SBÄMOWEEN: Von Bier, Punks und Zombies
Samstagabend, vor Halloween, gut gelaunte Freunde des Punkrocks: das Sbämoween-Fest im Alten Schlachthof Wels darf man getrost als das bezeichnen, was es war: Österreichs wohl leiwandste Prä-Halloween-Sause. Dafür verantwortlich: 10 Acts, verkleidungsfreudige Menschen und Bier.
Mittlerweile wissen wir es ja: die lieben Leute von SBÄM wissen, wie man anständige Punk-Happenings veranstaltet. So auch am vergangenen Samstag im Alten Schlachthof Wels. Es war angerichtet: die Legenden von Snuff als Headliner, mit ZSK Gäste aus Berlin – und auch die Bands „zwei Nummern kleiner auf dem Plakat“ konnten sich hören lassen. Auffallend: fast alle Bands waren auch dem Motto gefolgt und liefen in verkleideter Form auf die Bühne. So auch die erste Band aus dem SBÄM-Roster. Bastard Radio, mit der wir den Nachmittag einläuteten. Rebell Bagatell hatten wir ÖBB-bedingt leider verpasst. Erstes Full Set, das wir mitkriegten: die alten Linzer Skatepunk-Haudegen von Vacunt, die sich einfach als Skatepunk-Band verkleidet hatten. Wobei wir ein FC Linz-Trikot schon als Verkleidung durchgehen lassen. Ein gewohnt guter halbstündiger Abriss, der das zu diesem Zeitpunkt bereits überraschend zahlreich erschienene Publikum sichtlich zufrieden hinterließ und den Ausflug zur – dieses Mal sehr schnellen! – Bierbar noch einfacher machte. Bei Mudfight danach: erste Stagedives, die auch geglückt waren. Sichtlich happy war die Truppe aus Gmunden sicherlich auch – solche große Crowds um Halb Fünf am Nachmittag sind sie sicherlich nicht gewohnt. Nach den bayerischen bierfesten Gästen von Heathcliff folgte unser heimliches Highlight des Abends: die tschechischen Gäste von Krang. Verkleidung? Nein. Skatepunk mit Popunk-Einflüssen der schönsten Sorte – wir haben uns gleich mal mit Merch eingedeckt. Die Glue Crew im Anschluss bewies, dass Mundart immer noch mehr als gut funktioniert, und die treuen Fans in den ersten Reihen waren nach getaner Bier-Stimmölung auch sehr textsicher unterwegs. Danach: eine Performance, wo wir nur ein Wort finden. Bistdudeppert. Denn The Rumperts rissen danach die Bude erstmal so „richtig“, und damit meinen wir RICHTIG, ab. Die Truppe aus Wien lieferte nicht nur optisch, sondern vor allem musikalisch ab. Vor der Bühne Ekstase, im und später auch auf dem Publikum Ekstase, Stagedives, Pogos und alles, was zu einem anständigen Punkrock-Konzert dazugehört. Komplett verschwitzt nach dem Gig ahnte man, was folgen sollte: ein Ansturm an die Gerstensaft-Labstellen.
Eigentlich hätte man an dieser Stelle ja zufrieden heimgehen können, wären da nicht noch drei Acts gekommen. Zum Einen Missstand, wohl eine der Bands, die wir noch länger am Radar haben werden. Aus dem Süden Österreichs angereist, setzten sie nahtlos dort fort, wo The Rumperts begonnen hatten. „Bon Apathe“ darf man sich übrigens ebenso gerne ins Plattenregal stellen wie wieder mal einen Missstand-Gig besuchen. Eine Band, denen man sogar einen Death-Metal-Camouflage-Auftritt verzeiht.
Danach gings ab in die deutsche Hauptstadt: ZSK waren am Start und zeigten, was Sache ist. „Ende der Welt“ heißt die aktuelle Platte, wo der Name mehr als nur Programm ist. Auch ein Lied an Virologen Christian Drosten ist dabei – und der übt schon ein paar Akkorde für ein Live-Gastspiel, wie uns Frontmann Joshi augenzwinkernd im Interview verriet. Eine Stunde „Punkkonzert wie früher“, wo man danach nach Bier stinkt, schwitzt wie ein sprichwörtliches Schwein, und wo natürlich die Gestensaft-Labstellen wieder mit einem Ansturm konfrontiert wurden.
Danach der einzige „Wermutstropfen“, wenn man so will. Der Changeover zu Snuff dauerte nämlich ein Zeiterl, die vom feierwütigen Punk-Gefolge – ihr ahnt es – zu weiteren Auffrischungen an Gerstensaft-Dosen genutzt wurde. Dementsprechend war die Luft während des Gigs der Londoner Punk-Legenden schon ein bisserl „draußen“ – aber es war immer noch genug drinnen. Die Herren von der Insel muss man eigentlich nicht mehr vorstellen, und Duncan Redmonds hat nichts an Agilität eingebüßt – erstaunlich, immerhin sitzt der Mann schon so lange auf der Bühne, wie der Autor dieser Zeilen alt ist. Eine Stunde Ausflug in dreißig Jahre Punkgeschichte, die nichts an Aktualität eingebüßt hat. Danach konnte man das Feierabendbier mit der Gewissheit genießen, einen Samstagabend so verbracht zu haben, dass man auch am Sonntag noch etwas davon hatte. Ein Festival-Tag, der nichts zu wünschen übrig ließ. Sympathische Bands, sympathische Veranstalter, dazu immer noch die beste Location des Bundeslandes für solch ein Happening. Wir sehen uns sicher am nächsten SBÄMOWEEN wieder!
Fotos: Christoph Leeb