Jeanny: Selftitled EP

Gemeint ist hier nicht der Falco-Song, auch wenn er bei der Namensgebung nicht ganz unschuldig gewesen sein dürfte. Jeanny ist eine vierköpfige Indie Punk Band aus Wiener Neustadt. Im September 2021 haben sie via LaserLife und Stray Records ihre erste selbstbetitelte EP veröffentlicht. Neustadt Punk is not dead!

Für neue Musik aus dem österreichischen Punk-Kosmos muss man stets dankbar sein und wenn irgendwas aus dem Dunstkreis um LaserLife und Triebwerk Wiener Neustadt kommt, dann gilt das gemeinhin als Gütesiegel. So auch im Fall von Jeanny. Die Band besteht aus Christoph Kerschhackel (Drums), Bernhard Schrenk (Gitarre/Trompete), Pablo Scheuhammer (Gesang/Gitarre) und Fabian Novakovics (Bass) und wurde 2019 gegründet. Knapp zwei Jahre später ist mit der vorliegenden, 6 Songs umfassenden EP die erste Visitenkarte erschienen. Beeinflusst werden die vier Musiker nach eigenen Angaben von Bands wie den „The Wave“-Post-Hardcore Größen Touché Amoré und La Dispute, aber auch OK KID zählt zu den Referenzen. Die sehr stark und emotional vorgetragenen Spoken Word Passagen in Kombi mit einfachen und effektiven Punk-Akkorden, und sehr wirkungsvollen Trompetenakzenten lassen diese Referenzen verdammt stimmig erscheinen. Zudem gleicht es mal wieder einer Wohltat so gutes Storytelling in deutscher Sprache zu hören.

Zu den Geschichten selbst: Die vermischen Tragik aus persönlichen und fremden Erfahrungen über den Verlust geliebter Menschen, Alkohol- und Drogenmissbrauch zu einer knapp 25-minütigen Therapiestunde, die es schafft Gänsehaut und emporgereckte Fäuste auf einmal hervorzurufen. Die namensgebende Jeanny aus dem Falco Song – so viel sei verraten – ist auch hier „ein Mädchen, das gern träumt“ und dessen Geschichte in mehreren Teilen erzählt wird.

Fazit

Produziert wurde die EP, passend gewählt im Schall & Wahn Studio von Christoph Eymannsberger (siehe YOUTH, Backwards Charm, uvm.) im Innviertel. Jeanny besticht durch einfaches, aber cleveres Songwriting. Die Band weiß vor allem, wie sie Vocals und Trompete im richtigen Moment einsetzen kann, um beim Hören das Gefühl eines emotionalen Schlages in die Magengrube hervorzurufen. Diese EP ist für eine Erstveröffentlichung auf so hohem Niveau, dass man sie eigentlich verpflichtend jedem Menschen aus der Emo/Screamo/Post-Hardcore-Bubble und darüber hinaus ans Herz legen muss. Deshalb: unbedingte Hör- und Kaufempfehlung!