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Das Fallen und das Wiederaufstehen: Porcupine Tree live in Wien

Gelingt ein richtiger Neustart erst durch die Beseitigung des Alten? Macht man einfach weiter, wo man aufgehört hat? Porcupine Tree, nun offiziell als Trio aktiv, finden Antworten mittels Musik und wollen es noch einmal wissen. Mit „Closure/Continuation“ veröffentlicht die britische Formation heuer nach dreizehn Jahren ein neues Album, welches sie am 23. Oktober 2002 live in Wien vorstellen.

Kurz nach 20 Uhr geht es los. Die Band, verstärkt durch Mitmusiker Nate Navarro (Bass) und Randy McStine (Gitarre), eröffnet ihr Set mit „Blackest Eyes“ – ein besserer Opener ist kaum vorstellbar. Porcupine Tree spielen im Laufe des Abends vier weitere Songs wie „The Sound Of Muzak“ oder das unverwüsstliche „Trains“ als Rausschmeißer, von „In Absentia“, der vielleicht ruhmreichsten Platte der Band. Den Fans, die zahlreich in der planet.tt Bank Austria Halle erschienen sind, gefällt’s. Vom neuen, sehr erfolgreichen Album „Closure/Continuation“ werden alle sieben Songs komplett dargeboten. PT-Mastermind und Sänger Steven Wilson erläutert, dass man auf das neue Werk besonders stolz sei und es deswegen komplett vorgestellt wird. Es ist weiterhin beeindruckend, wie die Band einen Schutzschirm spannt und Altes (das 17-minütige Epos „Anesthetize“) wie Neues („Harridan“, „Chimera’s Wreck“) verbindet.

Während Wilson solo zuletzt mehr und mehr in die Pop-Offensive ging, unterstreicht „Closer/Continuation“ die Prog-Affinität der Band einmal mehr. Alles andere als stromlinienförmig und mit vielen Scharmützeln, rockt die Band gut gelaunt und mit Groove, Druck und Melodie an diesem Abend durch ihr Set. 2022 wirken die Progger auf der Bühne auch viel universeller als früher. Die Genre-Einflüsse werden zu den eigenen Vorstellungen verschmolzen, ohne die eigene Vergangenheit außer Acht zu lassen. Meine Begleitung findet nach fast drei Stunden (inklusiver 20minütiger Pause), dass Porcupine Tree genau dort weitermachen, wo sie vor mehr als zehn Jahren aufgehört haben. Sie sind immer noch hörbar. Und zeitlos.

Damit eine neue Ära beginnen kann, muss die alte beendet werden. Porcupine Tree haben sich neu manifestiert, wie diese Tour verbildlicht. Ein Konzert, bei dem das Publikum sehnsüchtig merkt, welch atemberaubende Rhythmik, Melodik und Kreativität nach wie vor in der Band stecken. Pulsgeber Gavin Harrison an den Drums, Richard Barbieri füllt die Klangflächen lautmalerisch und Steven Wilson am Mikro natürlich, der die Songs wie ein Leuchtfeuer aufhellt. Eine Rückkehr, ein Comeback, welches hoffentlich noch weite Kreise nachziehen wird. Dass ein Smartphone-Verbot für Fotos und Videos vorherrscht, fällt hier nicht weiter ins Gewicht. Bitte genau so weitermachen.

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