Von sadistischen Hobbies und gleichberechtigten Frauen

 

Am Montag lud Österreichs meistgekauftes Kleinformat zur Politdiskussion der JungkandiatInnen. Die Teilnehmerinnen versuchten inhaltlich sattelfest zu wirken, die Herren ihre Schwächen mit Witz zu überdecken.

Linz – ein gut besuchter, wenngleich auch etwas zu heißer Raum. Die JungkandidatInnen der Fraktionen, sofern sie noch als solche bezeichnet werden dürfen (der Vertreter der FPÖ ist schließlich schon 36), stellten sich der Diskussion. Inhaltlich schlug sich der Bogen über die persönlichen Beweggründe des politischen Engagements bis zu Themen wie die AusländerInnenproblematik, Gleichstellung und Jugendschutz.

„Wenn ich ein Kind bekomme, ist für mich persönlich klar, dass ich eine Verantwortung zu erfüllen habe.“ – Patricia Reisinger (ÖVP)
Ein großer Teil der Diskussion behandelte den Themenkomplex „Gleichberechtigung und Frauen in der Politik“. Reisinger konnte dabei nicht ganz überzeugen, zu sehr haftete das altbackene Image der ÖVP an ihrem Auftritt. Den Versuch, als starke und unabhängige Frau Eigenständigkeit zu vermitteln, unternahm sie auch nicht wirklich. Schon im Einleitungsstatement begründete Sie ihr Engagement in der Politik durch ihre Prägung im Elternhaus. Insgesamt bemühte sie sich klarzumachen, dass sie für eine Politik des Miteinanders steht und durch ihre Leistungen (und nicht etwa durch ihr Dasein als Frau) etwas erreichen will. Außerdem war sie mit Landeshauptmann Pühringer schon einmal auf Diskotour.

„Ich habe ein Hobby gesucht und so bin ich zur Politik gekommen.“ – Petra Müllner (SPÖ)
Die SPÖ Diskutantin gab klar zu verstehen, dass sie mit den Inhalten der Sozialdemokratie Hand in Hand gehe und dass es den Frauen innerhalb der SPÖ gut geht. Ihr ging es um die Durchführung von Projekten wie den „gratis Führerschein“, außerdem sollte die Jugend gefördert werden – egal, ob durch Schaffung zusätzlicher Infrastruktur oder durch Schaffung von Freizeitangeboten. Von einer Verschärfung des Jugendschutzgesetzes hielt sie wenig, die bestehenden Gesetze sollten allerdings eingehalten werden, wenn nötig auch durch verstärkten Einsatz der Polizei vor Diskotheken – eine Äußerung, die aufhorchen ließ.

„Die Grünen sind die Partei der starken Frauen.“ – Andrea Bauer (Grüne)
Andrea Bauer war die wahrscheinlich besonnenste Teilnehmerin der Diskussion. Sie legte wenig überraschend klar, dass es mit der FPÖ nicht geht, zu sehr betreiben die Blauen eine Politik der Hetze. Beim Thema „Komasaufen von Jugendlichen“ merkte sie an, dass Alkohol eine Volksdroge ist und es auch darauf ankommt, was den Jugendlichen vorgelebt wird. Mit der SPÖ erzielt sie beim Thema „zusätzliche Angebote“ für Jugendliche Konsens. Eine Gefahr durch die Frauenquote innerhalb der Partei sah sie nicht, nicht einmal als ihr Nerat (FPÖ) vorwarf: „Auch wenn es eine positive Diskriminierung ist, es bleibt Diskriminierung.“

„Für den Wahlkampf braucht man eine sadistische Ader.“ – Alexander Nerat (FPÖ)
Den mit 36 Jahren Jahren ältesten Teilnehmer stellte die FPÖ. Gleich zu Anfang stellte er klar, wenngleich auch durch einen Versprecher, dass ein gewisses Maß an Sadismus für die Politik notwendig sei. Danach gefragt, was auf den FPÖ Plakaten stehen würde, wenn es in Oberösterreich keine AusländerInnen mehr gäbe, wurde er zum ad hoc Reimer „Einfach und ehrlich – statt Josef und Erich“. Natürlich kam er am Thema „AusländerInnen“ nicht vorbei und merkte an, dass es den Willen nach Integration bedarf um integriert werden zu können. Die Frage nach der Abgrenzung zum Neonazismus fiel knapp aus – er gehöre nicht zur FPÖ.

„Das BZÖ ist der Think Tank für Oberösterreich.“ – Richard Dobetsberger (BZÖ)

Dobetsberger wurde nicht müde, immer wieder zu betonen, dass Sportförderung eines seiner ganz großen Anliegen sei. Etwas seltsam wirkte die Anbiederung an SPÖ und Grüne, als diese die verstärkte Schaffung von Freizeitangeboten für Jugendliche forderten. Zum Thema „Frauen in der Politik“ entgegnete er: „Unser Spitzenkandidat ist eine Frau, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“ Einen wesentlichen Teil seiner Redezeit verwendet er darauf sich von der FPÖ abzugrenzen. Zum Schluss der Diskussion durfte das altbewährte „Haider-Taferl“ nicht fehlen. Der eigenen Aussagen zufolge „begeisterte Krone Leser“ teilte auf diesem mit: „Wir schaffen das!“

Insgesamt darf man von einer Diskussion sprechen, die arm an Emotionen war, aber die Unterschiede zwischen den Fraktionen deutlich herausarbeitete. Zur nächsten Runde wird am Mittwoch um 19:00h im Linzer Wissensturm geläutet – bei der junQ.at Diskussionsrunde „WORTwahl 09“.