DAWA: Reach

Ein Glück, dass diese Band nicht für den letztjährigen Songcontest verheizt wurde! Stattdessen konnten DAWA zur Ruhe komme, sich besinnen und an einem Nachfolgewerk zum letztjährigen Durchbruchsalbum „Psithurisma“ werken. Auf „Reach“ sind DAWA ganz bei sich, klingen reduziert und zurückgezogen. Das Ergebnis davon sind 40 Minuten Musik zwischen intimer Kamin-Atmosphäre und Karneval in Rio, die zwar ein paar Längen aufweisen, aber nachhaltig mehr Eindruck hinterlassen werden als der Weg des schnellen Ruhmes.

Faulheit kann man der Band um Sänger und Songwriter John Dawa nicht gerade unterstellen. Gerade einmal ein Jahr ist seit dem letzten Langspieler vergangen. Klingt vielleicht erstmal irgendwo nach Schnellschuss, ist es aber nicht. Reach ist kein großer Paukenschlag, es ist ein intimes und sehr ruhiges Album geworden. 10 unaufgeregt dahinplätschernde Songs (davon ein Intro und ein Outro) , die mit sich selbst und Welt im reinen sind und sich in gemütlicher Zufriedenheit zurücklehnen, um den ganzen Stress da draußen für 40 Minuten auszublenden. Diesen Job erledigt die Platte hervorragend.

Schon das eröffnende Titelstück begrüßt einen mit einladender Wärme und gemächlichem Tempo. Ein gezupftes Chello, dezenter Einsatz von Gitarre und Percussion. Mehr ist da nicht. Außer natürlich die charismatische Stimme des Bandleaders und die betörenden Backingvocals von Barbara Wiesinger. Weniger ist hier definitiv mehr. Eine Thematik, die sich durch die gesamte Platte zieht. „Speed of Light“ macht in der selben Gangart weiter, ehe wir plötzlich zum Carneval nach Rio katapultiert werden und ein Samba-Beat den Weg für die etwas feuriger geratene, tanzbare Single „Open Up“ ebnet. Einer der eingängisten Momente, den DAWA hier ihren Hörern gewähren und dabei auch zu überzeugen wissen.  Weitere Highlights sind „Put It Away“, dass gar etwas Surfer-Flair á la Jack Johnson versprüht und der weiblichen Stimme etwas mehr Rampenlicht überlasst und das, in Lagerfeuerromantik schwelgende „White Walls“ inklusive mehr oder weniger zugehörigem „Outro“, welches von mir eher als eigenständiger, kurzer Song wahrgenommen wird und auch für sich genommen eine gute Nummer ist.

Das einizige größerer Problem der Platte, ihre konsequente Unaufdringlichkeit, mag für manche Hörer vielleicht auch ein Qualitätsmerkmal darstellen. Ich hatte meine liebe Not damit. Gar zu gern verkommt Reach beim durchgehenden Hören zu bloßer Hintergrundbeschallung, schafft es nicht wirklich über die ganze Länge zu fesseln. Ist das dann noch Alltagsflucht, oder nur noch bloße Berieselung? Die Entscheidung muss Jede/r für sich selbst fällen. An den musikalischen und gesanglichen Darbietungen und dem Songwriting an sich lässt sich kaum etwas aussetzen. Für Fans von ruhiger Folk- und Popmusik also wohl ein Selbstläufer. Wem das allerdings schon beim Lesen dieser Zeilen zu fad klingt, der wird wohl auch nach Album Nr. 3 kein DAWA-Fan werden.

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Tracklist

01. Reach
02. Speed Of Light
03. Intro Samba
04. Open Up
05. Child Of The Sun
06. Put It Away
07. Emma
08. White Walls
09. White Walls/Outro
10. Wait Another Day

 Las Vegas Records/Rough Trade

DAWA OFFICIAL
LAS VEGAS RECORDS

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Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.