Clara Luzia: Raus auf die Straße

„When I Take Your Hand“ heißt das neue, siebte Studioalbum der Wiener Künstlerin Clara Luzia, mit dem sie aktuell durch die Republik tourt. Am vergangenen Samstagabend im Linzer Posthof wurde deutlich: Clara Luzia scheint aus von ihr bekannten musikalischen Traditionen auszubrechen. Ein Konzert, das durchaus bleibenden Eindruck hinterlassen hat. 

Wir kennen das ja: Mai, Sommertag, Kaiserwetter. Nicht ideale Voraussetzungen also, um einem Indoor-Konzert beizuwohnen. Gut 350 Leute dürften es aber doch gewesen sein, als Clara Luzia am Samstagabend im Posthof ihr neues Album im Rahmen der „When I Take It To The Streets“-Tour zum neuen Album ihr Werk vorgestellt hat. Support? Gabs keinen – schade eigentlich. Die knapp 100 folgenden Minuten Clara Luzia samt Band entschädigten dann aber. Dass die gute Dame eine der besten Stimmen des Landes hat, ist bekannt. Die musikalische Explosion am Samstag hat man im Rahmen eines Clara-Luzia-Konzertes so aber wohl noch nie gesehen. Aber der Reihe nach. Neben bekannten Songs wie „No One’s Watching“ – wir hätten beinahe vergessen gehabt, wie sehr das live in Mark und Bein fährt – über „The Drugs Do Work“ bis zu neuen Song wie dem gleich als dritten Song verbratenen „On The Streets“ und „Mood Swing“ (was für ein Brett!) wird ein breiter Bogen über die musikalische Karriere der Künstlerin gespannt. Sogar Songs von Album #1 haben sich in die Setlist geschlichen – auch wenn Clara, wie sie selbst sagt, damals vielleicht „falsch abgebogen“ ist.  Kleine Entwarnung: „Push“ und „Something“ ist dann aber auch anno 2018 noch erträglich. Generell kann man das Konzert in drei Teile aufsplitten. „Klassischer“ Clara-Luzia-Sound, eingestreut Acoustic-Nummern, und zum Abschluss das erwähnte „Mood Swing“, „Morning Light“ und „Survival“, das wohl genauso gut in eine Electro-Party passen würde. Man hat Clara Luzia lange nicht so aus sich hinausgehen sehen – man hätte es sich aber gewünscht. Zugabe? Eh klar – vier Songs gibt es obendrein, dabei ist „The Story of You & Me“ wohl am bleibensten in den Erinnerungen der Besucher geblieben.

Vielleicht entspricht es ja dem viel zitierten Zeitgeist, und wahrscheinlich ist „When I Take Your Hand“ mit das autobiographischste Album, das Clara Luzia je veröffentlicht hat. Vor allem ist Clara Luzia aber eines: live immer wieder empfehlenswert, und jetzt noch abwechslungsreicher. Eine emotionale Indie-Pop-Achterbahnfahrt mit elektronischen Ausbrüchen, die in den Best-Of-Konzertlisten des Jahres mit Sicherheit vertreten sein wird!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.