Das Konzertjahr 2018 im Rückblick
Neues Jahr, neues Glück. Da sich aber gerade im Januar Live-Konzerte noch eher rar machen, blickt ein Teil der subtext-Crew mal auf das vergangene Jahr zurück. Highlights, ein paar Enttäuschungen, und ein ganzer Haufen Neuentdeckungen. Wir hoffen, dass es 2019 ebenso viele aufregende Momente geben wird!
Christoph Thorwartl, Chefredaktion Musik
Zugegeben, aus all den Konzerten – und ja, ich habs wieder mal geschafft, dreistellig zu werden – die Rosinen herauszupicken, ist nicht immer einfach. Vor allem dann nicht, wenn es soviele besondere Momente gegeben hat. Aber einen Favoriten muss man dann doch küren: für mich waren das Anti Flag am im Alten Schlachthof Wels. Dass unsere Freunde von SBÄM Oberösterreich zum Punkrock-Mekka gemacht haben, ist kein Geheimnis mehr. Doch was die Herren aus Pittsburgh am 12. Oktober im Rahmen der „Fall Edition“ ablieferten, war schlicht großartig. Wels hatte wohl selten so einen Abriss gesehen, wie es an diesem Abend der Fall war. Da konnten danach auch Millencolin nicht mithalten. Energie, Schweiß, Bier – ein Konzertabend ganz nach meinem Geschmack.
Ohne Honorable Mention gehts dann aber auch nicht, und dafür muss ich sogar in den Januar zurückgehen, genauer gesagt auf das FM4-Geburtstagsfest in der Wiener Ottakringer Brauerei. Dafür verantwortlich: die skandinavische Indie-Feelgood-Kapelle Kakkmaddafakka. Lebensfreude, Sich-Selber-Nicht-Ernst-Nehmen-auf-der-Bühne, gepaart mit einem starken letzten Werk „Hus“: kurzum alles, was man für ein glückliches Grinsen im Gesicht braucht!
Worst-Of-Konzert? Hab ich eigentlich keines. Zumindest keines, wo ich mit hohen Erwartungen hin und stocksauer nach Hause ging. Wobei, eins fällt mir doch ein: The National im Linzer Donaupark im Rahmen des Ahoi! The Full Hit Of Summer. Eigentlich war ja alles angerichtet? Leiwande Location, leiwande Veranstalter, leiwander Sound, leiwande Acts. Wobei man „leiwand“ hier dann gerne als „richtig gut“ verstehen kann. Auch Matt Berninger und Co sind doch eigentlich ein Garant für eine epische Show, wo man mit Gänsehaut vor der Bühne verharrt. An diesem lauen Sommerabend was leider nicht so – die Stimmung wollte nicht so recht aufs Publikum überschwappen, die Band sah es wohl auch eher als Pflichtprogramm, und es fehlte das gewisse „Etwas“. Bitte nicht falsch verstehen: gut war das trotzdem. Mehr durfte man dann aber doch erwarten.
Andreas Wörister, Chefredaktion Non-Music
Top: Leoniden, Posthof Linz
Das nun langsam mit etwas winterlichen Wetterverhältnisen endende Jahr war eines meiner konzertschwächsten meiner Subtext-Laufbahn. Unter 30 Stück eklusive der diesjährigen Festivals. Man könnte meinen das würde es einem einfacher bei der Auswahl des besten Konzertes machen. Falsch gedacht, so schwer wie dieses Jahr fiel es mir noch nie. Mein Herz wurde im Flex Cafe von Julien Baker erobert, bei Ólafur Arnalds im Posthof wurde ich verzaubert und bei Granada hab ich mir die Seele aus dem Leib gesungen. Alles Kandidaten für diese Position – und alle sind sie es nicht geworden. Mein Konzert des Jahres 2018 sind die Leoniden. Ein Konzert, von dem ich nichts erwartet war, das mich dann aber umso mehr begeistert hat. Auf eine Art und Weise, wie mich Konzerte nur mehr selten begeistern, einfach durch Spaß. Ein ausgelasener Konzertabend, der, wie ich es betitelte, einfach Spaß gemacht hat. Ein grandioser, energiegeladener Abend. der auch für die Band nie wie eine unangenehme Pflicht wirkte. Die diese Lebensfreude und Freude an einem Konzert, an Musik großartig transportierten. Weil diese Eigenschaft, dieser grundlegende Pfeiler von Konzerten leider heutzutage viel zu oft fehlt und hier umso mehr zelebriert wurde, und das gepaart mit hervorragender Musik, sind die Leoniden mein Konzert des Jahres.
Flop: Mike Singer, Posthof Linz
Umso leichter war die Entscheidung in diesem Fall. Das ich per se von Deutsch-Pop wenig halte ist durchaus bekannt, für die Gründe hierfür verweise ich mit Freude an Jan Böhmermann. Doch dieses Genre muss nicht zwangsläufig heißen, dass das Konzert an sich schlecht ist. Auch mittelprächtige Musik kann sehr gut präsentiert werden. Wie man dies bewerkstelligt zeigte Wincent Weiss einige Zeit zuvor. Mike Singer dagegen zeigte, wie schlecht man sich hier anstellen kann. Die überwiegende Zeit Playback, überteuerte Tickets, fragwürdige Darstellungen in einem Saal,dessen Altersdurchschnitt ca. bei 14 lag, Verschandelung von politischen Liedern und vielem mehr. Das war kein Konzert, sondern eine Frechheit durch und durch. Dazu noch diese grottenschlechten Supports. Ach, das war nicht nur das schlechteste Konzert des Jahres, nein wahrscheinlich das schlechteste Konzert meines Lebens. Ganz grausam, Nachahmung nicht empfohlen.
Patrick Datscher, Redakteur und Chefredaktion „subtext on Air“
Wir Hobbyjournalisten und Konzertfotografen sind ja oftmals in der entspannten Lage, sich um Dinge wie Konzertkarten und Vorverkaufsstarts keine Gedanken machen zu müssen. Ab und zu will man sich aber auch einfach nur in Ruhe eine seiner absoluten Lieblingsbands ansehen, vergisst dann aber fast schon auf Gewohnheit auf die Tatsache, dass es ja durchaus vorkommen kann, dass Konzerte schon ausverkauft sein könnten, wenn man erst eine Woche vorher draufkommt, dass man ja noch ein Ticket besorgen wollte. Hoppla!
Meine 2 Top-Konzerte 2018 schildern jedenfalls von zwei musikalischen Ausflügen nach München, wo ich dieses Jahr zwei langjährige Favoriten meinerseits erstmals bestaunen durfte. Deswegen fällt dieser Rückblick vielleicht auch noch subjektiver aus als das normal eh schon der Fall ist. Und Fotos gibt es leider auch keine. Naja, egal – Hier meine Top 2 Konzerte des Jahres 2018:
The Story So Far, Citizen, All Get Out – Hansa 39, München
Auf dem Papier waren an diesem Abend The Story So Far Headliner. Die haben später zwar noch ordentlich abgeliefert und mich auf alle Fälle begeistert – genauso wie All Get Out übrigens – allerdings hätte ich mich kaum zu diesem Konzert verirrt, wenn da nicht Citizen gewesen wäre. Die junge Band aus Ohio hat sich mit mittlerweile 3 Alben einen Namen als geliebte Szeneband in den Sparten Emo, Grunge und Post-Hardcore gemacht, traut sich aber eher selten in die Gefilde des europäischen Festlandes. Und wenn, dann waren Köln oder Berlin noch die nächstgelegenen Destinationen. Das Konzert im Hansa 39 war daher eine Gelegenheit, die von knapp 5 Jahren Vorfreude begleitet wurde. Eine von der erste Sekunde an jeden Ton mitsingende Meute war der Beweis, dass es vielen der Anwesenden damit sehr ähnlich ging. Und das Beste: Meine Erwartungen wurden in keinster Weise enttäuscht. Jetzt würde ich mich nur noch über ein Headliner-Set freuen. 45 Minuten waren nicht genug!
Thrice – Backstage, München
Noch so eine Band für meine „bucket list“. Zwischen 2011 und 2015 nahmen sich die Kalifornier eine Auszeit. Eine mögliche Rückkehr ließen sie damals offen, weshalb ich mich insgeheim schon mit dem Gedanken angefreundet hatte, eine meiner absoluten Lieblingsbands seit ich ca. 15 war, wohl nie live sehen würde. Dann kam die unerhoffte Reunion samt der großartigen Comebackplatte „To Be Everywhere Is To Be Nowhere“ und 2016 sogar ein Auftritt am There Come The Wolves Festival (RIP!) in Wiesen, den ich leider verpasste, weil ich keinen Urlaub bekam. Fast forward to 2018: Plötzlich gab es sogar 2 Möglichkeiten, Thrice endlich zu sehen. Ich zog dann das intimere Ambiente des Backstage in München einem Festivalticket für das Nova Rock vor. Ursprünglich ein einflussreicher Teil der Orange County Hardcore und Metalcore-Szene haben Thrice in ihrer 20-jährigen Bandgeschichte einen beachtlichen Wandel zu einer modernen Rockband vollzogen. Die Wurzeln im Hardcore und ihre Affinität für den Grunge der 90er Jahre kann man aber immer noch heraushören. An diesem Abend gab es außer vom Debüt „Identity Crisis“ praktisch von jeder Platte einen Ausschnitt aus dem Werdegang der Band zu hören. Vielleicht ist es auch diesem stetigen Wandel zu verdanken, dass Thrice heute als „artist’s artist“ gelten – also eine Band, die von vielen jüngeren MusikerInnnen als großer Vorbild gepriesen wird, obwohl sie es nie ganz in die oberste Liga geschafft haben. Ich war jedenfalls einen Abend lang im siebten Himmel und kann es kaum erwarten, Thrice mit ihrer neuen Platte „Palms“ im Gepäck erneut zu sehen.
Top 20 Lieblingsalben 2018
Birds In Row – We Already Lost The World
Foxing – Nearer My God
IDLES – Joy As An Act Of Resistance
Fiddlehead – Springtime And Blind
The Wonder Years – Sister Cities
Ben Howard – Noonday Dream
Ezra Furman – Transangelic Exodus
Crush – Sugarcoat
Shame – Songs Of Praise
Deafheaven – Ordinary Corrupt Human Love
Mitski – Be The Cowboy
New Native – Asleep
Jeff Rosenstock – POST
Die Nerven – Fake
Fucked Up – Dose Your Dreams
Thrice – Palms
Daughters – You Won‘t Get What You Want
Wayste – The Flesh And Blood
Joyce Manor – Million Dollars To Kill Me
Basement – Beside Myself
Lisa Leeb, Redakteurin und Qlash-Verantwortliche
Auch wenn ich heuer für meine Verhältnisse auf nur sehr wenig Konzerten war und eigentlich selten einen Bericht verfasst habe bzw. fotografiert habe, sind doch einige Konzerte zusammen gekommen. Und zugegeben es ist mir heuer besonders schwer gefallen, die Besten für euch herauszupicken. Deswegen gibt es heuer eine heimische Top 3 und eine internationale Top 3 von mir.
Bevor ich euch diese jedoch verrate möchte ich ein Konzert besonders erwähnen, das Konzert von den Tonträger Records Allstars kurz nach dem Tod von Huckey. Das emotionalste Konzert, auf dem ich je war und wahrscheinlich auch sein werde. Diese Momente werden immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.
Beginnen wir mit den heimischen Top 3. Platz Drei hat sich meiner Meinung nach die Wiener Band Mynth mit ihrer akustischen Performance am Acoustic Lakeside verdient. Der zweite Platz geht an die Band Farewell Deaar Ghost. Gleich dreimal durfte ich die Band live erleben, am Noppen Air, am Acoustic Lakeside und einmal in der Stadtwerkstatt. Und auch wenn die Band am Lakeside mit Backup-Vocals und Ensemble auftrumpften, so hat mich gerade das Konzert in der Stadtwerkstatt am meisten begeistert. Spätestens bei der akustischen Zugabe mitten im vollen Konzertsaal hat sich die Band den Platz in meinen persönlichen Best of 2018 gesichert. Trommelwirbel für den ersten Platz der heimischen Top 3: wer kann es den anders sein als Garish? Ob im Posthof oder am Rock im Dorf, sie konnten mich jedes Mal total begeistern. Auch wenn die aktuelle Platte „Komm schwarzer Kater“ schon 2017 erschienen ist, haben sich die Ohrwürmer von Liedern wie „Den Göttern egal“ oder „Matator“ auch im heurigen Jahr gehalten.
So, nun zur internationalen Top 3. Da war die Auswahl auch nicht unbedingt die einfachste. Platz Drei belegt hier die Berliner Punkrockband Beatsteaks – mit ihrer Headlinershow am Szene Open Air haben sie klar bewiesen, dass sie nach 23 Jahren immer noch Party machen können. Bereits im Jänner 2018 war für mich klar, dass das Konzert von Mine und Fatoni klar auf die Liste der Best-Ofs kommt. Auch wenn die Heimfahrt nach dem Impuls Festival in Passau bei Schneefahrbahn und 1 Meter Sicht die Glücksgefühle nach dem Konzert fast vernichtete, behalte ich das Konzert als eines der Besten des Jahres in Erinnerung. Und jene, die mit mir am Acousic Lakeside in der ersten Reihe gestanden sind, werden mir jetzt bestimmt zustimmen: Nummer Eins der internationalen Top 3 geht ganz klar an Son Lux. Gemeinsam mit dem Acoustic Lakeside Ensemble haben sie eine Show geliefert, welche auch heute noch für Gänsehaut sorgt. Auch die Platte „Brighter Wounds“, die heuer erschienen ist kann sich hören lassen.
Nun kommen wir zu den schlechtesten Konzerten im Jahr 2018. Zugegeben hat es für mich kein Konzert gegeben, wo ich bewusst hingegangen bin und dann mega enttäuscht worden bin. Ein Konzert, welches zwar musikalisch nicht schlecht war, aber sich doch irgendwie falsch anfühlte, war das Soli-Konzert des AUVA-Betriebsrates, wo unter anderem Kreisky spielten. Bei gefühlten 38° fand das Konzert in der Tabakfabrik drinnen in einem großen Saal statt – es gab Dosenbier, und der Besucheransturm hielt sich auch in Grenzen.
2018 war ein Jahr voller großartiger Konzerte und wunderschöner Momente, welche wir gar nicht alle aufzählen können. Hoffen wir, dass wir mit 2019 einen würdigen Nachfolger haben!