The L.L.A.: Willkommen im „Old America“

Ja, wir gebens zu: wir haben den Eindruck, dass gerade Expats oft mit die spannendsten Releases am Start haben, wenn es um Musik aus Österreich geht. Beispiel gefällig? Dann solltet ihr „The L.L.A.“ eine Chance geben, um eure Gehörgänge zu erobern. Das Projekt um den in Washington (State, nicht D.C.) aufgewachsenen und mittlerweile in Wien lebenden Tim Terecero hat mit „The Lonely Leaders'“ eine EP am Start, die nicht nur Fans von Alternative Pop zufrieden stellen sollte.

„The Lonely Leaders“ heißt die erste EP der passenderweise „The Lonely Leaders Association“ genannten Band rund um Tim Tercero. Ursprünglich in Washington aufgewachsen, hat es ihn vor mittlerweile fünf Jahren nach Wien verschlagen. Nach klassischen Musiker-Anfangs-Angelegenheiten – a.k.a. Songwriting und erste Demos im eigenen Apartment – gibt es mit „The Lonely Leaders“ jetzt auch professionelle Alt-Pop-Aufnahmen der guten Sorte.


Mittlerweile zur Full Band angewachsen, sticht aber die Stimme von Bandgründer und Frontmann Tim unweigerlich ins Ohr. Abwechslungsreich? Können The L.L.A. „Wasteland“ heißt der Opener. Theatralisch im besten aller Sinne mutet der Song aufs erste Hinhören an, er benötigt dann noch zwei weitere Male, um sich komplett zu erschließen. Man kann nur mutmaßen, wo sich das „Wasteland“ tatsächlich befindet, aber hier findet man eine Alt-Pop-Nummer vor, der der Bandname Programm ist. Irgendwo einsam in der Einöde könnte man sich diesen Song nämlich  sehr gut vorstellen. „Moonlight“ heißt Track #2,  der ursprünglichere Pop-Themen bedient – ein klassischer Song über Beziehungen, Sonnenaufgänge und die Nacht davor. Nicht nur als Single-Auskopplung geeignet, und gerade durch Full-Band-Arrangement sicher stärker als als Solo-Song. Hier weiß jemand, wie man Pop schreibt.

Der stärkste Track ist aber dann doch „Old America“ – eine Remineszenz an vergangene Zeiten, bevor es den Frontmann nach Wien verschlagen hat. Hier hat man Synthies entdeckt, fügt das Arrangement zu einem großen Ganzen zusammen, und orientiert sich an klassichen Pop-Songaufbauten. Was hier bei Gott nicht abwertend gemeint sein soll – der Track prägt sich eindrucksvoll im Gedächtnis ein. Ein Track über verflossene Träume damals im „Old America“, denen schon der Vater hinterhergelaufen war. Mit „Need Somebody“ wird eine EP von „The L.L.A.“ beendet, die einen kurzen, aber dafür umso intensiveren Einblick in das Schaffen von Tim Tercero samt Band bietet. Eine EP, die, wie es eine solche auch tun sollte, Lust auf ein Full-Length-Album macht.

The L.L.A. ist eine dieser Formationen, die man leider viel zu wenig kennt. Verstecken muss man sich vor Genregrößen nämlich sicher nicht, Gedanken zur eigenen Musik hat man sich mehr als genug gemacht, und einmal mehr ist hier eine EP vorliegend, wo man auf weiteres Schaffen mehr als gespannt sein darf. Der erste Schritt in der Musikwelt ist für The L.L.A. geglückt – Zeit also, die weiteren zu gehen!

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Fotos: Alexander Galler (Isorauschen)

Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.