wolfmother posthof linz
Foto: Christoph Leeb

Wolfmother: Still Victorious

Dass ein Freitagabend noch immer mit der beste Zeitpunkt für ein Rockkonzert ist, wurde am vergangenen Wochenende im Linzer Posthof deutlich. Andrew Stockdale und Wolfmother gastierten hier auf der ausverkauften Frischluft-Bühne.

Freitagabend, mit 2000 Besucher:innen ist der Posthof auch an diesem Abend auf der Frischluft-Bühne ausverkauft. Und schnell wurde deutlich, dass diese 2000 Besucher:innen zumindest voluminös im Schnitt um einiges größer waren als noch am Dienstag beim ebenfalls ausverkauften JEREMIAS-Konzert. Klar: Denn an diesem Freitag stand Rock am Programm, was auch die Barcrews an den Labstellen vor größere Herausforderung ob der durstigen Kehlen stellte. Aber mit Wolfmother war auch eine Band am Programm, wo das „Soldout“-Schild keine wirkliche Überraschung war.

The Picturebooks: Gütersloh meets Albuquerque

Support an diesem Abend? The Picturebooks, die etwas überpünktlich kurz vor halb Acht die Bühne betreten. Überpünktlich? Schnell wird deutlich, und hey, ein bisserl Klischee muss auch sein: Klar, das sind ja auch Deutsche. Stilistisch würde man das Duo eher in Kalifornien vermuten als in Gütersloh. Wobei, zur Ehrenrettung: Die USA sind eh sowas wie eine zweite Heimat für The Picturebooks geworden. Seit 2009 bestehend, zuerst als Trio, nun als Duo, sind The Picturebooks eine sehr umtriebige Band. 200 Gigs im Jahr sind hier keine Seltenheit. Mit dem neuen Album „Albuquerque“ heißt es für The Picturebooks „back to the roots“: Weg von großem Label, internationalem Management und hin zurück zur D.I.Y.-Attitude. Samt Leadsänger Fynn Grabkes Vater Claus am FOH-Pult. Jener Vater, der im Videodreh zum Song „I need that Oooh“ von einem Auto überfahren wurde und dennoch immer noch dabei ist. Auch „The Boss“ Springsteen ist vor einem The Picturebooks’schem Cover nicht sicher, und auch wenn manch Zwischenansage dann schon arg lang dauert, macht das Konzert verdammt viel Spaß. Und lust auf „Mehr“.

Wolfmother: Mehr als nur Joker & The Thief

Dieses Mehr sollte dann im Anschluss mit Wolfmother kommen. Eine Band, die den Spagat zwischen Stoner-Rock, Alternative und Hard Rock schafft wie nur wenige. Aktuell besteht die Formation rund um Aushängeschild Andrew Stockdale aus einem Trio. Christian Condon ist hier aktuell an den Drums, James Wassenaar am Bass aktiv. Der Frontmann ist natürlich gleich geblieben, die Fanschar unvermittelt groß. Kein Wunder, denn neben Rock-Enthusiasten sind Wolfmother spätestens seit New Moon Rising und dem Überhit Joker & the Thief auch Videospiel-Affinen mehr als ein Begriff. An diesem Abend steht aber dem Rockgott sei Dank die Musik im Vordergrund – und Stockdale und Co machen live verdammt viel Spaß. Dimension, Rock Out, Woman zum Start, Led Zeppelin dazu, garniert mit Victorious sowie den angesprochenen New Moon Rising und Joker & the Thief, da fehlt es an wenig in der Setlist. Spaß dürften die Drei on stage auch gehabt haben, nicht nur ob des obligatorischen „Linz, that was fun“ als Kommentar dazu. Im Publikum? Ähnliche Bilder, vom Stoner-Enthusiasten bis zum Hard-Rock-Veteranen.

Auch sympathisch: Auf das depperte Von-der-Bühne-und-zur-Zugabe-wieder-kommen wurde verzichtet. Denn leider gibt es in Linz ja auch um 22 Uhr einen Curfew für Live-Musik im Hafen. Bei Wolfmother wird einfach durchgespielt, um mehr Musik unterbringen zu können. Bitte gerne öfters so, und wenn wir schon dabei sind, schreit dieses Konzert nach einer Wiederholung!

Fotos: Christoph Leeb

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.