Die Politik auf der Suche nach Kultur

Am 1. Juni lud die KUPF gemeinsam mit dem DEPOT Wien zur Suche nach einer oberösterreichischen Kulturpolitik. Zu der Podiums- und TV-Dikussion wurden Kultursprecherinnen des oö. Landtags der jeweiligen Parteien eingeladen: Martina Pühringer (ÖVP), Petra Müllner (SPÖ) und Maria Buchmayr (die Grünen).* Die Veranstaltung wurde über DorfTV übertragen und kann online nachgesehen werden.

Man darf nicht vergessen, dass Veranstaltungen wie diese im Schatten der Landtagswahlen im Herbst stehen und PolitikerInnen berüchtigt sind, voreilig Wahlversprechen zu geben. Wahlen können viel verändern; Versprechen, die jetzt gemacht werden, können dann aus diffusesten Gründen nicht eingehalten werden. Nach dieser Dikussion muss dies allerdings nicht befürchtet werden.

Der Moderator Martin Fritz bat die Politikerinnen, zu Beginn über ihr letztes positives und negatives Kulturerlebnis zu erzählen. Bereits hier positionierten sich alle drei Frauen in parteipolitischer und zu erwartender Weise. Pühringer, die ebenfalls Landesobfrau der oö. Goldhauben-, Kopftuch- und Hutgruppen ist, erzählte von einer Restaurierung einer Marienstatue und ihren Problemen mit Hermann Nitsch. Müllner sprach von ihrer Liebe zum Welser Schl8hof und der Abneigung zu Gabaliers Hymnengesang. Buchmayr erklärte, dass ihr Frauenpositionen in der Kunst wichtig sind, und war über das Ergebnis der FPÖ in der STMK und BGL schockiert. Sie verwies auf eventuelle kulturelle Nachwirkungen dieser Wahl.
Alle drei waren sich in ihrem Kunst- und Kulturbegriff einig. So soll die Kunst Veränderungen auslösen (Pühringer), durch Kunst werden Gefühle hervorgerufen, Kultur hingegen reflektiert immer die Frage nach dem Zusammenleben (Müllner) und Kultur soll Vielfältigkeit Raum und Möglichkeiten bieten (Buchmayr).

Wenn man im Kultursektor in (Ober)österreich engagiert ist, so erfährt man ziemlich schnell, wie schwer es ist Fördergelder (egal ob von der Stadt Linz, von Gemeinden, dem Land oder dem Bund) zu bekommen. Das oberösterreichische Kulturbudget ist stark an Kulturinstitutionen gebunden, nur ein kleiner Teil steht freien Kulturschaffenden zur Verfügung. Weiters werden vom selben Fördertopf sowohl Vereine des oberösterreichischen Brauchtums gefördert als auch neueste Kunstströmungen. Wenn man sich die Lage in den Gemeinden in OÖ ansieht, so ist es oftmals erschreckend, wie einfach Brauchtumsvereine (kleine) Geldsummen bekommen und wie schwierig es sein kann, für „aktuelle“ Kulturströmungen Unterstützung zu erlangen.
Diese Strukturen ziehen sich bis hinauf in die Landesebene der Kunst- und Kulturförderung. Obwohl Pühringer davon sprach, dass Kunst Veränderung bewirken soll, ist die ÖVP nicht gerade berühmt dafür, wahnsinnig progressiv zu sein. Traditionelle Werte sollen bewahrt werden. Und wenn Tradition und Kulturgutpflege natürlich etwas ist, das unbedingt gefördert gehört, so kann es nicht sein, dass daneben avangardistische, migrantische, subkulturelle Kunst, schlicht andere Kunstformen, kaum Gelder bekommen, beziehungsweise mit massiven Hürden zu kämpfen haben.

Oberösterreich positioniert sich gerne als Land der Innovationen und als maßgebend für internationale Entwicklungen, vor allem im wirtschaftlichen Bereich. In der Kunst hat man das Gefühl, dass der Politik hier zwar Fortschritt wichtig ist, sie ihn aber nicht fördert. Schnell wird auf fehlende Gelder und etwaige Sparmaßnahmen hingewiesen. Eine Besserung im Kultursektor hat auch wesentlich mit der monetären Umverteilung der Ressourcen zu tun, aber das wollen nur wenig Offizielle eingestehen, vor allem in konservativen Reihen.

Alle drei Politikerinnen haben davon gesprochen, wie wichtig Kunst ist und wie wichtig es ist bürokratische Strukturen (wie Lustbarkeitsabgabe oder Veranstaltungssicherheit) zu minimmieren. Dazu gibt es auch Gespräche und Pläne. Das Podium erkannte auch, wie wichtig es ist, Förderkriterien und Fördervergabe transparenter zu gestalten, allerdings haben sie nicht wirklich handfeste Pläne abgeliefert, aus denen man schließen könnte, eine baldige Besserung stehe bevor.
Wie wichtig ungebundene, transparente Fördervergaben sind und wie wichtig eine Umverteilung der Ressourcen in der Kunst ist, sieht man beim SHIFT-Programm in Wien. Hier war heuer erstmals das Ziel, einen Fördertopf für Projekte einzurichten, die sich traditionell schwer tun, an öffentliche Gelder zu gelangen.  562 Projekte wurden bei der SHIFT eingereicht – lediglich 22 Projekte davon werden gefördert.

Wir werden sehen, ob sich die oberösterreichischen Kulturpolitikerinnen von ihrer Ohnmacht lösen können. Müllner sagte, sie selbst habe das Gefühl, nichts verändern zu können. Es sieht nicht so aus, als würde sich in der kommenden Legislaturperiode die prekäre Lage der KünstlerInnen in Oberöstereich bessern.

* Aus diversen Gründen wurde kein Kultursprecher der FPÖ Oberösterreich eingeladen.

Studentin. freischaffende Künstlerin. bluehirsch.