reinsberg, einer der Highlights im Sommer. So auch meiner. Als ich um circa 19.00 Uhr ankomme wirkt der Campingplatz noch etwas leer und auch oben bei der Burgruine sieht man noch nicht viele Menschen. Aber das soll sich im Laufe des Abends ändern. Pünktlich um 20.00 beginnt die erste von insgesamt vier Bands zu spielen. Die Rede ist von der Mostviertler Reggaeband Rastatronics, die mich richtig flashen. Da ich der Meinung war, dass sie noch eine sehr junge Band sind, die mit Covern von Bob Marley oder ähnliches versuchen ihren Auftritt zu meistern. Doch weit gefehlt! Die Reggaetruppe gibt es schon seit einiger Zeit, weshalb sie Songs aus ihrer eigenen Feder zum Besten geben – und das im Roots Reggae-Style. Respekt! Mit dem Lied „Roots Rock Reggae“ bringen sie die bis dato kleinen Gruppen an Besucher in die richtige Stimmung für das eintägige Festival. Ein Mitglied der ‚Rastas‘ meint sogar, dass sie seit der Gründung der Band das Ziel hätten, einmal am Reggaejam aufzutreten. Nun haben sie es geschafft – und das zurecht. Sie können sich ruhig mit den anderen Acts des Abends messen. Rastatronics: eine Formation die man sich im Gedächtnis halten sollte!

Rastatronics geben die richtigen Vibes vor

Etwas verspätet, wegen den zwei verdienten Zugaben von Rastatronics, beginnt das ‚Urgestein‘ des Reggaejams, Christoph Martin, zu spielen. Der Sänger steigt, wie man ihn kennt, mit Akustikgitarre und Mundharmonika auf die Bühne. Seit einigen Jahren, aber mit kurzen Haaren anstatt mit Dreads. Zu seiner Performance: Nun ja, wer diesen Künstler kennt, weiß, dass Christoph Martin nicht auf den Mund gefallen ist und sagt, was er sich denkt. Einige mögen ihn dafür, andere genießen seine Musik mit Vorsicht. Seine Texte haben meistens einen gewissen Witz, oder besser gesagt Ironie dahinter. Man erinnere sich nur an das Lied „Hantix Luada“, das er seiner Ex-Freundin gewidmet hat. Hingegen „Ressa Klaun“ widmet der Tiroler seiner jetzigen Lebensgefährtin Nina, mit der er auch ein paar Stücke singt. Natürlich dürfen seine Klassiker nicht fehlen,  wie „Do Feits“ oder „Ganja“, die die Fans gekonnt mitanstimmen. Auch er darf Zugaben geben und schließt seinen Gig mit der Festival-Hymne „Bam Bam Reggaejam“ ab.

Weiter geht es mit Iriepathie, wie immer wissen sie, wie man die Menge anheizt. Den Anfang macht die Band mit einem Intro in der Kombination mit dem Song „Zehntausend Headz“. Danach folgt ein Reggae-Medley mit den Tracks „Steh Auf“, „Stop“, „Will Dich Immer“. Also eine richtige musikalische Zeitreise durch Iriepathies Geschichte. Ein wichtiges Anliegen der Formation ist es Aufmerksamkeit zu schaffen auf die Flüchtlingsproblematik, besonders in Österreich. Mit den Tracks „Integriert & Angepasst“, „Weil Du Anders Bist“ und besonders mit dem Song „Poseidons Kinder“ versuchen sie das Publikum nachdenklich zu stimmen, denn wie Professa sagt: „Man kann nicht immer Party machen, auch ernstere Themen gehören angesprochen“. Dem kann ich nur zustimmen. Diese  kurze ‚Lehrstunde‘ macht aber den Leuten nichts aus und sie lassen sich von der Musik treiben. Als Zugabe gibt es dann noch das passende „Aufwiederhören“ dazu.

Iriepathie regen zum Nachdenken an.

Eine zweite positive Überraschung war dieses Jahr die aus Bayern stammende Reggaeband Rootz Radicals, die, obwohl sie um o1.35 Uhr Stagetime haben, die Stimmung auf dem Festival beibehalten können. Sie mischen Roots Reggae mit Dancehall, es ist wirklich ein gelungener Gig und man spürt, dass die Menschen auf der Bühne und auch davor Spaß haben. Der Leadsänger Uno Jahma begeistert besonders durch seine Stimmfarbe. Er bedankt sich mehrmals beim Publikum,  dass noch einige Leute dableiben, obwohl es schon so spät ist. Aber da gibt es nichts zu bedanken, liebe Rootz Radicals! Ihr seit einfach super und die Leute wertschätzen euren Einsatz. Einen musikalischen Tipp von mir an euch, liebe Leser, möchte ich auf den Weg geben. Hört euch den Israel Riddim (May 2017) von den Jungs an, echt hörenswert!

Rootz Radicals überzeugen auf ganzer Linie

Alles im Allen, war das Reggaejam Reinsberg 2017 auch heuer wieder sehr erfrischend und ich hoffe, es gibt 2018 wieder so ein freshes Line UP! BIG UP!

alias Julie Sonnenblumenhippie alias Giulietta Girasole // Lieblingsgenre: Reggae/Dancehall, Hip Hop, Alternativ