Def-K: „Bei uns geht es um Eigenständigkeit“

Linz hat eine ganze Menge an Hip-Hop-Crews zu bieten. Eine, die nicht im Umfeld von Texta & Co entstanden ist, ist die 1999 gegründete Formation Def-K. subtext.at hat sie zum Interview gebeten und erfahren, warum Lacken nicht der „Place to be“ ist.

subtext.at: Stellt euch doch bitte mal kurz vor für all die, die euch noch nicht kennen.
Vovid: Also – ich bin der Vovid, Def-K Rapper seit was weiß ich wann, 2003 oder sowas.
Esteban: Ich bin seit der Grundformation 1999 dabei und bin ein Hip-Hop-Head, es hilft alles nix. Manchmal schäme ich mich auch dafür, im Großen und Ganzen finde ich es dann doch gut.
Madeleine: Ich bin seit 2009 bei Def-K dabei, und versuche dabei zu singen.

subtext.at: Esteban, du „schämst“ dich manchmal für Hip-Hop. Wofür schämst du dich da?
Esteban: Als ich 1999 mit Hip-Hop angefangen habe, war es nicht so groß, wie es jetzt ist. Da hast du noch für die Community gekämpft. Du hast die Kultur gelebt – und warst jemand, der damit nicht gerade „modern“ war zu der Zeit. Das hat sich dann verändert – dann warst du auf einmal Hip Hopper. Das waren dann Typen, mit denen ich mich nicht identifizieren kann.

subtext.at: Das heißt, dass Hip-Hop zu groß geworden ist?
Esteban: Im Endeffekt muss man glücklich darüber sein, was da ist. Man muss sich ja nicht unbedingt selber darin wiederfinden.

subtext.at: Linz hat ja einiges an Hip-Hop-Crews zu bieten. Was unterscheidet euch von den anderen?
Vovid: Der Unterschied liegt sicher nicht darin, wer besser rappt oder die besseren Beats hat. Bei uns geht’s da mehr um Eigenständigkeit. Def-K hat sich ja abseits von allem anderen entwickelt. Wir haben ein eigenes Studio, das wir seit 1999 aufbauen. Wir haben auch nie woanders aufgenommen – von DJ URLs Studio mal abgesehen, der ist ein guter Freund von uns. Das haben wir alles selbstständig gemacht – und das hebt uns wahrscheinlich auch ein bisschen ab.

subtext.at: Ihr seid also nicht im Linzer Tonträger-Records-Dunstkreis gelandet?
Esteban: So ist es ja auch wieder nicht, man kennt sich ja. Ich differenziere ja auch nicht, das ist alles Linz.
Vovid: Das ist auch überhaupt nicht geringschätzend gemeint. Wir respektieren natürlich, was die machen, wollen aber unseren eigenen Sound machen. Das geht nur, wenn du es von der Pike auf eigenständig machst. Sobald du dich irgendwo anhängst, wird das zum Einheitsbrei.
Esteban: Das ist zu hart gesagt. Was uns auch noch unterscheidet, ist, dass wir eine Sängerin haben – das ist aber auch eine musikalische Entscheidung. Wenn du dir Tonträger Records anschaust, siehst du, dass die mehr die „Draufhauer-Beats“ haben und es etwas härter zur Sache geht. Wir versuchen, souliger rüberzukommen und eine Prise Funk einzubauen.

subtext.at: Stichwort Sängerin: Habt ihr die auch wissentlich gesucht, um euch von diesem „Hau-Drauf-Hip-Hop“ abzuheben?
Esteban: Wissentlich nein. Der Punkt war ja, dass wir sehr früh mit Singen experimentiert haben. Singen kann aber von uns Rappern dummerweise keiner – was dann doch ein Problem dargestellt hat. Wenn man dann die Möglichkeit hat, ist das das beste, was passieren konnte.
Madeleine: Dazugekommen bin ich durch eine Studio-Session. Ich hab ein paar Hochzeitslieder gesungen – und über diese Ecken bin ich hängen geblieben. Hochzeitslieder sind also schuld daran, dass ich bei Def-K bin.

subtext.at: Euch gibt es ja bereits sei 1999 – wie schafft ihr es, nicht gegenseitig auf die Nerven zu gehen?
Vovid: Das passiert aber eh andauernd. Wir – also Esteban und ich – kennen uns ja auch schon viel länger, so seit 1995 oder so. Dann wächst das mal zusammen und wir haben zu rappen angefangen. Nach 15 Jahren muss man sich aber nicht mehr jeden Tag sehen, um Freunde zu sein. Man will das ja auch gar nicht (lacht). Das Grundverständnis bleibt aber trotzdem aufrecht.
Esteban: Rappen ist auch ein sehr gutes Ventil, um sowas abzubauen.

subtext.at: Eurer bislang beschissenstes Konzert?
Esteban: Da war die Madeleine noch gar nicht dabei, ein ganz schwarzer Moment der Def-K-Geschichte…
Vovid: Lacken. Rock am Berg.
Esteban: Die einzige Hip-Hop-Band…
Vovid: … unter vier Rockbands.
Esteban: Das war sehr „lustig“. Der Soundmann ist hergekommen, hat das Mischpult aufgestellt, und ist wieder gegangen.
Vovid: Das war ein Blaskapellenmusiker aus Lacken…
Esteban: Katastrophe. Aber sehr lehrreich. Es war sehr lustig, trotzdem, aber bandtechnisch verheerend. Sound verschissen, Bands verschissen, alles verschissen…

subtext.at: Ein Album, das ihr nie wieder hören möchtet?
Madeleine: Mir fällt eins ein, das kann ich aber nicht laut sagen (lacht).
Esteban: Unser Album „Pirap Radio“ vielleicht. Das hab ich schon totgehört.
Madeleine: Ich glaub so geht’s uns allen….
Esteban: Man hört seine Fehler. Das ist, wie wenn du ein Buch aufschlagst, und dann deine Fehler findest, die du so nie mehr machen würdest.

subtext.at: Es wird auch wieder ein neues Album geben. Wie weit seid ihr damit?
Vovid: Grundsätzlich sind wir schon ganz zufrieden. Das Album machen wir gemeinsam mit J-Prince aus Tampa/Florida, der auf unserem ersten Album auch schon vertreten ist. Der kommt im August nach Österreich, und dann nehmen wir das Album auf. Dann wird’s auch gleich Videos dazu geben. Im Herbst soll es dann herauskommen.
Esteban: Das Spannende ist ja, dass wir diesen transatlantischen Konnex durchziehen. Das ganze Album wird gemeinsam gemacht – das ist nicht bloß eine Kollaboration, sondern von vorn bis hinten ein Gemeinschaftsprojekt.

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Musik-Nerd mit Faible für Post-Ehalles. Vinyl-Sammler. Konzertfotograf mit Leidenschaft, gerne auch analog. Biertrinker. Eishockeyfan. "Systemerhaltende" Krankenschwester - wohl auch deshalb manchmal (zu) zynisch.