DEAD RISING 4: Das Wirrwarr von Willamette

Wenn sich zig Dutzend untote Horden vom Fleisch der noch lebenden Bewohner ernähren wollen, dürften wir nicht weit vom amerikanischen Städtchen Willamette sein. Erneut Zombies? Doch, ja, und was für welche. Nachdem Dead Rising 4 vor einem Jahr für die Xbox One erschienen ist, dürfen sich nun die PS4-Gamer den bluttriefenden Survival-Spaß zu Herzen nehmen.

Mit dem vierten Teil von Dead Rising kehrt Capcom zum Ursprung der Reihe zurück. Fotoreporter Frank West darf wieder auf die Bildfläche, seine Kamera zücken und investigativ den Fall seines Lebens aufklären. Und das auch noch zu Weihnachten! Zusätzlich haben die Entwickler sämtliche Add-Ons, Waffen, Fahrzeuge, Kostüme und weitere amüsante Bonusinhalte (Minigolf!) hinzugefügt, die zum Download angeboten wurden, und es ganz sexistisch Frank’s Big Package genannt. Für Langzeitmotivation dürfte gesorgt sein oder etwa doch nicht?

 

Dead Rising 4 – Frank’s Big Package
Publisher: Microsoft
Entwickler: Capcom
Plattformen: PS4, Xbox One, PC
Testplattform: PS4
Metacritic-Score: 72 %

 

Keifende Konsumenten

Als popkultureller Charakter ist der Zombie mittlerweile im Mainstream angekommen und findet in vielen Bereichen Verwendung. Zombie-Walks in Großstädten auf der ganzen Welt, Seelenlose in Film und Fernsehen und als wäre das nicht schon genug an Berichterstattung, verstarb Kult-Regisseur George A. Romero in diesem Jahr. Die faulenden Wiederkehrer sind inzwischen über Jahrzehnte ein beliebtes Thema für sich und die damit in Hand gehende drastische Darstellung von Gewalt. Hier setzt die Dead Rising-Franchise seit ihrem Erscheinen an. Masse statt klasse. Klotzen, nicht kleckern. Spaß statt Spannung.

Massenabfertigung in kürzester Zeit

Dabei trifft Dead Rising 4 nun ins Mark der Konsumkultur: In einem groß angelegten Shopping Center, dem Hauptort der Geschichte, darf der Spieler als politisch unkorrekter Macho Frank West sich abermals mit einem teils skurrilen Waffenarsenal durch Horden von Zombies metzeln. Man kämpft, schießt, schneidet und rollt sich durch riesige Massen, fertigt neue Gegenstände zu Nah- und Fernwaffen, muss sich Psychopathen stellen (optional) und mit Bossen fertig werden. Dazwischen sollte man seine Energieleiste stets im Auge behalten, denn jeder Treffer zieht einem Lebensenergie ab. Snacks und Getränke gibt es genug, die sofort die Anzeige wieder auffüllen. Der Schwierigkeitsgrad ist dementsprechend eher gering angesetzt.

 

Willamette Wirrwarr

In sieben Kapiteln gilt es nun, Licht hinter die Story zu bringen. 16 Jahre nach dem ersten Teil kehrt man als Reporter in die Stadt zurück, in der alles begann. Ein Vorwissen ist nicht zwingend notwendig. Was hat es mit dem erneuten Virusausbruch jetzt auf sich? Als Spieler weiß man anfangs nur, dass dieses Worst-Case-Szenario am Black Friday stattgefunden hat. Ach, herrje. Was wird vertuscht? Welche Organisation steckt dahinter? Frank muss Beweise finden, sie mit seiner Kamera fotografieren, entschlüsseln. Je besser das Foto (oder das Selfie), umso bessere Punkte werden erzielt, die man dazu nutzen kann, neue Gegenstände zu erwerben.

But first, let me take a selfie

 

Eine Farce, die vor Blut trieft

Dead Rising 4 macht die ersten paar Stunden Spaß, doch anschließend wiederholen sich die Muster und Aufgaben. Das Spiel wirkt zwar bemüht, aber reichlich ungelenkt. Es fehlt an Motivation, weil die Story zu sehr auf eine schmierenkomödiantische Inszenierung setzt. Es gibt zwar die Möglichkeiten, Franks Fähigkeiten aufzuwerten, doch wie man sich jetzt durch die Mengen metzelt, ist hier keine besonders große Motivation. Hält Frank ein Schwert oder eine Machete in der Hand, ist die Steuerung im Kampf recht ungenau. Mit Pistole, Armbrust oder Maschinengewehr lässt sich genauer zielen.

Die Willkommenskultur ist zumindest herzlich

 

Von Anfang an ist alles schriller als üblich im Genre. Teil 1, der für Capcom wohl als Blaupause gilt, hat dieses Vorhaben mit trashigem Charme um einiges geschickter und dynamischer gelöst. Die „Lust am Abschlachten“ verfliegt relativ schnell. Was die Technik anbelangt, macht sich ein leichter Comic-Einschlag optisch bemerkbar, der meist ruckelfrei läuft, aber bei weitem nicht so detailreich daherkommt wie manch andere Games im Jahr 2017.

 

Fazit

Pro

  • relativ offene Spielewelt mit zig Dutzend Untoten
  • kreative Waffenauswahl
  • aufwertbare Fähigkeiten des Charakters
  • Fotoaspekt sorgt für etwas Abwechslung

Contra

  • Schwierigkeitsgrad passabel
  • Handlung wenig Dynamik
  • Grafik nicht on top
  • spannungsarmer Verlauf der Story

 

Dead Rising 4 bietet viel Klamauk für ein Survival Horror-Game und zu viel Action für eine Zombie-Satire im Videospielformat. Man hat unweigerlich das Gefühl, es schon einmal besser gespielt zu haben. Für eine kurzweilige Unterhaltung reicht es, auch aufgrund der enthaltenen Extras, dennoch.

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