Cat Power: ein schönes, reduziertes Konzert
Eigentlich ein Act, den man nicht mehr vorstellen müsste: Cat Power. Chan Marshall alias Cat Power ist in Songwriterkreisen zum absoluten Kult geworden. Vergangenen Sonntag gab sie auch eines ihrer seltenen Österreich-Konzerte beim Auftakt der „Posthof Summer Sessions“ im malerischen Ambiente des Linzer Rosengartens. Support? Klar gabs den auch. Bernhard Eder durfte den Abend eröffnen.
Bernhard Eder gilt hierzulande oft als Geheimtipp, wenn man „talentiere Songwriter“ und „Österreicher“ in seinen Gedanken assoziiert. Der Salzburger Künstler durfte den Abend vor gut 400 Leuten eröffnen. Auch wenn er dank der LinzAG-App den letzten Teil des Pöstlingbergs unfreiwillig zu Fuß samt Equipment erklimmen musste, tat dies seiner Stimme nicht schlecht. Denn die ist sicher mit das beste, was dieses Land zu bieten hat. Die Platte „Nonsleeper“ sowieso – eine der leider oft unentdeckten Perlen des österreichischen Musikschaffens. Die Live-Performance? Sympathisch, sich selbst immer nicht ganz ernst nehmend, und stimmlich voll auf der Höhe. Ein Act, der auch im Rahmen seines achten Konzertes, das wir live miterleben durften, nicht enttäuschen kann.
„The Greatest“ heißt das Album, mit dem Chan Marshall alias Cat Power den Durchbruch im Jahr 2006 geschafft hat. Im Rosengarten gibt sie ein Solokonzert, bewaffnet nur mit Klavier und Gitarre. Man würde sofort assoziieren „verletzlich“, „intim“, „verträumt“, wenn man ihre Musik charaktarisieren möchte. Das gefällt der mittlerweile in New York lebenden Künstlerin aber gar nicht. In diesem reduzierten Setting wäre „ruhig“ und „stimmlich unglaublich“ das wohl passendere Charakteristikum. Mit einer witzigen Ausnahme: da das Bühnensetting so gewählt wurde, dass Cat Power seitlich am Klavier saß, und sich da abgesehen vom Anfang und vom Schluss des Konzertes („The Moon“) auch nicht mehr wegbewegte, hatte die linke Hälfte des Saales anscheinend 30 Euro für das Konzert bezahlt, um sich ein Klavier von hinten und nicht die Künstlerin selbst anzusehen. Zumindest zu Gesicht bekamen sie sie nicht. Wohl Geschmackssache. Reaktionen des Publikums? Geteilt. Von der „Liebe meines Lebens, als ich 15 war“, wie ein Besucher von Cat Power bezeichnet wurde, und der dementsprechend ekstatisch war, konnte man auch einige geschlossene Augen sehen. Jetzt nicht, um sich der Musik, sondern eher der Müdigkeit hinzugeben. Apropos hingeben: Cat Power gibt sich während des Konzertes wirklich der Musik hin, da verzeiht man auch den einen oder anderen Fehler. Selten zu sehen, dass eine Künstlerin emotional so an ihrem Werk zu hängen scheint. Eine kleine A-Capella-Nummer am Ende beendet auch ein Konzert, das zwar wunderschön war, aber nicht von jedem so aufgefasst worden sein dürfte.
Ach ja, übrigens: fotografiert werden will die liebe Cat Power nicht so gerne. Deswegen gibt es hier ein wunderschönes Kätzchen als Ersatz:
Foto: Christoph Thorwartl, Andreas Kepplinger (Katze)