Rawside: ein lauter Donnerstagabend

Die lieben Damen und Herren der Hangöver Society luden am vergangenen Donnerstag wieder in die altehrwürdigen Hallen der Stadtwerkstatt. Coburgs härteste Punk-Band Rawside hatte sich gemeinsam mit den Wiener Neustädtern Leberzerroze für einen eher lauteren Abend eingefunden. 

Zuallererst an dieser Stelle mal ein Lob an den Veranstalter, die Hangöver Society, die in Sorge um den Punk-Nachwuchs den Eintritt unter 18 Lebensjahren gleich mal auf einen symbolischen Euro gesenkt hat. Für all jene, die gerne in Badewannen und Fußballfeldern rechnen: das sind immerhin nur zwei Dosen Bier einer nicht unbedingt wohlschmeckenden Brauerei aus dem Umkreis von Wien. Und nein, nicht Ottakringer.

Support an diesem lauen Donnerstagabend kam aus dem mitunter so beschaulichen Wiener Neustadt. Und selten hat eine Band die Lebenseinstellung mancher punk-affinen Menschen so gut zusammengefasst: Leberzerroze. Nunja, da ist der Name wirklich Programm. Da wird sich Nena irgendwo und irgendwann ansaufen, daneben werden aufgrund einer FP-Mitgliedschaft zerbrochene Freundschaften thematisiert, und ins Mikro geschrien, als gebe es kein Morgen mehr. Gepaart mit den doch reichlich vorhandenen Dosenbieren in der Audience ein Konzert der Marke „Authentisch“, wenn man denn ein gewisses Faible für Hepatopathie hat. Für Fans: geeignet.

Apropos „Authentisch“: Rawside stehen seit 1993 für Hardcore-Punk. Der ist immer schon politisch, waren zwischendurch auch mal weg, sind mit neuem Album „Your Life Gets Crushed“ wieder da. Von Coburg’s Finest in Sachen politischem Hardcore ist nur noch Frontschreier Henne übrig geblieben – der nimmt sich aber gemeinsam mit seinen aktuellen Mitstreitern kein Blatt vor den Mund. Am Tag vor dem Todestag von Kärntens Sonnenkönig Jörg Haider schaffen es Rawside auch 25 Jahre nach Gründung noch, ihre Texte unters Punk-Volk zu bringen. Von Klassikern von „The Police Terror“, das bekannte „Faschopack“, über neue „Your Life Gets Crushed“ sowie das ebenso neue „(Nie) Wieder Frei“, das klingt wie ein autobiographisches Punk-Meisterwerk, ballern Rawside auch 2019 noch. Auch wenn der Respekt im Moshpit bier- und dopplergeschwängert etwas gelitten hat. Ein Donnerstag-Punkabend, den man genießen konnte!

Foto: Christoph Thorwartl

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.