Melancholische Pop-Avantgarage

Dienstag, 13.9.2011, 20 Uhr. Linzer Posthof. Im Gedenken an den im Jahr 2010 verstorbenen ehemaligen Posthof-Musikchef Werner Ponesch gastiert David Thomas gemeinsam mit seinen „Two Pale Boys“, um ein Ponesch gewidmetets Konzert zu geben. Ein Abend , der das Publikum in einen Zustand tiefer Melancholie entführt – jedoch auch eine gehörige Portion Sarkasmus beinhaltet hat.

Was kann man erwarten, wenn man den Namen „David Thomas“ hört? Jemanden, der seit fast 3 Jahrzehnten die Avantgarde im Pop verkörpert, ohne sich je darum geschert zu haben, was andere machen. Sei es in seinem „Hauptprojekt“ „Pere Ubu“ oder im Nebenprojekt, die „Pedestrians“. Der 53-jährige gebürtige Amerikaner – mit dem der verstorbene Ponesch seit den 80er Jahren Kontakt pflegte – steht für Arrangements, die einerseits skurril anmuten, andererseits jedoch Texte beinhalten, deren Tiefsinnigkeit man lange suchen muss. Oder, wie es der Musikexpress formulierte: „In jedem Stück von David Thomas pasiert mehr als auf 10 Platten deiner Lieblingsband.“ Stimmt, es passiert wirklich andauernd was, und das Publikum ist bei seinen Arrangements gefordert– um das Publikum dennoch nicht zu überfordern, streut er ab und an eine gehörige Prise Sarkasmus ein: „I love you all, and I couldn’t imagine being without you!“ – eine angenehm andere Hommage an gewohnte Konzertansagen. David Thomas, auf der Bühne immer penibel darauf achtend, dass sein Becher mit Getränken nie leer ist, schafft es, das Publikum in den Bann zu ziehen – was ungewöhnlich ist, zählt seine Musik doch heute nicht unbedingt zu dem, was man auf einem Livekonzert erwarten würde.

Weiters überzeugen konnten auch seine beiden Begleiter, die „Two Pale Boys“. Die bewiesen, dass man auch mit Trompete und Iphone anständige Snares produzieren kann, und dass man auch mit MIDI-Controllern angenehme Töne erzeugen kann, die man irgendwo zwischen 8-Bit-Game-Boy-Nostalgie und zeitgemäßem Arrangement ansiedeln kann. Definitv eines der Konzerthighlights der Saison!

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.