Partyszene in Gentrifizier dich
Foto: Andreas Kurz

Theater Phönix: Gentrifizier dich

In einer Zeit, wo es Zeltsiedlungen gibt und viel zu viele leerstehende Wohnungen, spricht das Theater Phönix mit „Gentrifizier dich“ ein aktuelles Thema an und trifft den Puls der Zeit. Der Satz „Irgendwo muss man doch schlafen“ ist ein Weckruf für den Immobilienmarkt, auch in Linz und ganz Österreich.

Lena lebt in „Stadt“ in Wohnung mit Ausblick auf hohes Gebäude und Einkaufsmeile. Lena ist ein Kind vom Dorf und hat es in der Stadt geschafft. Sie hat einen Job in „Marketingagentur“ und kann sich dort für den guten Zweck einsetzen. Am Weg zu ihrem Job trifft sie auf Matthias Eschborn. Der war auch mal wie Lena, hat aber alles verloren: seine Freundin, den Job und seine Wohnung. Er steht mit der Pistole an der Schläfe da, doch Lena bringt ihn davon ab abzudrücken. Sie gibt ihm ihre Karte und einen Kontakt zu einer Notunterkunft.

Der Traum beginnt zu bröckeln

In den weiteren Szenen läuft es super für Lena. In der Arbeit wird sie gelobt, sie kauft bei Murat, dem Händler ums Eck, um den kleinen Laden zu unterstützen, lernt eine mögliche „Love Interest“ kennen und geht feiern. Lena lebt ihren Traum. Doch das Kartenhaus bricht schneller zusammen, als man glauben möchte. Anfangs verändert sich nur „Stadt“. Ein Saftladen ersetzt den Laden von Lenas Freund Murat, an der Ecke zieht eine neue Boutique ein und Lena freut sich darüber, dass eine Stadt ein lebendes Ökosystem ist. Bis die Vermieterin vor Lenas Haustüre steht und die Miete erhöht, weil das Viertel beliebter wird. Lena kann die Miete jedoch nicht zahlen und fliegt kurzerhand aus der Wohnung.

Der Albtraum

Nun beginnt der Anfang vom Albtraum. Der Wohnungsmarkt in „Stadt“ ist die Hölle. So heißt es „Wohnung im Keller, 28 m², Ideal für Gamer 700 € kalt“ oder „Hütte im Wald, kein warmes Wasser, Plumpsklo 600 €“. Lena kommt bei Freunden unter und läuft von Wohnung zu Wohnung, wird aber nicht fündig. Nach zwei Monaten beginnt sie auch nach WG-Zimmern zu suchen: „Durchgangszimmer in 10er WG, 500 €“. Klingt nicht sehr einladend, doch Lena ist motiviert und geht zum WG-Casting. Nach missglückten Castings bei Clean-Freaks, bei denen man in der Küche nicht kochen darf, Techno-Katzen, die unabsichtlich ein Zimmer eines Mitbewohners auf Urlaub vermieten wollten, und Vibe-Nudisten, sitzt Lena ein weiteres Mal fast auf der Straße. Den Höhepunkt erreicht das Stück als Lenas Visitenkarte bei dem nun toten Matthias Eschborn gefunden wird und sie den Mann identifizieren muss. Lena hat das gleiche Schicksal nun eingeholt. Irgendwo muss man doch schlafen! Von der netten Lena am Anfang der Story ist nichts mehr übrig. Sie bestiehlt ihren Mitarbeiter, schlägt ihre Freundin und bringt Murat in Schwierigkeiten. Am Ende ist Lena so hoffnungslos und will mit ihrem schmierigen Boss schlafen, nur im nicht auf der Straße zu landen. Diesen erschießt sie in ihrer Verzweiflung und Hoffnung auf seine Wohnung.

Ein Mann in einem Kühlschrank, der als sein Obdachlosenheim gilt
© Andreas Kurz

Die Schauspieler:innen

Das Stück verlangt den Schauspieler:innen vieles ab. Immer wieder schlüpfen Mirkan Öncel, Lukas Weiss und Melanie Sidhu in verschiedene Rollen. Einzig kleine Kostümwechsel helfen den Schauspieler:innen auch visuell den Charakter zu verändern. Für mich ist es eine Kunst, was die Mitwirkenden auf der Bühne schaffen. Sie hauchen den schnell ändernden Charakteren jedes Mal wieder Leben ein und stellen die Figuren wunderbar authentisch dar. Gina Christof darf im Stück in ihrer Rolle der „Lena“ bleiben. Doch auch Lena wächst und verändert sich. Anfang voller Hoffnung und Zuversicht wird sie zur verzweifelten jungen Erwachsenen und porträtiert die Hauptrolle der Satire mit ihrer charmanten Art, die das Phönix Publikum kennt und liebt.

Das Stück

Die Aussage ist klar: Der Wohnungsmarkt muss wieder mehr auf die Mieter:innen eingehen. Für mich stellt sich die Frage: Wie kann sich ein Markt nicht mehr nach der Nachfrage richten? Die katastrophale Situation am Wohnungsmarkt wird in der Satire zwar überspitzt dargestellt, ist aber dennoch nicht weniger wahr als im echten Leben. „Gentrifizier dich“ spricht definitiv ein relevantes Thema an, auch wenn das Stück teilweise kleine Lücken aufweist. Lena kann beispielsweise keine 250 € für die höhere Miete bezahlen, ist sich aber sicher, dass sie 10.000 € irgendwie zusammenkratzen kann für die Übernahme von ausgedienten Möbeln einer Mietwohnung. Auch den plötzlichen Wandel im Charakter von Lena kann ich weniger nachvollziehen. Die überspitzten Figuren hingegen sind oft auf den Punkt getroffen und zeigen die Heterogenität der Stadtbewohner:innen.

Mein Senf dazu

Die Leistungen der Schauspieler:innen fand ich grandios! Auch der Humor des Stücks gefällt mir und den lachenden Zuschauern gut. Meine Begleitung und neues Subtext-Mitglied Martin kriegt sich beim Sprachfehler der Techno-WG fast nicht mehr ein. Oft fühlt es sich für mich so an, als wäre die Autorin aber nie selbst in der Situation der dringenden Wohnungssuche gewesen. Ich selbst bin gerade direkt mit dem Thema in Berührung und würde ganz andere Probleme bei der Wohnungssuche ansprechen, fühle mich aber dennoch im Stück gehört. Der Schluss des Stücks, bei dem man den anfangs positiv konnotierten Charakter von Lena gar nicht mehr wieder erkennt, gefällt mir persönlich aber nicht. Ich konnte leider nicht nachvollziehen, wie diese Änderung so schnell passieren konnte und was genau der Auslöser für Lenas Wandel ist. Der Todestanz der Darstellenden gefällt mir jedoch äußerst gut und spricht die Seite in mir an, die den dunklen und etwas schrägen Humor mag. Positiv erwähnen möchte ich außerdem noch das gelungene Bühnenbild.

Einen Besuch wert

Alles in allem, würde ich allen Freund:innen des Theater Phönix, und denen, die es noch werden wollen, einen Besuch raten – vor allem wegen der Leistung der Schauspieler:innen. Hoffentlich gesellen sich dabei auch einige Wohnungsbesitzer dazu, denen ein Samen des Umdenkens eingepflanzt wird. Die Möglichkeit dazu gibt es noch an Terminen im Februar und März. Diese Termine findest du auf der Webseite des Theater Phönix.

Ich bin wahrscheinlich die Definition von Jack of all Trades. Ich liebe es vieles zu machen, sonst kommt die Unruhe in mir zum Vorschein. "Fake it till you make it", ist einer meiner Lieblingssätze, denn wenn ich etwas machen möchte, mach ich's eben einfach. Deswegen bin ich: Eventmanagerin, professionelle Tänzerin, Tanztrainerin, Content Creator, Bloggerin, Sprecherin/ Moderatorin in Ausbildung und vieles mehr. Ich freu mich, wenn ihr meine Beiträge lest und über eure Nachrichten!