Goodbye, Konzertjahr 2015!

2015 neigt sich dem Ende zu. Die einen werden froh sein, die anderen werden die eine oder andere musikalische Träne vergießen. Grund genug, um auch heuer wieder die Favoriten der Redaktion zu küren. Ein Mix zwischen Altbekanntem und Neuem, mit dem einen oder anderen Aussetzer! 

 

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Christoph Thorwartl, leidenschaftlicher Konzertgeher und -fotograf, im „Zivilberuf“ Krankenschwester. Zyniker, mit einem Hang zur übermäßigen Ehrlichkeit. Nebenbei auch für subtext.at verantwortlich ;). 

Ok, ich gebs zu. In den gut 90 Konzerten dieses Jahr (ja, wirklich!), die ich besuchen durfte, ist mir die Entscheidung ziemlich schwer gefallen. Drum fangen wir mal beim gedankich frischesten, weil überflüssigstem Konzert dieses Jahres an. Shantel im Linzer Posthof. Seit mittlerweile vier Jahren jeden Dezember beehrt der Herr Hantel den Zeitkultur-Hotspot am Hafen. Dieses Mal nicht mal mit neuem Material. Das führt nicht nur dazu, dass die Setlist jedes Jahr gleich ausschaut, sondern auch dazu, dass die Stimmung von Jahr zu Jahr, naja, sagen wir mal gemäßigter wird. Bitte, bitte, gebt uns zumindest mal ein Jahr Pause!

Damit will ich aber dem Posthof nicht Unrecht tun. Der ist nämlich auch für eines von zwei Highlights verantwortlich. Nummer 1: British Sea Power. Die spielten heuer am Finale des Ahoi!Pop-Festivals im November, und waren vor allem live eine Wucht. Zurecht im UK kein Geheimtipp mehr. Ein perfekt arrangiertes Konzert, sympathische Leute hinter der Bühne, die den eigentlichen Headliner des Abends an die Wand spielten. Liebe Tocotronic, daran kann auch ein „Fuck you!“ an den gemeinen Konzertfotografen nix ändern, das war gar nix!

Und weiter gehts, dieses Mal ein bisschen zurück in der 2015er-Timeline. Neben denkwürdigen Festival-Gigs wie Florence and The Machine am Southside Festival – nicht nur wegen dem etwas freizügigen Kleid der guten Frau Welsh – und K.I.Z. am Szene Open Air Lustenau, war ein Konzert dann doch noch herausragend. Two Gallants. Bezeichnenderweise im Linzer Posthof, wo sie das Saisonabschluss-Konzert im Juli spielten. Man mag mich Fanboy nennen, aber was die beiden auf der Bühne auslösen, kann ich nur schwer in Worte verpacken. Schöner Saisonabschluss nach Bierchen im Gastgarten, mit einem Support Shoshin, der ebenso überzeugte! Danke, 2015, wir sehen uns dann nächstes Jahr!

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Andreas Wörister: Musikliebhaber, Festivalreisender, Konzertsüchtig, Vinylnerd, Photograph, Konzertveranstalter, Linz-Liebhaber

Foo Fighters @ Rock im Park
30 Grad. 20 Uhr Abends. Nürnberg, Festivalgelände Rock im Park. Leicht angetrunken, aber in perfekter Stimmung. 5€-Bier in der rechten Hand, Zigarette in der linken und bereit seine Stimme für die nächsten 2 Tage zu verlieren. Puls auf 200, ebenso wie die Vorfreude auf die großartigste Band dieser Welt. Die Stage in Schwarz und zu einer ruhigen Gitarre gehts los „Keep you in the dark, You know they all pretend…“. Ein paar Sekunden weiter im Lied eskalieren dann zehntausende Menschen gemeinsam mit Dave Grohl bei traumhaften Festivalwetter. Ein Hit jagt den nächsten und alle Alben und Hits von 1995 bis 2015 sind vertreten, nichts hat gefehlt! Zwischendurch wechseln Schlagzeuger Taylor Hawkins und Frontmann Dave Grohl die Instrumente, was unterstreicht, welche musikalischen Wunderkinder und Allroundgenies hier den Park zum Beben bringen. Über fast drei Stunden (2,5 Stunden vorgesehene Setlänge, so lange durfte mit Abstand niemand anderer auf dieser Bühne stehen!) sang ich mir die Seele aus dem Leib. Die Stimme des ehemaligen Nirvana-Drummers durchschlägt Mark und Leib und verleiht Gänsehaut. Dazu persönliche Anekdoten und Tuchfühlung mit dem Publikum. Die Foo Fighters verstehen es wie keine andere Band auf dieser Welt Live einen in den siebten Himmel zu befördern. Perfektion in ihrer reinsten Form, muss man in seinem Leben gesehen haben!

Madsen @ Posthof Linz
Dieser zweite Platz war wahrlich eine schwere Entscheidung, hätten viele Bands dieses Jahr hier einen Platz verdient. Am Ende entschied ich mich doch für Madsen. Zum ersten Mal durfte ich diese Urgesteine des deutschen Rocks live erleben und war schlichtweg begeistert. Hab selten Bands gesehen die in Linz eine derartige Stimmung und Motivation im Saal erzeugen können und das ohne große Lichtshow, ohne irgenwelche Megaspecials. Einfach durch eine energiegeladene, sympatische und publikumsnahe Show, die bis auf eine Kleinigkeit in der Setlist (wo war bitte „Verschwende dich nicht“ ? ) keine Wünsche offen ließ. Logik ist hier fehl am Platz, denn wieso mich Madsen so begeistert haben, lässt sich eigentlich objektiv schwer sagen, es war einfach so, mein Gefühl sagt mir das. Goodbye Logik ;).

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Daniela Zuckerhut: Daniela ist ein Konzert-Junkie, Mode-Liebhaberin und leidenschaftlicher Musical-Fan.

Top 
Mein Top Konzert hat eigentlich im Ausland statt gefunden. Dabei geht es um die Band And One, die mich mit ihrer Live Performance zu EBM Klängen jedes Mal aufs neue begeistert und auspowert. Ich möchte aber in Österreich bleiben, da war eindeutig Kraftklub am besten. Kraftklub liefern eine tolle Show ab, wo es einfach nicht langweilig wird. Wenn man nicht gerade nackt durchs Publikum pogt und mit Dreck schmeißt, kann man dem Sänger Felix zuhören, wie er mit fremden Müttern auf der Bühne telefoniert. Einfach herrlich. Nur gut, dass sie am 11. Februar 2016 in Innsbruck und am 12. Februar in Linz wieder live in Österreich sein werden.

Flop
Mein schlechtestes Konzerterlebnis war wohl Die Krupps. Eigentlich mag ich die Metall-Elektro Klänge von Die Krupps sehr gerne, doch das neue Album „Metal Machine“ wirkt auf mich sehr eintönig. Es bleibt kaum ein Track hängen. Wenn dann beim Konzert auch fast ausschließlich Songs von diesem Album spielt und dann die alten Lieder außen vor lässt, dann darf es einem nicht wundern, wenn das Konzert etwas lahm ist. Eine ausgewogene Setlist hätte hier geholfen. Vor allem nach dem sehr beeindruckenden Support-Act The Red Paintings war der Kontrast einfach zu groß, als dass ich hätte Spaß haben können.

 

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Lisa Leeb: Lisa ist die zweite Verantwortliche für die Organisation der junQ.at-Veranstaltungsreihe qlash.at. Und wenn es die Zeit erlaubt berichtet sie gerne über Konzerte und schreibt Rezensionen über Alben, Filme und Bücher.


Einer der schönsten Momente als Musikredakteurin ist es, am Ende des Jahres,das Musikjahr noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Und unter den zahlreichen und großartigen Momenten die besten Rosinen herauszupicken. Zwei meiner Lieblingskünstler scheiden leider schon von Vorhinein aus, einmal die bezaubernde Fiva – sie kann nicht schon wieder top platziert sein. Und die Jungs von Wanda, die habe ich leider heuer zu oft gesehen und somit „totgehört“ – aber eine gewisse Hassliebe verbindet mich schon noch mit AMORE.

Meine „goldene“ Rosine ist mit langen Abstand die Band Friska Viljor. Insgesamt kam ich heuer dreimal in den Genuss, der Musik der schwedischen Grinsekatzen zu lauschen. Und nie wurde es langweilig – top Musiker, eine besonders herzliche Show. Was will man da mehr?

Die zweite Rosine, die ich mir noch herauspickte, sind die Jungs von Rainer von Vielen. Schon ziemlich am Anfang des Jahres war ich mir sicher, dass der liebe Rainer Hartmann definitiv unter die Top 3 kommt. Und der Auftritt auf unserem Qlash bestätigte meine Wahl nur noch. Neben meinen Rosinen möchte ich noch einige „Weintrauben“ erwähnen, die es gerade nicht in die Top 2 geschafft haben. Hierzu mal die internationale Fraktion: Alameda, Soléy und The Subways. Und aus den heimatlichen Gefilden: Lylit, Dream of Aquarius, Ages, Viech und zu guter Letzt „Da Billi Jean is net mei Bua“. Ich freue mich schon wieder auf ein neues musikalisches Jahr undbin schon gespannt, wer es nächstes Jahr schafft, mich zum Staunen zu bringen.

 

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Patrick Datscher: Musiker. Plattenliebhaber. Spaßvogel. Freizeitkritiker. Betreibt außerdem die Show „New Noise“ auf Radio FRO

Brand New – Arena Wien – 24.05.2015
Brand New sind eine dieser Bands, die mir auch beim hundertsten Mal Hören noch Gänsehaut auf meinem ganzen Körper heraufbeschwören können und ihr Album „The Devil And God Are Raging Inside Me“ wird wohl für immer eine meiner absoluten Lieblingsplatten bleiben. Sie haben aber auch schon immer zu der Art von Bands gehört, die ihr Herz auf der Zunge tragen oder sich irgendwie besonders inszenieren müssen, sondern einfach ihre Musik für sich sprechen lassen. Umso verblüffender und berührender ist es, wenn Jesse Lacey und seine Kollegen einen live unmittelbar in ihre Seele blicken lassen. Es war einer dieser Abende der sich schwer in Worte fassen lässt, mit einer gemischten Stimmung aus Nostalgie, Euphorie, Nachdenklichkeit und purer Glückseligkeit. Als Lacey dann davon erzählt, dass er einfach keinen Bezug mehr zu den Texten herstellen kann, die er mit Anfang 20 geschrieben hat und dem Publikum bei „Soco Amaretto Lime“ eingesteht: „I’m just jealous cause  you’re young and in love“, während die jungen Liebenden den Background-Chor bilden, dann ist das verdammt nochmal ganz nahe dran an der Perfektion.

Enter Shikari – Rock im Park, Nürnberg – 07.06.2015
Ich habe die vier britischen Spaßkanonen jetzt schon an die 6 Mal live gesehen. Doch am letzten Festivaltag des diesjährigen Rock Im Park Festivals, als letzte Band um Mitternacht in der Halle hatte sich meine Erwartungshaltung eher auf „naja, schauen wir halt mal hin“ Niveau eingependelt. Ich sollte den Besuch aber keinesfalls bereuen. Denn Rou, Rory, Chris und Rob vermochten es an diesem Abend, auch noch den letzten Tropfen Energie aus den anwesenden Festivalbesuchern zu quetschen. Der erbarmungslose Mix aus Punk, Metalcore, Hip-Hop, Rock und Electro versetzte die Menge aus stinkenden Menschen in absolute Ekstase. Spätestens als am Schluss dann der Synthesizer zertrümmert wurde und kaputte Tasten durchs Publikum flogen, hatte sich dieses Konzert in mein Langzeitgedächtnis eingebrannt. Und ich dachte schon, ich bin zu alt für den Moshpit.