GIN SØNIC: Gotta Go!

Bei der letzten Veröffentlichung nannte sich die Band noch „Pussy Pilot“. Aus einer kleinen Verschnaufpause inklusive Bühnenabstinenz und vielen Stunden im Studio betrat man vor einigen Monaten als GIN SØNIC wieder die Bildfläche und setzt nun mit einer neuen EP names „Gotta Go!“ ein kräftiges musikalisches Ausrufezeichen. An der Oberfläche  scheint alles neu zu sein, doch im Inneren schlummert unverändert der Rock’Nn’Roll Spirit, die rohe Energie und die betrunkene Leidenschaft, mit der die vier Herren so gerne Bühnen zerlegen.

Nicht nur die Namensänderung deutet auf die dazugewonnene Reife und Erfahrung der Band hin. Auch die vier neuen Kompositionen erweisen sich schon beim ersten Hören als locker lässige Rock-Ohrwürmer. Es hat etwas von einem Drahtseilakt aus Routine und einer gewissen Portion Unbekümmertheit, wie GIN SØNIC „woah oh“-Chöre und Gitarrensolos aneinanderreihen, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Und dabei unglaublich frisch und vital klingen. Für den merklich gestiegenen Produktionswert gegenüber der ersten EP „Sinner Circus“ zeigt sich Kontrust-Gitarrist Mike Wolff verantwortlich, der für die Aufnahmen in Wien hinter den Reglern Platz nahm. Das Ergebnis klingt zugleich bodenständig und modern, passend zur Band.

Gin Sonic

Neu ist auch, dass sich GIN SØNIC vermehrt in leichter zugängliche Gefilde begeben. So schreckt etwa die Leadsingle „Attention Whore“ auch vor etwas mehr Pop-Appeal nicht zurück. Nicht falsch verstehen! Die Verstärker werden immer noch bis auf Stufe 11 aufgedreht und mit bluesigen Riffgewittern der Marke Airbourne versorgt. Doch dass die Songs noch besser ins Ohr gehen, lässt sich nicht leugnen. „Alive!“, der eröffnende Song der Platte ist gewissermaßen alles was man sich vom ersten Stück auf einer Rock-Platte wünschen kann. Ein treibender Schlagzeugbeat, ekstatische Riffs und ein genial verpacktes, aber kurz gehaltenes Solo im letzten Drittel machen sofort klar wohin die Reise geht und sorgen für gehörig Feuer unterm Hintern. Auch die „woah-oh“s sind hier wieder sehr prägnant in den Refrain gepackt und werden wohl live für viele mitgröhlende Kehlen sorgen. „Whiskey Bombs“ ist vielleicht am ehesten der Song, den man genau so von der Band erwarten konnte und sich mehr am älteren Output der Band orientiert. So wie man sie vermutlich auch live schon kennen und lieben gelernt hat. Pflichtübung erfüllt! Die große Überraschung der EP ist dafür das abschließende Titelstück „Gotta Go!“, dass mit einem Gastauftritt von Russkaja-Geigerin Mia Nova aufwartet. Rock’N’Roll trifft russische Folklore sozusagen. Ein Experiment, dass zwar nicht so unmittelbar aufgeht wie die vorherigen Songs, aber beweist, dass GIN SØNIC durchaus eine gewisse Wandlungsfähigkeit besitzen und deshalb als gelungen bezeichnet werden darf.

„Gotta Go!“ entpuppt sich als mehr als gelungenes Debüt, oder auch Comeback. Wie man es auch betrachten möchte. GIN SØNIC könnte sich damit als neues Zugpferd in der österreichischen Hard Rock Szene einen Namen machen und vielleicht bald nach größerem streben. Wir werden es sehen. Nur bei der Getränkeauswahl muss sich diese Band noch einigen. Was darfs sein? Whiskey oder Gin?

GinSonic_GottaGo

Tracklist

01. Alive!
02. Attention Whore
03. Whiskey Bombs
04. Gotta Go!

erhältlich ab Mitte September als Download via iTunes, Spotify
und als CD im Vresh Store Eferding und bei der Band
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facebook.com/GINSONICOFFICIAL

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.