NEEDTOBREATHE: H A R D L O V E

Wenn die Shift-Taste klemmt: Die vor allem in den USA bekannte Band NEEDTOBREATHE versuchen auf ihrem sechsten Album neu und gleichzeitig wie gewohnt zu klingen. Gleich vorweg: Das gelingt ihnen nicht.

Das deutsche Wikipedia meint: „Ihr Stil erinnert stark an andere Bands wie The Fray, Lifehouse, Sister Hazel oder Kings of Leon.“ Und wenn man sich die bisherigen Alben der vier Männer aus South Carolina durchhört, kann man die Alben diesen vier Bands auch leicht zuordnen: Das Debütwerk „Daylight“ (2006) war eine Mischung aus The Fray und Kings of Leon, „The Heat“ (2007) geht mehr in Richtung The Fray. „The Outsiders“ (2009) hört man eindeutig Sister Hazel raus, wohingegen „The Reckoning“ (2011) wieder den Stil á la Kings of Leon hervorzaubert. Das bisher letzte Album, „Rivers In The Wasteland“ (2014) hört sich teilweise wie Lifehouse an. Hier sieht man eines: NEEDTOBREATHE sind vieles, aber nur sehr schwer einzuordnen.

Gemeinsam musizieren die vier Männer seit dem Jahr 2000. Bear Rinehart, Bo Rinehart, Seth Bolt und Joe Stillwell bilden eine „Rockband mit christlichem Hintergrund“. Was das genau bedeutet ist schnell erklärt: Ihre Songs sind nicht selten christlich angehaucht, 2006 wurden sie von einem christlichen Magazin zum „New Artist 2006“ ernannt und bisher wurden sie einmal für den Grammy (2015), aber dreizehn Mal für den „Gospel Music Association Dove Award“ nominiert (davon haben sie übrigens 10 Mal gewonnen). Diese gospelmäßigen Einflüsse kann man im Video zu HAPPINESS gleich am Anfang erkennen:

Aber zurück zu HARD LOVE (oder H A R D L O V E): Album Nummer 6 bringt wiederum einen neuen Stil. Aber nein, vielmehr ist es ein Stilmix ihrer bisherigen Einflüsse. Hat sich das bei den bisherigen Alben teilweise recht gut angehört, entsteht hier aber nun eine ganz komische Mischung. MOUNTAIN, Pt 1 startet sehr synthetisch, ein recht guter, kurzer Opener und passend für den Übergang zu HARD LOVE. Aber da hapert es schon. Der namengebende Song ist einerseits laut, andererseits langweilig, die Stimme geht im ganzen Tamtam unter (oder ist einfach nicht stark genug).

NO EXCUSES ist dann das erste richtig gute Lied auf dem Album. Sehr minimalistischer Einsatz der Gitarre, Fokus auf die Stimme. MONEY & FAME, WHEN I SING und GREAT NIGHT wirken einfach – so blöd es sich vielleicht anhört – unglaubwüridg. LET’S STAY HOME TONIGHT und CLEAR hingegen zählen zu dem Besseren auf dem Album.

Manche werden NEEDTOBREATHE bereits kennen: Bei P.S.: Ich liebe dich steuerten sie einen Soundtrack-Song bei, und in vielen weiteren US-Filmen und Serien tauchte ihre Musik irgendwann einmal auf. Sie können es also. Mit H A R D L O V E haben sie aber etwas über das Ziel hinausgeschossen. Das Album wirkt unrund und lässt den Hörer meist sehr unbefriedigt zurück.

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29 Jahre alt - Literarischer Blogger (Neon|Wilderness), Autor ("Volle Distanz. Näher zu dir"), Medienblogger (dominikleitner.com), Printschreiber (MFG Magazin), freier Journalist (u.a. BZ), CD-Kritiker (subtext.at) und Detektiv (365guteDinge)