alle Fotos vom Autor

Eine längst überfällige Liebeserklärung an den Leberkas-Pepi

Pepi is love, Pepi is life – der altehrwürdige Gourmettempel in der Linzer Rathausgasse wurde im Februar frisch renoviert und hat seit 01.03. endlich wieder geöffnet. Ein ausgezeichneter Anlass, um ein paar Dinge loszuwerden, die mir schon länger auf dem Herzen liegen.

Das Stammhaus des Leberkäs-Pepi in der Rathausgasse Nummer 3, sozusagen der Ur-Pepi, erstrahlt seit kurzem in neuem Glanz. Als jahrelanger Fan musste ich da natürlich sofort einen Lokalaugenschein machen, um mir von den Umbaumaßnahmen meines Nr.1-Nahversorgers in Sachen „best drunk Food ever“ ein Bild zu machen. Der Pepi ist so untrennbar mit meiner Fortgehgeschichte in Linz verbunden, dass mir in den vergangen drei Wochen Umbaupause garantiert etwas in meinem Leben gefehlt hätte, wenn ich nicht eh auf Urlaub gewesen wäre. Seit der Pepi und ich praktisch Nachbarn sind und ich den Duft, den der Leberkasofen oft schon in der frühen Morgenstunden in der Gasse verströmt in mein Herz geschlossen habe, ist der Trennungsschmerz natürlich nur noch größer geworden. Aber: he’s back!


Zugegeben, ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist der neo-rustikale Einrichtungsstil noch. Ganz viel Holz, ein paar schöne, schwarze Steinplatten und ein bisschen mehr Beleuchtung – ist doch ganz nett. Verschwunden hingegen ist die alte Tafel, auf der jede Sorte Leberkäse fotografisch abgebildet war. Verschwunden sind auch die alten Glastüren, die immer so schön vom Dunst beschlagen waren – fast wie in einer Sauna, nur mit mehr betrunkenen Menschen auf der Suche nach einem Snack, der ihrer derzeitigen Verfassung entspricht. Wichtige und liebgewonnene Einrichtungselemente wie die steile Treppe zu den WCs im Keller, die im intoxinierten Zustand ein echtes Hindernis werden kann und die viel zu klein geratenen Sitzkojen auf der rechten Seite sind hingegen aber erhalten geblieben.

Nun aber zum wirklich wichtigen Teil: Das Herzstück dieses Gourmettempels ist immer noch der majestätische Leberkäseofen, der in der Mitte des Raumes thront und Platz für 12(!) Sorten saftiger Gaumenfreuden bietet. Classic, Käse, Röstzwiebel, Spinat-Knoblauch, Pfeffer, Pikant, Chili, Pizza, Chili-Käse, Pferd, Puten-Käse und Saison-Leberkäs. Herz, was willst du mehr? Der Pepi ist für mich unverzichtbarer Bestandteil der Fortgeh-Kultur (falls es sowas in Linz überhaupt gibt) – und das schon seit Zeiten, die noch vor das erste „legale“ Bier zurückreichen. Und wenn ich mittlerweile an einem lauwarmen Sommerabend durch das offene Fenster meiner Wohnung den lieblichen Duft in der Straße vernehme und Menschen jeglichen Alters beim biergeschwängerten Imbiss belausche, dann weiß ich, dass ich nicht alleine bin und dass sich manche Dinge immer nur an der Oberfläche ändern. Hach, die Nostalgie!

Du hast gerade mit dem 10. Käsleberkässemmerl binnen kürzester Zeit deinen Treuepass komplettiert und bist zufrieden mit dir und der Welt. Später scrollst du durch deinen Instagram feed und siehst Fotos von hübschen Acai Bowls und allem möglichen Zeug mit Avocados und Chia Samen, die unter dem Hashtag #eatclean herumschwirren. Du trinkst dein Bier aus, holst dir noch ein Weckerl zum Mitnehmen und denkst dir zufrieden: „Scheiß drauf! Live fast, die young!“ \m/-

Schreibt Albumrezensionen, Konzertberichte und führt gerne Interviews - transkribieren tut er diese aber weniger gern. Immer wieder auch für Blödsinnigkeiten abseits seines Kerngebiets "Musik" zu haben. Hosted einmal monatlich die Sendung "Subtext on Air" auf Radio FRO, ist bei mehreren Kulturinitiativen und in einer Band aktiv.