THE LONE RANGER: Hi-Yo, Silver!
Viele Jahre mussten ins Land ziehen, bis eine der legendärsten Mythen der amerikanischen Kulturgeschichte wieder erweckt werden sollte: der Lone Ranger, Westernheld, TV-Star und amerikanische Ikone der neuen Zivilisationskultur, kehrt nach Jahrzehnten zurück und kämpft auch 2009 weiterhin für Loyalität und Gerechtigkeit.
Das Western-Revival lässt nicht mehr allzu lange auf sich warten. Dutzende Filme stehen in der Pipeline, die Cowboys, rauchende Colts und fiese Banditen zeigen. Auch die Verfilmung von „The Lone Ranger“ ist in Planung; Johnny Depp konnte angeblich für die Realisierung des Stoffes bereits verpflichtet werden. Zuvor startet Cross Cult die amerikanische Comicserie von Brett Matthews (Text) und Sergio Cariello (Zeichnungen) im hübschen und handlichen A5-Hardcoverformat neu. Dazu gibt es die heroisch anmutigen Titelbilder von John Cassaday, einem der renommiertesten US-Zeichner der USA, als Bonus. Bereit für einen Ausflug in den Wilden Westen?
Back to 1869
Nach seiner Ausbildung kehrt der junge John Reid in seine Heimatstadt zurück. Die Wiedersehensfreude ist dermaßen groß, dass sein Vater, ein Texas Ranger, ihn ebenfalls zu einem Gesetzeshüter ernennt. Doch das Glück währt nur kurz, denn wenig später wird er, zusammen mit seinem Vater, seinem Bruder und drei weiteren Rangern, in eine Falle gelockt. Eine Gruppe aus Gaunern und Vagabunden hält sich zwischen zwei Felsplateaus versteckt und plant einen tödlichen Angriff auf ihre Verfolger. Das Attentat gelingt, sämtliche Männer sterben. Nur John überlebt auf wundersame Weise. Er wird von einem indianisch aussehenden Fremden gefunden, der sein Leben vor weiteren Halunken rettet. Zwar ist John körperlich angeschlagen, doch ab diesem Zeitpunkt steht für ihn nur mehr eine Sache im Fokus: Vergeltung. Um nicht erkannt zu werden greift er auf eine Maskierung zurück – die Geburtsstunde des Lone Ranger.
Rache als Antrieb
Unter der staubigen Western-Oberfläche beschäftigt sich „The Lone Ranger“ mit dem Motiv der Rache. Die erwünschte Katharsis soll durch ausgeübte Gerechtigkeit erfolgen. Trotzdem ist der maskierte Rächer kein dogmatischer Moralist. John Reid hat zwar durch seine Erziehung etwas über Wertvorstellungen, Tugend und Moral gelernt, doch die Realität sieht anders aus – sie ist bitterer und gefährlicher. Ein Anpassungsprozess ist unausweichlich und der Frieden, die heile Welt und der typisierte „American dream“ noch sehr weit entfernt.
Zwei Kritikpunkte gibt es: die Handlung verläuft größtenteils allzu genrekonform, etwas mehr Abwechslung würde diesem Franchise-Restart sicherlich nicht schlecht zu Gesicht stehen. Zweitens bleibt die konkrete Ursache der Fehde zwischen der Ganovenbande und den Rangern (vorerst noch?) im Dunkeln. Abseits dieser kleinen Mankos bietet der erste Band „Für immer und ewig“ eine spannende Erzählung mit guten Zeichnungen. Ein gelungener Neustart.
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