ANASTACIA: Bitch with balls

Ein bisschen mehr Dreck, mehr Druck auf den Stimmbändern und mehr Direktheit – Rockröhre Anastacia kehrt nach mehrjähriger Schaffenspause geläutert zurück und präsentiert mit „It’s A Man’s World“ ein Album mit Songs, die ausnahmslos aus der Feder von harten Kerlen stammen. Ein willkommener Perspektivenwechsel, der für die Sängerin wohl dringend nötig war. Die Geschlechterfrage darf hiermit wieder aufgerollt werden.

Was machen Veteranen und Veteraninnen aus dem Popbiz, wenn sie in die Jahre kommen? Entweder eine Liveplatte herausbringen, ein Best Of-Album zusammenstellen oder ein Werk mit Coverversionen aufnehmen. Et voilà, bei Anastacia ist es nun soweit. Für ihr letztes Studioalbum „Heavy Rotation“ hat sie reichlich auf die Mütze bekommen. Selbst ihre treuesten Fans hielten das Material für viel zu banal. Danach hat man vom selbsternannten „Sprock-Chic“ und der „Bitch with balls“ nicht mehr viel gehört. Jetzt kehrt zu sie wohldosierten Gitarrensounds zurück, die mit ihrer kräftigen Stimme bestens harmonieren.

Dass Popmusik etwas mehr bieten kann als das Übliche, will Anastacia allen zeigen, denn „It’s A Man’s World“ soll sie erden und ihr wieder Boden unter den Füßen verleihen. Bei der Auswahl der Songs hat sie sich mit Produzent Glenn Ballard (Alanis Morissette, Annie Lennox, Christina Aguilera) ausschließlich an Publikumsfavoriten herangetraut. Sie liefert weibliche Interpretationen männlicher Songs von Led Zeppelin, Foo Fighters, Oasis, Bon Jovi, The Rolling Stones, Kings Of Leon, Guns N‘ Roses oder Aerosmith ab. Wer es hier noch nicht bemerken sollte: Anastacia bleibt auf der sicheren Seite, riskiert nicht allzu viel. Schade eigentlich.

Es ist wenig überzeugend, Stile kreuz und quer zu mischen und dann darauf zu hoffen, dass dieser Stilmix vom Publikum wohlwollend goutiert wird, doch man kann sagen, dass ihr ein von Erwartungsdruck befreites Album gelungen ist. Große und kleine Begebenheiten, die sich in der Auswahl der Lieder wiederfinden, runden die Sache ab. Mitreißende Hooklines und griffige Melodien geben sich ein Stelldichein, inklusive Rock-Gewittern und schmissigem Popappeal.

Mit ihrer musikalischen Vergangenheit hat „It’s A Man’s World“ reichlich wenig zu tun. Anastacia erlebt man ungebremst und frei. Man könnte ihr ankreiden, dass sich die Arrangements zu sehr an den Originalen orientieren. Handwerklich ist das aber trotzdem einwandfrei und mit einer feinen Portion Soul versehen, welche den Originalen fehlt.

Cover

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