efterklang maifeld derby
Foto: Christoph Leeb

Maifeld Derby 2025: zum Abschluss kein leises „Baba“

Es ist vorbei. Das Maifeld Derby in Mannheim ist Festivalgeschichte. Traurig, dass ein solcher Indie-Kapazunder zu Grabe getragen wurde. Am Sonntag wurde aber am Maimarktgelände noch ordentlich gefeiert.

Was soll man sagen. Es ist nicht nur Wehmut, als wir nach dem letzten Maifeld Derby-Tag Mannheim verlassen wurde. Ist das Maifeld Derby doch das, was man von einem Festival erwarten würde: handverlesenes Booking, welches nicht immer dasselbe ist. Faire Preisgestaltung bei den Labstellen, und das Gefühl, dass hier wirklich noch der Musikfan im Mittelpunkt steht. Nun, das wars aber mit dem Maifeld Derby in der gewohnten Form. Die Gründe? Unter anderem natürlich Geld, könnt ihr hier nachlesen, wenn ihr das noch nicht getan habt. Aber nun zum Wesentlichen: dem letzten Maifeld Derby-Tag. Und der stand nochmals im Zeichen der Musik in buntesten Facetten.

Station 17

Den Auftakt machte eine ganz besondere Band, nämlich die erste inklusive Band in der Festivalgeschichte. Das war Festivalleiter Timo Kumpf noch ein wichtiges Anliegen zum Abschluss. Musikalisch schwankt das immer wieder zwischen Rock und Pop, geht einfach in das Ohr. Jetzt keine Neuerfindung des Rades, aber solide und sauber gespielt. Am schönsten war es aber zu sehen mit welcher echten Freude und Spaß die Musiker hier auf der Bühne standen. Eine sehr schöne Eröffnung dieses letzten Tages!

Deadletter

Den Auftakt im Palastzelt machten dann Deadletter aus England. Generell ist die britische Insel dieses Festival sehr stark vertreten. Aber zurecht, denn sie bringt auch viele gute Musiker hervor, ebenso auch diese. Athmosphärischer Alternative/Indie-Rock, der auch mal in Grunge wechselt, aber auch elektronische Elemente reinmischt. Das ganze mit viel Energie auf (und vor) der Bühne, sehr abwechslungsreich und durch die leicht düstere, aber gleichzeitig farbenreiche unterstreichende Lichtshow sehr stimmungsvoll. Gerne wieder!

Suck

Auf der lauteren kleinen Arena-Stage startete der Nachmittag mit Suck. Riot-Attitüde mit politischer Komponente. Erste (verhältnismäßig!) kleine Moshpits, dazu ein prall gefüllter Sitzplatzbereich neben der eigentlichen Stage. Starker Auftritt, den wir gerne im verschwitzten Club unserer Wahl nochmals wiederholen wollen. Dann gäbs auch keine störende Absperrung mehr zwischen Stage und Audience.

Elaj

Ruhiger ging es dann zu Beginn des Tages auf der Parcours D’Amour Bühne los, und zwar mit Elaj aus Mannheim. Über den Bandsupport Mannheim ist die junge Dame gemeinsam mit ihrer Band zum Maifeld Derby gekommen. Meistens ruhiger, aber vor allem im mittleren Teil des Sets sehr schwungvoller Pop. Das Ganze in Deutsch und mit sehr persönlichen Texten. Keine schlechte Stimme, aber so richtig wollte das ganze im Gegensatz zum Publikum bei uns nicht wirklich zünden. Da fehlt es dann doch etwas an dem gewissen Extra, was das Ganze von anderen ähnlichen Acts abhebt. Aber gibt ja noch genug Zeit, um hier noch mehr seinen eigenen Stil zu finden.

Porridge Radio

Auf der Open Air Stage mimten Porridge Radio den drittletzten Act. Die Combo stammt aus Brighton, macht Indie mit einer ganz, ganz eindringlichen Stimme von Dana Margolin, die auch ein paar Bröckchen Deutsch mitgebracht hatte. Warum das so funktioniert? Das ist verdammt catchy, lädt zum Träumen ein, hat aber immer wieder lautere mitreißende Facetten zu bieten. Huihuihui, das ist ein Act, den man wohl noch länger hören wird. Und bald wohl auch auf noch größeren Festivals. Bis dahin können Maifeld Derby-BesucherInnen zumindest sagen, die Band vorher schon gesehen haben zu dürfen.

Drangsal

Er ist wieder zurück: Drangsal. Was eigentlich ein Wunder ist. Denn Musik und das Business drumherum ist oft Eines: erbarmungslos. „Aus keiner meiner Brücken die in Asche liegen ist je ein Phönix emporgestiegen“ heißt das neue Album, das Drangsal am 13. Juni veröffentlichen wird. Der Soloartist Drangsal ist nicht mehr, die Band Drangsal ist wieder. Schön, dass Max Gruber auch mit diesem Projekt wieder da ist. Eine erfrischend ehrliche Platte, ein Live-Set, das die Besucherinnen in Mannheim auch in den Bann zog. Dazu ein Frontmann, der zum Schluss hin auch auf Tuchfühlung mit dem Publikum geht. So soll das sein! Und dass mit Niklas Apfel ein alter Bekannter an den Drums sitzt, war dann auch für uns nochmal extra stimmig.

Mary In The Junkard

Den etwas undankbaren Slot gemeinsam mit Drangsal zu spielen hatten Mary In The Junkyard. Indie Rock aus UK, der dort gerade steil durch die Decke geht, das ganze noch ohne ein Debüt-Album zu haben. Leider können wir hier jetzt musikalisch nicht wirklich etwas dazu sagen, waren wir doch beide dann bei Drangsal im Palastzelt.

Efterklang

Mit einem Wort: magisch. Magisch, was Efterklang da zum Sonnenuntergang auf die Stage zauberten. Das dänische Quartett ist auf dem Maifeld Derby nicht unbekannt und begeiserte mit ehrlicher Spielfreude. Ehrliche Spielfreude mit lächeln im Gesicht, sich nicht immer hundertprozentig ernst nehmend, und dabei immer tanzbar. Dürfte die große Meute vor der Bühne auch so gesehen haben. Und dass sie auch einen Ausflug ins Publikum unternahmen, brachte nur noch mehr Applaus ein. Das war richtig groß!

Olli Schulz

Es wurde wieder gestopft voll im Palastzelt, stand doch eines der Highlights dieses Festivals an. Olli Schulz war da! Vielen als Musiker bereits sehr lange bekannt, ist er natürlich auch durch die Projekte gemeinsam mit Jahn Böhmermann so gut wie Jedem ein Begriff. Wobei er sich nach viel Lob und einer kleinen Anektote zu seinem ersten Auftritt hier vor zwölf Jahren gleich mal etwas peinlich versprach. Bei der Ansage „es ist schön zurück auf dem Maimarkt-Festival“ staunten nicht nur wir Fotograf:innen im Graben. Aber egal, denn das war schnell verziehen. Strotze sein restlicher Auftritt doch nur so von Leichtigkeit, Lebensfreude, guter Stimmung und einfach einer extrem symphatischen Art, die jeden verzauberte. Spätestens beim dritten Song, dem Klassiker Dann schlägt dein Herz waren auch wir verliebt. Ebenso holte er, nachdem sich niemand im Publikum fand, beim neuen Song Stadtfest in Bonn Lampe auf die Bühne. Der spielte mit seinem Soloprojekt letztes Jahr hier, wo wir auch sehr begeistert waren. Ein absolut perfekter Gig der natürlich mit Wenn es Gut ist endet. Ebenso mit der wohl treffendsten letzten Botschaft für dieses letzte Maifeld Derby „Lasst die Höhepunkte von heute die Tiefpunkte der Zukunft sein“. Werden wir, lieber Olli, danke für diesen Höhepunkt!

Getdown Services

Britisch. Britain’s Best Band, wie sie selber ganz unverblümt meinen. Und wow, fetzt das. Erinnert vom Setting auch ein bisschen an Sleaford Mods, hat aber dann doch bedeutend weniger Kleidung am Körper. Spätestens nach den ersten Songs, wo auch mal gestagedived wird. Das ist ein brachiales Trum, was die beiden da samt Laptop auf der Bühne veranstalten. Wenn alle Bands aus Bristol so sind, dann will ich verdammt noch mal da hin ziehen. Bumm!

Nilüfer Yanya

So langsam kommen nicht nur bei Gästen, sondern auch beim Team und bei uns beiden Gefühle hoch. So langsam realisiert man, dass es die letzten Bands in der Geschichte dieses Festivals werden. Nilüfer Yanya wurde die Ehre zu teil, die Open Air Bühne in den Ruhestand zu begleiten. Bei strahlend schönem Abendwetter. Was auch von der ganzen Stimmung die in der Luft lag sehr gut zu ihrer Musik passt. Einfühlsamer ruhiger Indie, der Einen genießen lässt und hin und wieder Gänsehaut erzeugt. Aber leider, wie wir finden, von der Platte deutlich besser ist als live. Da fanden wir es dann stellenweise einfach zu ruhig, zu langweilig ehrlich gesagt. Vielleicht fehlte aber auch einfach schon die Energie, um das Ganze richtig genießen zu können. Aber musikalisch auf jeden Fall weiterverfolgen!

Fat Dog

Das Finale auf der Arena Bühne lieferten Fat Dog, und was für einen Abschluss! Das war von Anfang an die pure Eskalation, daran ließ icht nur Sänger Joe Love keine Sekunde zweifeln. Zuerst noch ein paar Sekunden ruhigere Alternative-Töne, war es dann sehr schnell Zeit vollkommen auszurasten. Sofort ging es in das Publikum, das sich von dieser Energie sofort anstecken hat lassen. Recht etwas anderes lässt dieser schnelle, aber auch sehr eigene Alternative-Rock auch nicht zu. Durchzogen von elektronischen Elementen und schnelle Beats die den Puls sehr schnell auf 150 schießen lassen. Ein Schlagzeug, das dann mit Gewalt dazwischen schlägt und ein typisch britischer Sprechgesang. Was für eine Kombination, die wir so auch noch nie gehört haben. Da kann man eigentlich nur völlig eskalieren und das Publikum tat das auch. Großartig!

Beharie

Noch einen kurzen Sprung für das Ende des letzten Sets auf der Parcours D’Amour wollten wir natürlich auch noch machen. Von dieser Bühne, die immer eines unser Highlights war verabschieden, haben wir doch hier unter anderem so großartige Künstler:innen wie Julien Baker oder Martin Kohlstedt zum ersten Mal live gesehen und uns sofort verliebt. Das haben wir uns in den letzten 15 Minuten dann auch etwas in Beharie. Großartige Stimme, die zwischen Indie, Folk und Soul wechselt, die Genres kombiniert und das ganze sehr gefühlfühl und fesselnd auf der Bühne darbietet. Ein wirklich passender und perfekter Abschluss dieser großartigen Bühne, was zurecht mit sehr viel Applaus belohnt wurde!

Bilderbuch

Das allerallerletzte Konzert am Maifeld Derby: Bilderbuch. Zum vierten Mal, oder so. Kremsmünsters finest Band brachte noch mal Opulenz mit. Dass der liebe Maurice eine Rampensau ist, wissen wir schon länger. Die Produktion samt Visuals übertraf dann aber doch nochmal unsere Erwartungen. Und Songs wie Maschin, Bungalow und Kitsch fetzen live im Zelt einfach. Sicher mit das Konzert, das mit am lautesten am Maifeld Derby bejubelt wurde. Zurecht, wie wir meinen, auch wenn wir dann eine kleine wehmütige Träne vergießen, wenn nach Spliff die PAs des Maifeld Derbys für immer abgedreht wurden. Baba, Derby!

Fazit

Wir lassens jetzt mal mit Lobeshymnen. Und beschränken uns mal auf ein Wort, um das Maifeld Derby zu verabschieden: Danke!


Maifeld Derby 2025 – save the last ride

30. Mai bis 1. Juni 2025
Maimarktgelände Mannheim (GER)

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