JESSIE WARE: Eine für alle?

Süffisante, geschmeidige Songs mit ganz eigener Note. Emotionen, die auf wunderbare Weise wie maßgeschneidert für das eigene Empfinden scheinen. Mittendrin: Jessie Ware, der weibliche Popstar der Stunde. In Großbritannien wird sie derzeit als heißeste Aktie des Landes gehandelt. Und das zu Recht. Es ist an der Zeit, dass ihre begnadete Präsenz endlich ins Rampenlicht tritt.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Electro-Beats der 80er das aktuelle Musikgeschehen mitbestimmen. Auch der Sound auf „Devotion“, was auf Deutsch soviel wie Hingabe oder Zuneigung bedeutet, bedient sich dieses Stilmittels und wird dementsprechend in bester Hype-Manier bereits abgefeiert. Das Album, ihr erstes nach einigen UK-Singles, ist das genaue Gegenteil eines kühl kalkulierten Produktes. Zu viel Herz, Gefühl und Liebe hängt an diesen Liedern. „Devotion“ ist bemerkenswert in sich schlüssig und klingt nicht wie ein Debüt, sondern bereits wie ein Klassiker aus einer längst vergangenen Zeit.

Jessie Ware steht für bitter-süße Musik, getragen von einer Stimme, die immer betört. Sich zu verlieben bedeutet, sich zu verlieren. Schönes hat seinen Platz neben Schmerzvollem. All das mag kitschig klingen – in Wares Songs klingt es keine Sekunde lang kitschig. Wenn Ware im Überhit „Running“ dahinschmachtet, ist es um einen bereits geschehen. Die Gitarren verführen, der Bass kickt, das Schlagzeug pulsiert. Die Musik ist sehr sexy, ohne stumpfsinnig zu sein. Was für eine Stahlkraft! In den besten Augenblicken hört sich „Devotion“ begehrlich an. Ob das kraftvolle “Wildest Moments“, das leichtfüßige „Night Light“ oder das warme, sinnlich und verführerisch klingende „Taking In Water – die Qualitätskurve zeigt dauerhaft nach oben. Ein luxuriöser Vintage-Soul auf Höhe der Zeit.

Viele haben sie bereits mit Sade verglichen und diese Gegenüberstellung fügt sich einwandfrei ins Bild. Man darf gespannt sein, ob Ware den Erfolg und den daraus resultierenden Erwartungsdruck verkraften kann und ihr noch einmal solch ein großer Wurf gelingt. Bis dahin kann man sich ausnahmslos mit „Devotion“ vergnügen.

Devotion

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